27.11.2019

Djego soll eine Chance erhalten

Tierschützer wollen Staffordshire Bullterrier Djego retten. Dieser hat im Sommer auf der Arionwiese in Rorschach eine Frau schwer am Bein verletzt.

Von Ines Biedenkapp
aktualisiert am 03.11.2022
Rorschach kommt beim Thema Hundeangriff nicht zur Ruhe. In der Facebook-Gruppe «Du bisch vo Rorschach …» wird derzeit diskutiert, was mit einem Hund geschehen wird, der mehrfach auf Personen oder Hunde losging. Dabei wird auch häufig um die Frage der Schuld gestritten.In der Diskussion geht es vor allem um einen Staffordshire Bullterrier namens Djego. Dieser soll im Juni eine Frau an der Seepromenade angegriffen und verletzt haben. Zu dem Angriff soll es gekommen sein, weil die Halterin sich nicht an die im März 2018 auferlegte Leinenpflicht gehalten habe. Denn der Hund sei bereits zuvor durch sein Verhalten aufgefallen.Noch ist nichts entschieden«Schlussendlich wird das Tier büssen», heisst es in einem Kommentar auf Facebook. Einige der User stimmen dem Kommentar zu. Manche schreiben gar schon, dass der Hund eingeschläfert wird. Laut Marcel Aep­le, Stadtschreiber von Rorschach, ist bisher aber noch nichts entschieden: «Nachdem wir Kenntnis von den Vorfällen erhalten haben, haben wir gegen die Tierhalterin ein administratives Verfahren eröffnet», sagt er. Derzeit sei die Stadt mit der Sachverhaltsabklärung beschäftigt. Dabei wird insbesondere die Tierhalterin um eine Stellungnahme gebeten.«Welche Massnahmen gegen die Tierhalterin und/oder den Hund gestützt auf Art. 9 des kantonalen Hundegesetzes ausgesprochen werden, ist derzeit noch offen», sagt er weiter. Mittlerweile meldeten sich Tierschützer bei der Stadt, da sie ihre Hilfe anbieten wollen. Darunter ist Markus Bühler, auch bekannt als Fischer Joe. Er ist der Präsident des hiesigen Rottweiler und Co. Clubs Rorschach, Ostschweiz und Umgebung. «Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie man den Hund retten könnte», sagt der 49-Jährige. «Wir könnten der Frau etwa mit einem Hundekurs helfen. Sie könnte uns den Hund aber auch übergeben, und wir würden diesen resozialisieren.» Damit wollen sie verhindern, dass der Hund allenfalls eingeschläfert wird.Nach einigen Versuchen konnten sie die Besitzerin von Djego erreichen. «Wir werden uns jetzt erst einmal treffen und dann weitersehen», sagt Bühler. Denn nach dem ersten Kontakt ist er sich sicher: «Momentan macht es nicht viel Sinn, wenn man ihr den Hund einfach wegnehmen würde.» Denn Djego sei zehn Jahre alt. So lange soll er auch schon bei der Beschuldigten sein. «Für einen Hund in dem Alter kann es auch ein Schock sein, wenn man ihn einfach aus der gewohnten Umgebung reisst.» Er selbst hat drei Rüden, ein weiterer könnte problematisch werden.Maulband wirkt weniger aggressivBei dem Gespräch mit Bühler habe sich die Besitzerin einsichtig gezeigt und habe Angst, dass man ihr den Hund wegnehmen würde. «Einsicht ist der erste Schritt zur Verbesserung», sagt er. «Sie sieht ein, dass sie etwas falsch gemacht hat.» Nun wollen sie sich nochmals treffen und ausarbeiten, wie man Djego handhaben sollte. «Es gibt ein sogenanntes Maulband», sagt Bühler. «Das ist sicherlich von Vorteil.» Es habe denselben Effekt wie ein Maulkorb, wirke aber weniger aggressiv. «Vom jetzigen Stand gehe ich nämlich davon aus, dass das Verhalten des Hundes ein Schutz war.»Auch der neugegründete Tierschutz- und Unterstützungsverein Animals Sweet-Water aus Wienacht-Tobel setzt sich für Djego ein. Sie wollen eine Situation wie mit Bernhardiner Michael vermeiden. Bei ihm entschied der Stadtrat Rheineck nach einer Beissattacke, ihn einzuschläfern. «In Rhein­eck waren wir zu spät», sagt Alec Reifler, Mitglied des Vereins. «Für Djego möchten wir einen neuen Platz finden und mit ihm arbeiten.» Auch sie stehen mit den Behörden in Kontakt und bieten an: «Wir möchten eine adäquate Lösung finden und würden für die Kosten der Fremdplatzierung oder Futter aufkommen.»Dabei möchte man bei der Lösungssuche zügig vorgehen, da die Abklärung von Vorfällen mit Hunden sowie die Anordnung und Durchsetzung von Massnahmen ab dem 1. Januar 2020 in den Zuständigkeitsbereich des Kantons fällt. Noch entscheidet die Stadt Rorschach über das weitere Vorgehen.  

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