21.05.2020

Dieses war der fünfte Streich

Das Trainerpurzeln in der Coronapause geht weiter: In Altstätten wird Ralph Heeb von Francesco Bologna abgelöst.

Von Yves Solenthaler
aktualisiert am 03.11.2022
Beim Sesselrücken im Rheintaler Fussball lässt sich trefflich auf Wilhelm Buschs «Max und Moritz» zurückgreifen: «Dieses war der fünfte Streich, doch der sechste folgt sogleich.»Nach Widnau, Montlingen, Rebstein und Au-Berneck ist der FC Altstätten der fünfte Verein, der während der Pandemie den Trainer wechselt. Weil der FC St. Margrethen bereits im Winter den Übungsleiter ausgetauscht hatte, haben sechs Rheintaler Fussballclubs einen neuen Trainer seit letztmals ein Ball gerollt ist. Anstelle von Ralph Heeb übernimmt der 39-jährige Francesco Bologna das Traineramt. Bologna ist von Kindsbeinen an im Verein. Er war früher Trainer der zweiten Altstätter Mannschaft und Co-Trainer des Erfolgstrainers Adrian Brunner. In dieser Zeit hatte Bologna den Chef während dessen Ferienabwesenheit dreimal vertreten. «Wir haben mit ihm alle Spiele gewonnen», sagt Dario Ilic.«Heeb gelang es nicht, die Spieler mitzureissen»Ilic war damals Spieler beim 2.-Liga-Team des FC Altstätten, inzwischen wirkt er als Sportchef des Vereins.Die Trainerwechsel haben unterschiedliche Gründe, in dieser Häufung sind sie aber ein Ausdruck für die Unzufriedenheit mit dem sportlichen Abschneiden im Herbst. Das trifft auch auf den FC Altstätten zu: Der Verein, der in den letzten zwei Saisons fast aufgestiegen wäre, fiel zeitweise auf einen Abstiegsplatz zurück. Nach Halbzeit des Saisonpensums trennten den FCA nur vier Punkte von der Relegation – wie auf allen anderen Rheintaler 2.-Liga-Plätzen wäre auf der Gesa im Frühling Abstiegskampf zu sehen gewesen, wenn die Meisterschaft nicht gestoppt worden wäre.Altstättens Sportchef Dario Ilic sagt, dass er Heebs Vertrag gerne verlängert hätte. Je mehr er mit Spielern geredet habe, sei ihm aber klar geworden, «dass zwischen dem Trainer und der Mannschaft nie eine Bindung entstanden ist.» Heebs Vorgänger Adi Brunner habe die Spieler neben dem Platz mitgerissen, Heeb sei das nie gelungen.Ralph Heeb war in der Saison 2018/19 mit Widnau II in die 3. Liga aufgestiegen. Der FC Altstätten hatte sich bei seiner Verpflichtung im letzten Sommer gerühmt, einem jungen Trainer eine Chance zu geben. Im Nachhinein war es höchstens eine Mini-Chance: Er konnte mit der Mannschaft nur eine halbe Saison sowie eine nicht ganz vollständige Wintervorbereitung absolvieren.«Ich habe positiveFeedbacks erhalten»Ralph Heeb ist enttäuscht: «Sportlich muss ich den Entscheid akzeptieren, menschlich habe ich Mühe damit, wie mit mir umgegangen wurde.» Er sei mit sich stets kritisch und wisse, dass in der Vorrunde nicht alles optimal gelaufen sei. Aber den Vorwurf, die Mannschaft nicht erreicht zu haben, entkräftet er: «Drei Viertel der Spieler haben mir nach dem Entscheid zur Trennung SMS geschickt, die Bedauern ausdrücken.» Auch aus dem Umfeld des Vereins habe er positive Rückmeldungen erhalten.Er glaubt, dass die Vereinsführung nicht mit offenen Karten gespielt hat: «Im Winter habe ich vom Vorstand noch ein positives Feedback erhalten.» Jedenfalls sei das Engagement in Altstätten nicht die Chance gewesen, die er sich versprochen habe: «Ich war als junger Trainer fast auf mich allein gestellt. Aber ich lasse mich nicht unterkriegen und hoffe, bald eine richtige Chance zu erhalten.» Der ersten Mannschaft des FC Altstätten wünscht er dennoch viel Glück.

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