Der Match gegen Schwyz lässt in Sachen Abstiegskampf keinen Optimismus aufkommen. Die Gäste, nur gerade einen Punkt vor Widnau liegend, dominieren deutlich, das Heimteam hat kaum Chancen.
Pascal Roth, Widnaus Trainer, analysiert realistisch: «Wir waren zu wenig präsent, irgendwie blockiert, machten zu viele technische Fehler und bekamen das Spiel nie unter Kontrolle.»
Entscheidende Spiele
Roth hat die Strategie für die letzten sechs Spiele festgelegt:
Wir schauen nicht mehr auf die Tabelle, sondern nehmen Spiel für Spiel.
Das heisst: Das nächste Spiel ist das wichtigste. Es findet am nächsten Samstag in Wädenswil statt. Die Zürcher liegen auf Rang vier. Dann folgen die «Spiele der Wahrheit», zweimal daheim, zuerst gegen das Team Uri, das auf dem letzten Platz liegt, und dann gegen den Zweitletzten Balerna.
Diese beiden Spiele werden der Grund sein, warum Stürmerin Eva Dietsche vom Klassenerhalt überzeugt ist. «Wir steigen nicht ab.» Zu dieser Prognose liefert sie die Begründung: «Wir sind ein Superteam, jede kämpft für jede, und wir haben gezeigt, dass wir auf diesem Niveau mithalten können.» Dabei denkt sie ans Spiel gegen Luzern, die Mannschaft auf Rang zwei, die in Widnau kürzlich 2:1 geschlagen wurde.
Mit 15 Jahren im «Eins»
Eva Dietsche kommt nach dem Spiel zum Gespräch. Sie ist aufmerksam, freundlich, überlegt gut, formuliert knapp. Drei, vier Worte, gelegentlich ein Satz, mehr nicht. Über Fussball sprechen? Ja, gerne. Über Privates? Lieber nicht.
Eva Dietsche, 29-jährig, ist in Kriessern aufgewachsen. Mit 13 fährt sie mit dem Velo nach Widnau, um bei den C-Juniorinnen Fussball zu spielen. Sie hat Talent. Mit 15 kommt sie schon in der ersten Mannschaft des FCW in der 1. Liga zum Einsatz. Renate Sonderegger, ihre damalige Trainerin, erinnert sich gerne:
Eva war unsere Torhüterin, sehr gut auf der Linie.
Besonders erinnert sie sich an Evas menschlichen Stärken: «Aufgestellt, loyal, hilfsbereit, nie egoistisch. Darum war sie im Team beliebt.»
In den Sturm
Torhüterin? Das war die erste Karriere. Vor einiger Zeit sagt sie ihrem Trainer, ihre Lieblingsposition sei eigentlich im Sturm. Der Wunsch wird erfüllt. Seither ist die Spielerin mit der Rückennummer 18 als Sturmspitze gesetzt, also auf der gleichen Position wie die Engländerin Beth Mead, die eines ihrer Vorbilder ist. Im Jahr 2022, an der Frauen-EM in England, erlebt Eva zwei Spiele in vollen Stadien. «So wird es bei der EM bei uns in der Schweiz auch werden», ist sie überzeugt.
Eva & Elisabeth, Zwillinge
Zurück auf die Aegeten. Eva bewegt sich leichtfüssig, legt weite Wege zurück und weicht keinem Zweikampf aus. Ihre Sturmpartnerin heisst Elisabeth Dietsche und ist ihre Zwillingsschwester. Ihr Kampfgeist steht am Ursprung des einzigen Widnauer Tores. In der 37. Minute lässt sie nicht locker, erobert den Ball und wird im Strafraum gefoult. Den Penalty verwertet Andrea Sanchez zum 1:2. Elisabeth Dietsche, Kindergärtnerin in Balgach, sagt:
Als Zwilling zu leben ist wunderbar. Du bist nie allein. Meine Schwester ist im Fussball erfahrener, ballsicherer als ich. Und besser kochen kann sie auch.
Im sozialen Bereich tätig
Nun lernen wir die Privatperson Eva Dietsche doch noch kennen. Familie Dietsche in Kriessern hat fünf Kinder, die Zwillinge sind die jüngsten. Eva geht in die Jugi und spielt Klarinette. An der Kanti in Heerbrugg macht sie die Matura mit Hauptfach Spanisch, kann heute aber besser portugiesisch, weil sie ein halbes Jahr in Brasilien lebte. Zurück in der Schweiz schliesst sie mit dem Bachelor in Sozialer Arbeit ab. In diesem Bereich arbeitet sie heute. Sie lebt zusammen mit ihrem Freund in St. Gallen.
Zum Schluss wird aus der vorsichtig formulierenden Fussballerin noch eine spontane Erzählerin. «Ich bin mit Hunden aufgewachsen. Jetzt habe ich Meia, eine Berner Sennenhündin, fünfeinhalb Jahre alt. Mit ihr bin ich oft in der Natur unterwegs.»
Der Trainer hat das letzte Wort. Pascal Roth sagt über Eva Dietsche: «Sie ist eine Leaderin, nicht durch Worte. Durch Vorbild.»
Bittere Niederlage gegen Schwyz
Weil Widnau eine eher schwache Leistung zeigte, kam der SC Schwyz im Abstiegskampf zu wertvollen drei Punkten. Widnau verlor 1:2 und bleibt so zwei Punkte unter dem Strich. Widnau war besser ins Spiel gestartet und kam durch Elisabeth Dietsche zur ersten guten Chance, die Stürmerin verwertete diese aber nicht.
Danach übernahmen die Innerschweizerinnen das Zepter. Daraus resultierte ein Doppelschlag: In den Minuten 24 und 27 trafen die Gäste und gingen mit 2:0 in Führung. Widnau musste sich zurückkämpfen und kam zu einem Penalty, den Andrea Sanchez in der 36. Minute souverän verwandelte. Beim Stand von 1:2 ging es in die Pause.
Nach dieser entwickelte sich ein unspektakuläres Spiel, in dem beide Mannschaften weder gute Spielzüge zeigten noch sich wirkliche Torchancen herausspielten. Widnau-Trainer Pascal Roth versuchte es mit mehreren Wechseln und Positionsumstellungen, am Spielgeschehen änderte dies jedoch nichts. Die zweite Halbzeit blieb torlos, weshalb das Spiel folglich mit 2:1 an die Schwyzerinnen ging.
Widnau: Spreiter; Scheichl, Baumgartner, Gstöhl, Berweger; Haltiner, Gschwend, Sanchez, Ritz; Eva Dietsche, Elisabeth Dietsche. Eingewechselt: Poljansek, Özdemir, Baumberger.
Rangliste: 1. Lugano 15/40, 2. Luzern II 15/35, 3. Eschenbach 16/33, 4. Wädenswil 16/31, 5. Staad 16/25, 6. Gambarogno 16/23, 7. Schwyz 15/17, 8. Zürisee 16/15, 9. Baar 16/15, 10. Widnau 16/13, 11. Balerna 16/11, 12. Uri 15/6.