Gastronomie 15.11.2024

Die Vorderländer Sicht- und Blickbeizen zerfallen - die einzigartige Aussicht ist geblieben

Sie befanden sich über dem Nebel und an einzigartiger Aussichtslage, die Vorderländer Beizen mit «Blick» und «Sicht» im Namen. Sie sind fast alle verschwunden. Geblieben aber sind die Weit- und Tiefblicke.

Von Peter Eggenberger
aktualisiert am 15.11.2024

Prominentestes und jüngstes Opfer der verschwundenen Restaurants mit Blick oder Sicht im Namen ist die vor kurzem geschlossene «Fernsicht» in Heiden. Sie wurde im Frühling 2015 gegenüber dem Kursaal neueröffnet und als Perle über dem See bezeichnet. Im Internet wird die stattliche Liegenschaft mit Tiefgarage berechtigterweise als Objekt mit atemberaubendem und unverbaubarem Blick auf den Bodensee angeboten.

Ein weiteres, bereits vor vielen Jahren aufgehobenes Restaurant «Fernsicht» befand sich auf dem Bischofsberg unweit der Bergstation des Skilifts. Auch in Rehetobel gab es eine «Fernsicht», die später Sitz der katholisch orientierten Gemeinschaft der Neuchristen wurde. Ebenfalls verschwunden ist das Hotel «Seeblick» in Wienacht, das sich heute als Wohnpark mit 30 Appartements präsentiert.

Zweimal «Alpenblick»

Im Walzenhauser Ortsteil Güetli lud der mit einer Bäckerei kombinierte «Alpenblick» zur Einkehr ein. Nach dem Abbruch entstand an dessen Stelle der Neubau der Stickerei Hausammann, die aber längst Vergangenheit ist. Berühmter «Alpenblick» war das Hotel-Restaurant in Wienacht, das erfolgreich vom Jodler-Ehepaar Frey-Bernhardsgrütter geführt wurde. Anstelle des 2016 abgebrochenen Gebäudes sollen Wohnhäuser entstehen. Der «Fünfländerblick» ob Grub wurde nach der Brandkatastrophe von 1968 nicht wiederaufgebaut.

Fast alle «Frohen Aussichten» sind weg

Grösster Betrieb mit dem Namen «Frohe Aussicht» war das entsprechende Hotel-Restaurant in Walzenhausen, das eine Umnutzung erfuhr und heute als Nebenbetrieb ein kleines Café beherbergt. Zwischen St. Anton und Landmark (Oberegg) war ebenfalls eine «Frohe Aussicht» anzutreffen, deren Türen 2007 geschlossen wurden. Den gleichen Namen trug die Wirtschaft auf dem Kapf in Wienacht, die bis Ende der 1960er Jahre existierte. Die einzige noch bestehende «Frohe Aussicht» befindet sich an der Thalerstrasse in Wolfhalden.

Bellevue und Bellavista

Im Kurgebiet Vorderland gab man sich bis 1914 weltgewandt und griff zweimal zur französischen Bezeichnung «Bellevue». An die entsprechenden Häuser auf den gleichnamigen Aussichtspunkten in Heiden und auf der Höhe des Übergangs von Reute nach Mohren-Altstätten erinnern bis heute die Namen. Ebenfalls zu einer Fremdsprache wurde in Wolfhalden gegriffen, wo die aussichtsreich gelegene «Linde» den Namen «Bellavista» erhielt. Das seit langem verwaiste, vor einer ungewissen Zukunft stehende Haus mit seinen grossen Aussichtsfenstern ist noch immer angeschrieben.

Dem Zerfall geweiht

Bleibt noch die zwischen Wolfhalden und Walzenhausen im Weiler Hub gelegene «Fernsicht». Als letzte Wirtsleute gingen Marlene und Werner Huber-Zeller in die Geschichte des früher mit einer Bäckerei kombinierten Betriebs ein. Seit deren Wegzug im Jahr 2000 steht das auch Wohnungen umfassende Haus leer, dessen Zerfall nicht zu übersehen ist.


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