15.04.2019

Drei Tore haben nicht gereicht

Diepoldsau-Schmitter gerät gegen Rorschach-Goldach II beim Stand von 4:1 in Panik und verschenkt in den Schlussminuten den Sieg. Die drei Tore von Mehmet Bakan reichten nicht, das 4:4 ist wie eine Niederlage.

Von Beni Bruggmann
aktualisiert am 03.11.2022
Beni BruggmannDiepoldsau führt ein paar Minuten vor Schluss mit 4:1. Da darf Trainer Misko Rankovic seinem Matchwinner Mehmet Bakan schon einen schönen Abgang schenken, zumal die Gäste harmlos sind. Also nimmt er den dreifachen Torschützen vom Feld. Die wenigen Zuschauer applaudieren dankbar.Bakan hat auf der Bank seine Trainerjacke noch nicht übergezogen, da heisst es 4:2. Und schon eine Minute später fällt das 4:3. Plötzlich gerät ein Team, das 85 Minuten souverän gespielt hat, in Panik. Es klappt gar nichts mehr. Der Trainer will den Goalgetter nochmals einsetzen. Dieser bewegt sich kurz und steht dann an der Linie bereit, kann aber noch nicht eingewechselt werden, weil Rorschach angreift. Am Ende dieses Angriffs fällt das 4:4. Dann ist Schluss. Der Held des Spiels sinkt auf die Spielerbank wie ein Häufchen Elend.Eine halbe Stunde später ist aus dem geknickten Sportler ein freundlicher Gesprächspartner geworden. «In der letzten Phase haben wir nicht clever gespielt», sagt er, «wir konnten einfach keinen Druck mehr machen.» Vorher war alles anders. Diepoldsau verwandelte einen 0:1-Rückstand in ein 4:1.Bakans Dank gilt den VorbereiternDas 1:1 ist blitzsauber herausgespielt. Mehmet Bakan schliesst sicher ab. Es weiss genau, wer am Erfolg beteiligt ist: «Ich habe mit Sandro Sonderegger einen Doppelpass gespielt.» Das zweite Tor erzielt er per Kopf. Auch hier schätzt er die Vorarbeit: «Die genaue Flanke kam von Esmir Shajnoski.» Beim dritten Treffer hat der Captain vorbereitet: «Das Zuspiel kam von Willi Durot.»Dass er stets an den Passgeber denkt, widerlegt die Behauptung, Torjäger seien Egoisten.Der Diepoldsauer ist eigentlich ein Widnauer. Natürlich, der Name Mehmet Bakan sagt es: Ein Widnauer mit türkischen Wurzeln. «Ich bin in Widnau geboren, bin hier zur Schule gegangen, wohne hier und arbeite hier.» Mehr Widnauer geht nicht. Er ist mit Melike Sara Topak verlobt.Er hat zwei Anläufe zum Profi unternommenDer Fünfjährige beginnt beim FCW. Mit 17 spielt er in der zweiten Mannschaft. Er scheint wirklich Talent zu haben.«Und wann hast du dein erstes Spiel in der ersten Mannschaft gemacht?» Er macht grosse Augen und lächelt: «Ich habe nie in der ersten Mannschaft gespielt!» Du hast nie den Traum vom Profifussballer geträumt? «Doch, den habe ich geträumt.»Es blieb nicht beim Traum. Er startete sogar zwei Versuche.Über Bekannte wird er einem Scout des FC Sion empfohlen. Dort will man ihn sehen. Er ist in Probetrainings dabei und reist mit dem Walliser U18-Team ins Vorbereitungslager nach Alicante. Aber er bleibt beim FCW, weil Verletzungen eine Fussballpause verlangen. Ein Jahr später versucht er es in der Nähe: Er tritt beim FC St. Gallen, ebenfalls bei der U18, zum Probetraining an. Nach einer halben Stunde verletzt er sich so schwer, dass er vom Feld getragen werden muss. Es ist das Ende des Profi-Traums. Aber er bleibt Spieler beim FC Widnau, denn: «Fussball gehört immer zu mir.»Der Stürmer spielt lieber als er läuftNun hat der Stürmer den FCW doch noch verlassen. Seit dieser Saison spielt er in Diepoldsau. Man sieht es sofort: Er hat eine gute Technik, ist leicht anspielbar und wirkt, wenn er am Ball ist, ruhig. Der Schnellste ist er nicht. «Laufen ist nicht so mein Ding», sagt er mit breitem Lachen.Sein Ding ist das Spielen, Angreifen, Tore schiessen. Mit neun Treffern liegt er in der Torschützenliste seiner Gruppe auf Rang vier. Verteidigen ist ebenfalls nicht so sein Ding. Stur verteidigen heisst in der Fussballersprache «betonieren». Das macht Bakan zwei Tage nach dem Spiel wieder. Als Betonwerker bei der Widnauer Firma SAW.

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.