Der Gemeinderat Heiden hat einem Dutzend Gästen im Kursaal sowie per Livestream den überarbeiteten Voranschlag 2022 präsentiert. Dieser hat gegenüber der Ende November 2021 an der Urne wuchtig verworfenen Vorlage an Brisanz verloren.Spielraum dank unverhofftem SteuersegenIn erster Linie dank eines unverhofften Steuersegens bei den natürlichen Personen hat die Gemeinde in den kommenden Jahren mehr finanziellen Spielraum. Auf die umstrittene Steuererhöhung um 0,2 auf 3,9 Einheiten wird verzichtet.Der nun präsentierte Voranschlag rechnet bei unverändertem Aufwand mit einem Ertragsüberschuss von knapp 4,7 Millionen Franken (die ursprüngliche Variante sah ein Plus von gut 0,5 Millionen vor). Die Abstimmung findet am Sonntag, 3. April, statt.In Heiden stehen in den nächsten Jahren grosse Investitionen an, unter anderem die Erneuerung des Bahn- und Bushofes. Verschoben wurde hingegen der Bau der Dreifachturnhalle Gerbe mit Mehrzwecknutzung. Gemeinderat Jörg Lutz informierte dennoch über den aktuellen Stand des Projekts. Nach der Prüfung von sechs Varianten werde am Neubau festgehalten. Dank Einsparungen, etwa dem Verzicht auf eine Ausziehtribüne, sinken die Baukosten um rund 1,5 Millionen auf 14,7 Millionen Franken. Der Bedarf nach einer zusätzlichen Turnhalle sei bei Schule und Vereinen ausgewiesen, sagte der Gemeinderat. Auf Nachfrage aus dem Publikum erklärte Jörg Lutz, es seien noch drei Einsprachen hängig, wobei deren zwei vor der Bereinigung stünden. Denkbar sei, dass eine Einsprache weitergezogen werde. Der Baustart sei 2024 möglich, der Zeitplan jedoch eng.Gemeinderat wünscht Einsicht in SteuerdatenDie zusätzlichen Steuererträge wirken sich positiv auf den Finanzplan 2023 bis 2025 aus. Gemeindepräsident Gallus Pfister betonte, dass trotz der Investitionen der Nettoverschuldungsquotient nicht über die kritische Marke von 200 Prozent steigen wird. Nach einem Höchststand im Jahr 2026 von 166 Prozent sinke dieser wieder. Der Gemeinderat will künftige Investitionen in drei Kategorien gliedern. Jene der ersten Stufe seien unverzichtbar, die mittleren könnten hinausgeschoben werden und jene der untersten Stufe würden nur in Angriff genommen, wenn in der Rechnung Überschüsse vorliegen. Um mehr Planungssicherheit zu erlangen, wünschte sich der Gemeinderat Einsicht in die Steuerdaten beim Kanton. Pfister sagte: «Sonst ist man bei der Planung im Blindflug unterwegs.»Zwei Liegenschaften sollen in Gemeindebesitz bleibenKritische Stimmen hatte es beim ersten Voranschlag 2022 auch wegen des geplanten Verkaufs von gemeindeeigenen Liegenschaften gegeben. Der Gemeinderat möchte Gebäude, die er als nicht strategisch für die langfristige Entwicklung der Gemeinde erachtet, weiterhin verkaufen, da einige einen hohen Unterhalts- und Investitionsbedarf aufweisen, so Gallus Pfister. Er nannte als Beispiel das alte Schlachthaus, das Möglichkeiten für spannende Projekte biete. Neu sollen nun aber die Liegenschaften Alte Migros und Chäslädeli in Gemeindebesitz bleiben, wobei für die Sanierung des zweiten Gebäudes 50000 Franken aufgewendet werden sollen.Die Fragerunde wurde rege genutzt: Mehrere Votanten wollten wissen, ob der Gemeinderat angesichts der Mehreinnahmen bei den Steuern die Sparmassnahmen des Entlastungsprogramms überdenken werde. Der Gemeindepräsident sicherte dies zu, sobald Annahmen der Steuerverwaltung eintreffen würden.Spürbar war an der Versammlung auch, dass die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine die Heidler beschäftigen. Die Betreuung der Flüchtlinge ist im Vorderland regional organisiert. Es seien momentan genügend Plätze für die zu erwartenden geflüchteten Menschen vorhanden, sagte Gallus Pfister. Die Gemeinden seien bestrebt, eine aufnahmefreundliche Basis zu schaffen und er spüre in der Bevölkerung eine grosse Solidarität.