Dorfbach bekommt mehr Raum

Wer bergauf der Kapfstrasse entlang fährt oder geht, stösst unterhalb des Werkhofes der Rheintal Forst AG auf eine Lichtung, die es vorher nicht gegeben hat. Bei einem Blick abwärts sind am Rande einer grossen Grube Baumstrünke zu sehen. Sie zeugen von der kürzlichen Rodung. Entfernt wurden vor allem standortfremde Bäume wie Rottannen. Laubbäume – Weiden, Eichen, Linden, Kastanien und Nussbäume – sind als Ersatz vorgesehen.Eingriff in die Natur schafft neuen LebensraumDie Wurzeln der gefällten Bäume dienen als Uferbefestigung des «Oberen Weihers». Sobald die Arbeiten wasserseitig abgeschlossen sind, soll einheimisches Gehölz diese Narbe in der Natur bedecken. «Mit dem Ausholzen haben wir neuen Sträuchern und Gebüschen Licht verschafft, um gedeihen zu können», sagt Projektleiter Roger Dietsche bei der Besichtigung beim «Oberen Weiher». Mit den neuen Flachwasserzonen bauen die Planer den Lebensraum für Amphibien und Reptilien aus. So beispielsweise auch das Revier der Geburtshelferkröte, auch «Glögglifrosch» genannt. Ennet der Forststrasse, beim «Oberen Weiher», ist die Quellfassung zu sehen, in der der Dorfbach aus zwei Zuläufen gefasst wird. Wenige Meter unterhalb des Metallzylinders mit Hut fliesst das Wasser durch ein Rohr in zwei kleine Sammler, einer ist für Steine, der darunterliegende für Kies und Sand. Roger Dietsche: «Das alte Rohr mit einem Durchmesser von 60 Zentimetern ersetzen wir durch ein Maulrohr. Dieses ist 1,8 Meter breit und 1,2 Meter hoch.»Bei den Arbeiten kommt schweres Gerät zum Einsatz. (Bild: Ernst Nüesch)Bach für ein HQ100 ausgebautAn den kleinen Sammlern wird nur die Holzverbauung ersetzt. In die Forststrasse wird eine Furt eingebaut. Mit ihr soll der Bach bei ausserordentlich starkem Regen kontrolliert in den «Unteren Weiher» fliessen. In diesem grossen Sammler lagern nur Sedimente ab. Das sogenannte Auslaufbauwerk wird erneuert. Der Blattenweg bekommt einen neuen Durchlass. Ein Erddamm beim «Unteren Weiher» soll das Wasser bei starkem Regen im natürlichen Gerinne halten. «Nach dem Abschluss der Arbeiten ist der Dorfbach für ein HQ100 gerüstet», sagt der Projektleiter. Als HQ100 bezeichnet man ein Hochwasserereignis, das mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:100 jedes Jahr erreicht oder überschritten wird. Es bedeutet nicht, dass ein Hochwasser nur alle hundert Jahre stattfinden könnte.Zufahrt für Feuerwehr macht SchuleIm Rahmen der Sanierung bekommt die Feuerwehr eine Interventionspiste. Die Zufahrt dient dem Unterhalt der Sammler und ermöglicht es der Feuerwehr Mittelrheintal, bei einem Wald Wasser aus dem Weiher zu beziehen. «Bereits haben sich Feuerwehren aus anderen Gemeinden für die Interventionspiste im Wald interessiert», sagt Dietsche.Eingriffe in die Natur«Eingriffe in die Natur sind ein heikles Thema», sagte Gemeindepräsidentin Silvia Troxler. Deshalb hatte Roger Dietsche die geplanten Massnahmen im Vorfeld einer Informationsveranstaltung mit Vertretern der Feuerwehr, der Ortsgemeinde sowie des Vereins Balger Natur besprochen. Bund und Kanton übernehmen rund die Hälfte der Projektkosten, die auf gesamthaft 825000 Franken veranschlagt sind.