Moment, etwas Schlimmeres gibt’s: Neue Beizen. Es beginnt damit, dass es in ihnen viel zu hell ist. Dann haben sie piekfeines skandinavisches Mobiliar, Wohnideen aus Dänemark, keine alten Holztische, in denen sich der eine oder andere Gast verewigt hat.Die Gäste tragen On-Schuhe und unterhalten sich über Triathlons. «Tätowierti Spiesser», sang der oft den Nagel auf den Kopf treffende St. Galler Jack Stoiker ironisch. Diese neuen Beizen, ehrlich, versprühen maximal den Charme einer Altersheimkantine. Hier werden keine Geschichten geschrieben, hier unterhält man sich ruhig, in dieser beklemmenden Atmosphäre will ja niemand auffallen. Diese Beizen sind ein Seich.Mir ist ja schon klar: Angebot und Nachfrage regeln den Markt, das gilt selbstverständlich auch für Wirtshäuser. Mir ist auch klar: Vielen gefallen diese hellen Beizen, in denen es nach Jasmin-Duftkerzen riecht und nicht nach Schweiss und Rauch. Mir aber nicht. Das Beizensterben betrifft leider vor allem alte, charmante Häuser, in denen so manche Geschichten geschrieben wurden.«Niene isch e Huusvebot so emotional wie i de eigene Stammbar», sagt Sänger Göldin, der immerhin vor wenigen Jahren Schweizer Journalist des Jahres war. Soweit kommt’s bei mir glücklicherweise nicht: Das werden nie meine Stammbars. Ich erteile mir vorsorglich gleich mal selber Hausverbot.