10.03.2021

Die Wirtschaft hat Spanschmerzen

Die Verpackungsindustrie leidet unter Beschaffungsproblemen, explodierenden Preisen und langen Lieferfristen.

Von Kurt Latzer
aktualisiert am 03.11.2022
Rheintaler Firmen in der Branche haben mit einem Engpass zu kämpfen. «Ich geschäfte hier seit mehr als 30 Jahren. Lieferengpässe und Preissteigerungen in dem Mass in so kurzer Zeit habe ich noch nicht erlebt», sagt Manuel Seitz, Inhaber der Swiss-pack AG in Widnau.Der Verpackungsfirma fehlt der Nachschub, die Preise steigen enorm, fast wöchentlich. Rahmenverträge könnten zurzeit keine abgeschlossen werden, weil fixe Preiszusagen und Liefertermine fehlen.Späne bewegen nicht nur die Verpackungswelt«Pressspanpaletten bekommen wir keine mehr, sogar an Karton und Papier mangelt es», sagt Seitz. Von den höheren Preisen will der Unternehmer im Detail nicht reden. «Selbst wer bezahlen würde, bekommt in gewohnter Frist keine Ware», sagt der Widnauer.Unter der Situation leiden auch andere Rheintaler Firmen. So etwa die Stark AG in Altstätten. «Es gibt grosse Werke, die geben nichts mehr raus, weil ihnen die Holzspäne fehlen», sagt ihr Geschäftsführer Hans Peter Oberle. Vorhandenes Material wird zu hochwertigen Spanplattenprodukten verarbeitet. Noch habe man Spanplatten an Lager, Rheintaler Schreiner müssen keine Angst haben. Allerdings müssen sie und Bauunternehmen mit Lieferfristen von bis zu zwölf Wochen rechnen. Von den Lieferengpässen sind vor allem rohe Spanplatten, MDF-Platten und Ähnliches betroffen. Hans Peter Oberle rät, Spanholzprodukte früh zu bestellen.Befasst man sich mit dem Thema Spanplatten eingehender, zeigt sich die Bedeutung von Holzspänen . Deren derzeitiger Mangel spüren die Hersteller und Importeure von SBB-Paletten. «Den Produzenten in unserem Stammhaus in Deutschland fehlen die Bretter für die Paletten, der Preis für die Stahlkanten bei Palettrahmen ist stark gestiegen», sagt Felix Dietrich, Geschäftsführer der Schroth AG in Altstätten. Auch die Beschaffung der Klötze für Paletten ist schwierig, denn auch sie bestehen aus gepressten Holzspänen. Dietrich schreibt in Kundeninformationen auch über Preise. Bei Schnittholz sind sie innert kurzer Zeit um 16,8, bei Stahl um 33 Prozent gestiegen.«Weil die USA den europäischen Palettenerstellern bessere Preise zahlen, haben die Exporte aus Europa überdurchschnittlich zugelegt», heisst es im Newsletter der Schroth AG. Zudem laufe der nordamerikanische Baumarkt auf Hochtouren. Wegen der boomenden Wirtschaft beschafft auch China Kanthölzer aus Europa.Weil viele der europäischen Schnittholzhersteller auf amerikanische Schnittholzmasse umgestellt haben, bleibt weniger Abschnitt übrig, die für Paletten und Späne gebraucht würden.Deutlich mehr Umsatz generiert die Schroth AG bei der Reparatur von Paletten, sogenanntem Upcycling. Kaputte Paletten kommen zurück nach Altstätten, noch brauchbare Teile werden für Reparaturen verwendet. «Wir sind die einzige Firma in der Schweiz, die in grossem Rahmen Paletten repariert», sagt Felix Dietrich. Im vergangenen Jahr habe das Unternehmen 250'000 Europaletten repariert.Kein Granulat, keine ContainerWeitere Probleme orten die Unternehmer beim Frachtraum. Weil China aussergewöhnlich viel Waren nach Europa transportiert, mangelt es an Containern.«Wenn man Verpackungsfolie bekommt, hat man die noch lange nicht im Haus», sagt Manuel Seitz.Für die enorme Preiserhöhung von bis zu 100 Prozent ist der fehlende Rohstoff verantwortlich. «Seit Ende Jahr hat sich der Preis für Schrumpffolien verdoppelt. Granulat für die Herstellung der nötigen Kunststoffe ist nicht mehr erhältlich oder nur zu horrenden Preisen», sagt Manuel Seitz.

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