08.11.2019

«Dieser Preis ist körnig, nicht glatt»

Die Kulturpreise «Goldiga Törgga» und «Grüana Törgga» bekamen Kuno Bont und Philipp Heule verliehen.

Von Gerhard Huber
aktualisiert am 03.11.2022
Seit dem Jahr 2012 treffen sich Rheintaler Kulturschaffende und Kulturinteressierte jährlich zur Verleihung des «Goldiga Törgga». Mit diesem Preis würdigt die Rheintaler Kulturstiftung ausserordentliche Leistungen von Künstlerinnen und Künstlern mit Rheintaler Wurzeln oder Wohnsitz. Erstmals verlieh die Kulturstiftung am Freitagabend vor etwa 200 Besuchern im Kinotheater Madlen auch den «Grüana Törgga». Mit ihm sollen künftig alle zwei Jahre die besten Rheintaler Nachwuchskünstler gefördert werden.Tradition braucht Innovation«Der ist eigentlich schon Tradition», sagte Christa Köppel als Präsidentin der Rheintaler Kulturstiftung. «Doch Tradition braucht Innovation, deshalb haben wir neu den für Nachwuchskünstler geschaffen. Denn die mit einem Geldbetrag verbundenen Anerkennungspreise sind, wie die letzten Jahre bewiesen haben, jeweils gute Investitionen in neue kulturelle Aktivitäten.» Den «Grüena Törgga» erhielt der aus Widnau stammende 33-jährige Autor und Theaterregisseur Philipp Heule. Er wollte immer schon Künstler werden. Unmittelbar nach der Matura zog es ihn nach Hamburg an die Schauspielschule und gleich danach an die Regieklasse der Zürcher Hochschule für Künste.Stimmungen zwischen Komik und TragikMit einem Zitat aus einem der wichtigsten von Heule geschriebenen und inszenierten Theaterstücke, «Die Spekulanten», demonstrierte Ursula Badrutt, Leiterin der Kulturförderung des Amtes für Kultur des Kantons St. Gallen, in ihrer Laudatio die «Stimmungen, die Philipp Heule hervorbringen kann, irgendwo zwischen Komik und Tragik, gleichzeitig gut und schlecht, laut und leise, absurd und liebevoll, das Publikum zum Lachen bringend, aber auch irritierend und manchmal ärgernd.» Der Preisträger sei niemals moralisierend und dennoch fühle sich jeder von seinen Worten angesprochen.Philipp Heule bedankte sich für die Verleihung dieses Nachwuchsförderpreises. Dafür, dass er als Erster zu dieser Ehre gekommen sei. Und er bedanke sich beim Rheintal selbst. «Denn das Rheintal ist der reichhaltige Nährboden für mein Schaffen mit allen Nährstoffen, aber auch mit so manchen toxischen Substanzen.»Zwischen den Reden und Programmpunkten hatte der heimliche Star des Abends seine Auftritte. Der Lüchinger Mario Borelli präsentierte mit seiner fünfköpfigen Band sein Album «Respiro Libero». Der «Zuccero aus dem Rheintal» präsentierte qualitativ hochwertigen, exakten und dennoch mit viel Herz und Seele gespielten und zusammen mit seinem Gitarristen Saki Hatzigeorgiou selbstkomponierten begeisternden Italo-Pop-Rock.Die Laudatio auf den Gewinner des «Goldiga Törgga», den Filmemacher, Theaterregisseur und Autor Kuno Bont hielt seine langjährige Weggefährtin Hildegard Jutz. In der Frühzeit ihrer beruflichen Karriere arbeiteten beide beim «Rheintaler», sie als Redaktorin, er als Korrespondent, der aufgrund seiner prächtigen Arbeit und Fotos schon bald ebenfalls als Redaktor engagiert wurde.«Kuno Bont ist ein Verwandlungskünstler. Einer, der sich immer wieder neu erfindet. Zeitungsmacher, Gemeindeammann von Rüthi, dann Chefredakteur beim «Werdenberger & Obertoggenburger» wandelte er sich zur Jahrtausendwende zum Autor, Regisseur und Produzenten von Filmen, Fernsehdokus, Theater und Musicals.» Mit grossem Erfolg.Sein Erstling als Theaterstück «Das Deckelbad» wurde von ihm selbst 2016 verfilmt, wofür er für zwei Auszeichnungen am Filmfestival New York erhielt. «Die Rheinholzer», eine Dokumentation über die letzten Rheinholzer erzielte bei der SRG-Ausstrahlung einen Marktanteil von 20 Prozent. Viele Musicals und zuletzt auch eine Opernproduktion machten den Oberrieter Kuno Bont in Fachkreisen weit über das Rheintal hinaus bekannt. «Man darf gespannt sein auf seine nächste Verwandlung», sagte Hildegard Jutz in ihrer Laudatio, «und ich freue mich auf seine nächsten Taten».Kuno Bont selbst freute sich, dass er den «Goldige Törgga» verliehen bekam und nicht den «Oscar»®. «Denn dieser Preis hier ist nicht glatt, sondern körnig und uneben und hat so viele Körner, wie es Leute gibt, die mich auf meinem Weg durch Dick und Dünn begleitet haben.»

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.