11.08.2021

Die Zukunft des Rhybähnli steht auf wackligen Schienen

Ob die Wiederherstellung des Schienenstrangs nach der Fertigstellung des Hochwasserschutzprojekts Rhesi finanziert werden kann, ist unsicher. Abgesehen davon schränken höhere Brücken die Befahrbarkeit heutiger Strecken ein.

Von Max Tinner
aktualisiert am 03.11.2022
Den Mitgliedern des Vereins Rhein-Schauen verschlug es an ihrer Hauptversammlung vor ein paar Wochen schier den Schnauf. Was Rhesi-Gesamtprojektleiter Markus Mähr ihnen zum aktuellen Stand des Hochwasserschutzprojekts berichtete, stellte nichts minder als die Zukunft des Rhybähnli in Frage. Sie verlangten darum, detaillierter informiert zu werden. Dies geschah nun am Dienstagabend im Vortragsraum des Museums Rhein-Schauen in Lustenau.Für die Dammsanierung muss das Gleis rausDas Problem ist: Mit Rhesi werden nicht nur die Mittelwuhre zur Seite gerückt, um dem Fluss mehr Platz zu lassen. Man wird auch die Hochwasserschutzdämme sanieren, teilweise auch rückbauen und neu aufbauen. Für beides muss das Dienstbahngleis, wo es auf dem Damm verläuft, abgebaut werden.Voraussetzung für einen künftigen Bahnbetrieb ist also, dass nach Fertigstellung des Hochwasserschutzprojekts das Gleis wieder neu verlegt wird. Die Rheinregulierung und die Rhesi-­Projektleitung sind nicht grundsätzlich dagegen und haben dies für den Abschnitt vom Werkhof Lustenau (wo sich auch das Museum Rhein-Schauen befindet) auf die Rheinvorstreckung in den Bodensee hinaus sogar vorgesehen. Markus Mähr zitierte deshalb den amerikanischen Schriftsteller Mark Twain: «Die Berichte über meinen Tod sind stark übertrieben.» Allerdings ist unklar, wer die Kosten dafür übernehmen wird. Es gelte, sich im Rahmen der Staatsvertragsverhandlungen gemeinsam für die Übernahme auch dieser Kosten durch den Bund und die Republik Österreich einzusetzen, sagte Mähr. Und zwar mit dem Argument, dass es sich beim Rhybähnli um ein technisches Kulturerbe handelt, das es zu erhalten gilt. Die Brücken werden zum HindernisNoch ungünstiger sieht die Zukunft für den Streckenabschnitt entlang von Lustenau und über die Wiesenrainbrücke nach Widnau aus. Zwar wird es wohl möglich sein, die vom Land Vorarlberg verlangte Radschnellverbindung dem Rhein entlang über die Interventionspiste zu führen, womit sich Bähnli und Velofahrer nicht in die Quere kämen. Aber die Projektleitung und die Gemeinde Lustenau gehen davon aus, dass der Damm hier mehr als andernorts von Erholungssuchenden begangen werden wird. Dies, weil Lustenau direkt am Damm liegt und der Rhein mit den geplanten Abgängen vom Damm auf die künftig auch hier vorkommenden Kiesbänke für die Leute noch attraktiver sein wird, als er es heute schon ist. Museumsbahn und Spaziergänger wären einander im Weg, so die Befürchtung.Kommt noch ein technisches Problem dazu: Die Brücken werden höhergelegt. Dies bedeutete zum einen, dass eine Lösung zu finden wäre, wie die Dienstbahn die Steigung auf die Wiesenrainbrücke schafft, zum anderen müssten zum Queren der anderen Brückenrampen wohl für die Dienstbahn Tunnels gebaut werden.Für den Verein Rhein-Schauen allerdings wäre die Aufhebung der Verbindung auf die Schweizer Seite des Rheins dramatisch. Nicht nur, weil die Museumsbahn an Attraktivität verlöre, sondern auch weil die Beiträge der öffentlichen Hand wegfallen dürften, fürchtet Präsident Hansjörg Lässig. Und dies wiederum könnte das Museum Rhein-Schauen an sich gefährden.Ein Revival als Dienstbahn wird es nicht gebenManche Vereinsmitglieder sähen darum am liebsten die Dienstbahn als solche reaktiviert und zwar sowohl für das Hochwasserschutzprojekt wie auch für den späteren Unterhalt. Der Transport von Kies und Steinen auf der Schiene wäre umweltfreundlicher als mit Lastwagen, meinen sie. Ausserdem wäre so die Legitimation für die Finanzierung dann per se gegeben.Markus Mähr widerspricht: Weil die früheren Steinbrüche der Rheinregulierung stillgelegt sind, werden die benötigten Steine zugeführt. Woher, ist noch offen. Ohne Lastwagentransporte werde es aber nicht gehen. Und ein Umladen auf die Dienstbahn würde die Transporte damit nur verteuern. Ausserdem müsste der Personalbestand aufgestockt werden – ein Dienstbahnbetrieb erfordert Mitarbeiter, die damit fahren können.Die Dienstbahnstrecke führte auf Schweizer Seite einst bis nach Haag. In den Jahren 1978 und 1979 wurde das Gleis von dort bis nach Kriessern hinab rückgebaut.Hinweis: Mehr zum Betrieb der früheren Dienstbahn als Museumsbahn auf www.rheinschauen.at. Mehr zum Hochwasserschutzprojekt auf www.rheinregulierung.org und www.rhesi.org

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