16.05.2021

«Doulas sind keine Konkurrenz für Hebammen»

Zwei Kinder hat Monika Amann mit Priska Sidler an ihrer Seite geboren. «Mein Mann wollte lieber nicht dabei sein, und mit meiner Mutter zu gebären, wäre mir unangenehm gewesen. Die Doula war für uns die ideale Lösung», sagt die dreifache Mutter, die zufällig beim Frauenarzt auf einen Artikel über die Geburtshelferinnen gestossen ist.

Von Seraina Hess
aktualisiert am 03.11.2022
Die Begleitung durch eine Doula ist allerdings noch immer selten, die meisten werdenden Eltern haben sogar noch nie davon gehört. Das bestätigt die Spitalregion Rheintal Werdenberg Sarganserland auf Anfrage. «Grundsätzlich sind wir aber offen dafür», schreibt Mediensprecherin Andrea Bachmann. «Das Spital Grabs setzt sich aber zum Ziel, den Frauen eine 1:1-Betreuung während der Geburt zu gewährleisten.» Daher sehe die Frauenklinik ihre Aufgabe sowohl in der medizinischen Versorgung der Gebärenden als auch in der emotionalen Unterstützung während des Geburtsprozesses.Dass diese Doppelaufgabe aber nicht immer einfach zu bewältigen ist, weiss Hebamme Monika Geschwend, Leiterin des Raumes Camona in Altstätten, der sich auf Kurse rund um Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett spezialisiert hat. «Es ist eine Tatsache, dass die Belastung von Hebammen gerade mit der Schliessung von Kleinspitälern zunimmt.» So seien in Frauenkliniken immer mehr Geburten gleichzeitig zu betreuen und der bürokratische Aufwand steige. «Eine Doula hingegen ist während der gesamten Geburt für eine einzige Frau vor Ort und unterstützt sie emotional.»Hebammen mit gemischten GefühlenDennoch gehen in Fachkreisen die Meinung über die Funktion der Doula auseinander. «Manche Hebammen fühlen sich in ihrer Arbeit gestört und wollen nicht, dass man ihnen dazwischenfunkt», sagt Gschwend. Sie selbst sei vom Konzept der Doula überzeugt. «Ausserdem sind diese Frauen keine Konkurrenz für Hebammen, da sie keine medizinische Ausbildung besitzen und sich dieser Tatsache bewusst sind.»Auch am Spital Heiden würden Doulas geschätzt, sagt Peter Böhi, Leiter der Frauenkliniken Heiden und Herisau und Inhaber einer Praxis für Gynäkologie und Geburtshilfe in Altstätten. Mit einer Doula aus St. Gallen habe sich sogar eine besonders gute Zusammenarbeit entwickelt. «Andrea Lang ist Teil unseres Teams geworden», sagt Böhi. Immer wieder bekämen Doulas auch die Gelegenheit, ihr Angebot am Informationsabend für werdende Eltern vorzustellen. Eine Empfehlung, eine Doula zu engagieren, gebe die Frauenklinik am Spital Heiden aber nicht ab, zumal das Leistungsverhältnis eine zusätzliche finanzielle Auslage darstellt und in aller Regel nicht von der Krankenkasse getragen wird. Dennoch sagt Böhi: «Für Frauen, die eine zusätzliche Bezugsperson während der Schwangerschaft und der Geburt suchen, ist dieses Angebot absolut empfehlenswert.» Wie Monika Gschwend geht der Chefarzt davon aus, dass Doulas dereinst an Bedeutung gewinnen könnten, wenn Hebammen in den Spitälern stärker ausgelastet sind.

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