10.05.2020

Dreckiges Problem dehnt sich aus

Bewohner im Bernecker Langmoos haben genug vom Littering und ergreifen Massnahmen.

Von Hildegard Bickel
aktualisiert am 03.11.2022
Hildegard BickelDer Corona-Ärger, wie ihn Rietbewohner in einem Leserbrief schilderten, besteht auch im Wald. Achtlos weggeworfener Abfall und ein respektloses Benehmen in der Natur fallen derzeit verstärkt auf. Eine Verschärfung des Problems nimmt auch Gaby Frei wahr, die mit ihrer Familie im Langmoos oberhalb Berneck lebt. Ein idyllischer Fleck mit blühenden Wiesen und Wald in nächster Nähe. Mit ihren zwei Mädchen Tina und Lily machte sie sich kürzlich auf ihre Hausrunde, einen Spaziergang, der grösstenteils durch den Wald führt. Ausgerüstet mit einem Abfallsack und Plastikhandschuhen sammelten sie ein, was am Wegrand lag. Ernüchtert zeigen sie ihre Ausbeute. «Dosen, Fast-Food-Verpackungsmaterial, Kaffeebecher» zählt Gaby Frei auf. Und die Mädchen ergänzen: «Zigarettenstummel und ganz viele Fetzli haben wir aufgenommen.» Auch Kondome sind unter dem Abfall zu finden. Der vermeintlich abgeschiedene und idyllische Ort lockt oft Paare an, die vor allem abends das Langmoos aufsuchen. Vielfach parkieren Autos auf dem Parkplatz des Restaurants Frohe Aussicht, der Gästen vorbehalten wäre. Autotüren werden geschlossen, Flaschen bleiben liegen. Die Missstände und der nächtliche Lärm machen der Wirtin Friedi Schelling zu schaffen. Grundsätzlich haben sie und ihr Mann nichts dagegen, wenn Spaziergänger die Parkplätze benutzen. Menschen, die Ruhe und Erholung in der Natur und im Wald suchen, verhielten sich rücksichtsvoll. Friedi Schelling sagt, sie möchte die Parkplätze nicht absperren müssen. Bei Gelegenheit macht sie Personen darauf aufmerksam, den Abfall wieder mitzunehmen. Die Reaktionen fielen unterschiedlich aus. Mal gleichgültig, in der Regel verständnisvoll. Meistens seien es leider nicht die Abfall- und Lärmsünder, die man antreffe. Die Polizei patrouilliert regelmässig im Langmoos. Gaby Frei liess sich von Beamten sagen, sie nähmen oft dieselbe Zielgruppe wahr, die auch am Bahnhof Heerbrugg ihre Autos vorführe. Scheiterbeigen sind keine öffentlichen Toiletten Manche Menschen scheine es nicht zu kümmern, dass Wiesen- und Waldparzellen Privaten und Anwohnern gehören, sagt Gaby Frei. Ihre Familie bewirtschaftet ebenfalls ein Waldstück und ist regelmässig mit den Kindern beim Holzen anzutreffen. Was sie hinter den Scheiterbeigen vorfanden, lässt Gaby Frei angeekelt den Kopf schütteln. «Fäkalien und zig Taschentücher», sagt sie. Sie verstehe es, wenn man mal muss. Aber nicht die Art und Weise, die Hinterlassenschaft einfach liegenzulassen. Diese mit Naturmaterialien zuzudecken und einen Platz abseits zu suchen, wäre angemessen. Wiederholt sammeln Anwohner und Freiwillige am Dorfrand und im Wald Abfall zusammen. Oft auch im Weideland, wo Nutztiere grasen. Gaby Frei und Friedi Schelling wollen nun Passanten mit einem Plakat auffordern, ihren Abfall mitzunehmen. Es ist auf dem Parkplatz des Restaurants Frohe Aussicht angebracht. Zudem haben sie eine Kamera installieret, die den Parkplatz überwacht. Förster ruft zu Eigenverantwortung aufLittering sei ein ewiges Thema, bestätigt Revierförster Josef Benz. Seit den Corona-Einschränkungen und den Schliessungen von Fitnesscentern bewegen sich die Leute vermehrt im Freien, was zwangsläufig mehr Abfall mit sich bringe. Auffallend seien Hundekotsäckli und Energydrink-Büchsen.Beim Werkhof in Balgach stört er sich am anstands- und rücksichtslosen Verhalten, wenn Waldbesucher im Parkverbot oder vor den Toren des Werkhofes ihr Auto stehen lassen. So wird das Forstpersonal bei seiner Arbeit behindert. Josef Benz hofft, das Problem lasse nach, sobald mit den Lockerungen wieder mehr Normalität einkehrt. Er möchte keine Massnahmen oder zusätzliche Schilder mit Verboten anbringen. Ein angepasstes Benehmen in der Natur soll eigenverantwortlich geschehen. Deshalb seien Waldtage mit Schulklassen von Bedeutung. Das gemeinsame Sammeln von Abfall sowie ein vorbildliches Verhalten brächten Kinder dazu, nachhaltig zu handeln.

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