31.10.2019

Diese Frau gibt den Takt an

#livingfact: Adelina verfügt über ein geballtes, musikalisches Talent. Sie spielt vier Instrumente, studiert Instrumental- und Gesangspädagogik, dirigiert die Jungmusik Kriessern und die Youngsters in Diepoldsau. Demnächst stehen Konzerte bevor.

Von hb
aktualisiert am 03.11.2022
Name: Adelina Alter: 21 Wohnort: Diepoldsau Beruf: Studentin am Vorarlberger LandeskonservatoriumDu leitest die Jungmusik seit letztem Jahr. Wie kam es dazu? Da hat Roman Wüthrich, ein «Fäaschtbänkler», den Vermittler gespielt. Wir kennen uns vom Studium am Konservatorium. Er kam eines Tages ins Übungszimmer und fragte: Adelina, du spielst Klavier, studierst die Blasorchesterleitung und spielst selber auch ein Blasinstrument. Möchtest du die Stelle als Jungmusikdirigentin in Kriessern übernehmen? Ich war interessiert. Es folgte eine Dirigierprobe, bei der ich zum ersten Mal die Jungmusikanten kennenlernen konnte. Die anschliessende Frage, ob ich mir diese Position immer noch vorstellen könnte, bejahte ich.Euch steht der Auftritt an der Herbstunterhaltung bevor. Bist du nervös? Ich fühle eine angenehme Gespanntheit und zugleich eine kribblige Vorfreude auf das Konzert am 2. November. Wir haben im  Musiklager fleissig geprobt und werden unser Programm unter dem Motto «the 80ties» sicher rocken können. Als Dirigentin freut man sich, wenn man weiss, dass harte Arbeit auf fruchtbarem Boden gefallen ist.Was freut dich an der Arbeit mit den Kindern? Gibt es auch Dinge, die manchmal nerven? Kinder sehen die Welt anders als Erwachsene. Sie sind offener für vieles, was auch die Arbeit mit ihnen so interessant macht. Kein Kind ist schlecht oder unbegabt. Alle sind aufgrund ihrer Neugier natürlich begabte Künstler. Zu sehen, wie diese kleinen Künstler durch meine Unterstützung in ihrer Musik gemeinsam aufblühen, hat manchmal etwas Rührendes für mich. Da stört es mich auch nicht so sehr, wenn es in manchen Proben an Konzentration fehlt oder etwas lauter wird.Du spielst selber verschiedene Instrumente. Welches ist dein liebstes? Mein Herz schlägt zweifellos für das Saxophon, obwohl mir auch Klavier, Geige und die chinesische Zither gefallen. Das war auch der Grund, weshalb ich sie lernen und Dirigentin werden wollte. Jedes Instrument ist einzigartig in seinem Ton und Ausdruck. Als Dirigentin kann man all diese einzigartigen Elemente zu einem grossen Ganzen aufbauen.Wie schaffst du es, so viele Instrumente zu beherrschen? Hast du einen Geheimtipp? Hm, richtig beherrschen kann ich ja nur das Saxophon. Alles andere ist eher auf einem Hobbyniveau. Man könnte einfach sagen, dass ich von Natur aus ein sehr neugieriger Mensch bin und einfach vieles ausprobieren wollte.Schon früh ist dein musikalisches Talent aufgefallen. Wie bist du in deiner Kindheit in China gefördert worden? Im Kindergarten spielten wir immer mit Schlaghölzern, Bambusflöten, Bongos, Xylophon und Blockflöten. Da hab ich auch kurzzeitig Klavierunterricht bekommen. Mit sieben Jahren, als ich in die Schweiz kam, fing ich beim jetzigen Musikschulleiter Roland Stillhard an, Saxophonunterricht zu nehmen. Später nahm ich auch Klavierstunden bei Elisabeth Ströhle. In der Kanti besuchte ich Violin- und Klavierstunden, da ich den Schwerpunkt Musik hatte. Mein jetziger Professor schickte mich zu regionalen und nationalen Wettbewerben, wo ich viel Erfahrung als Solistin sammeln konnte.Wie wichtig ist dir die Verbundenheit zu China? Ich habe nur eine kurze Zeit meiner Kindheit in China verbracht. Es ist mir aber wichtig, die eigenen Wurzeln nicht zu vergessen. Ich spreche mit meiner Mutter chinesisch und versuche immer aufs Neue, die Nuancen der chinesischen Kultur zu ergründen.Welches waren die Gründe, die dich in die Schweiz führten? Meine Eltern sind zunächst wegen der Arbeit von Deutschland in die Schweiz gezogen. Die beiden waren viel in Europa und Asien unterwegs und haben beschlossen, mal in einem ruhigen Dorf zu leben. Mir hat es hier auf Anhieb  gut gefallen. Man grüsst sich im Dorf und jeder kennt jeden. Dieses familiäre hat etwas zwangloses, das ich erst richtig zu schätzen gelernt habe, nachdem ich in grösseren, anonymeren Städten war. Wir haben einen Hund und geniessen bei Spaziergängen am Alten Rhein die frische Luft und das klare Wasser.Mit deinem Namen bringt man nicht unbedingt deine chinesische Herkunft in Verbindung. Woher stammt der Name Adelina? Meine Eltern haben ein dickes Namenswörterbuch, indem der Name drin steht. Adelina ist die italienische und spanische Verniedlichung von Adela oder die deutsche Abwandlung von Adelheid. Mein zweiter Vorname Thalia ist eindeutig griechischen Ursprungs und deutet auf die Muse der Komik und Unterhaltung.Welches sind deine nächsten Ziele? Musikalisch möchte ich auf dem Saxophon besser werden und den Bachelor in Feldkirch abschliessen. Danach möchte ich für den Master in Paris oder Zürich studieren, Tokyo könnte ich mir auch gut vorstellen. Es war lange Zeit mein Traum, nach dem Master als Kanti-Lehrerin zu unterrichten. Auch als Dirigentin möchte ich mich mehr engagieren. Mein nächstes Ziel ist die Anwerbung von weiteren Jungmusikanten. Denn Musik macht dann erst richtig Spass, wenn gemeinsam musiziert wird.Adelina dirigiert am 2. November, ab 20 Uhr, an der Herbstunterhaltung der Musikgesellschaft Kriessern in der Mehrzweckhalle. Am 16. November ist die Shownight des MV Diepoldsau-Schmitter. Adelina wird mit den Youngsters auf der Bühne stehen und Saxophon spielen bei den Aktiven. 

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