02.11.2020

Die «Vampire» schwebt wieder

Die Sanierung dauerte beinahe eineinhalb Jahre: Nun dreht sich der Kampfjet wieder über dem Airport-Kreisel.

Von Rudolf Hirtl
aktualisiert am 03.11.2022
Rudolf HirtlGabriella Gianotti blickt in der Nacht auf Samstag kurz vor 4 Uhr gebannt in die Höhe. Ihr Gatte Heinz Bärfuss steht im Korb des Hubretters der Feuerwehr und dichtet die Fugen beim Leitwerk der Vampire ab. Dort waren die Gurte des Lastwagenkrans befestigt, der den zwei Tonnen schweren Jet auf das Stahlgerüst hob. «Ich weiss, wie oft er nicht zu Hause war», sagt sie mit einem Schmunzeln. Sie spricht damit den Umstand an, dass Heinz Bärfuss in den vergangenen eineinhalb Jahren 700 Stunden in die Sanierung der Vampire investiert hat. Insgesamt haben vier Personen über 1000 Stunden dafür aufgewendet.Jet war stärker beschädigt als vermutetDer erste Kampfjet der Schweizer Luftwaffe, der während zehn Jahren über dem Flughafenkreisel thronte, wurde im Februar 2019 vom Sockel geholt und in den Hangar gebracht. Die Holzkonstruktion hatte unter der Witterung enorm gelitten. Das Balsaholz zwischen den Sperrholzflächen war so faul, dass Bärfuss es von Hand herauslösen konnte. Dass er sich vor allem um die Holzkonstruktion kümmerte, kommt nicht von ungefähr. Er ist nicht nur Cheffluglehrer der Segelfluggruppe Säntis, der pensionierte ehemalige Musiklehrer ist auch passionierter Modellbauer und auf die Instandhaltung dieser motorlosen Gleiter spezialisiert. «Ursprünglich rechnete man mit einer Reparaturzeit von zwei Wochen», sagt er. Doch schnell sei klar geworden, dass diese Einschätzung viel zu optimistisch war.Neben den zwanzig Helfern von Fliegermuseum, Feuerwehr und Airport ist auch Thals Gemeinderätin Sandra Bischof mitten in der Nacht vor Ort. Als Präsidentin der Tourismuskommission freut sie sich, dass Altenrheins Markenzeichen nun wieder über dem Airport-Kreisel schwebt. «Die Vampire gehört mittlerweile einfach zu unserem Dorf. Sehr viele Leute haben mich gefragt, wann die «Biene Maja» denn wieder montiert wird», sagt sie.Positionslichter und Scheinwerfer leuchtenKurz nach 5 Uhr gehen bei der Vampire die Positionslichter und der Landescheinwerfer an. «Es hat gedauert, bis ich einen passenden Schleifring gefunden habe, der dies möglich macht. Dass es nun klappt, ist umso schöner», sagt Heinz Bärfuss. Es ist nicht die einzige Raffinesse, die er eingebaut hat. Im Tank hat er einen Entfeuchter platziert, um Cockpit und Rumpf vor Kondenswasser zu schützen. Regen sollte nun nicht mehr ins Innere des Jets gelangen. Ein Schutzanstrich und Klarschutzfolien verhindern dies. Im Cockpit sitzt nun eine Puppe, ausstaffiert mit einem originalen Pilotenanzug.«In den nächsten zehn Jahren sollten wir die Vampire nicht mehr vom Sockel holen müssen», sagt Daniel Steinmüller, der beim Fliegermuseum in Altenrhein für den Unterhalt der fliegenden Kisten zuständig ist. Und sei dennoch eine Reparatur nötig, so könne diese neu vor Ort erledigt werden. Möglich mache dies eine Arretierung, die den ansonsten mit dem Wind drehenden Jet blockiere und so das Arbeiten in luftiger Höhe gefahrlos ermögliche.Ehemaliger Vampire-Pilot zu BesuchWährend der Öffnungszeiten des Fliegermuseums war auch der Raum zugänglich, in dem Heinz Bärfuss am Flieger arbeitete. Dabei sei es zu vielen spannenden Gesprächen mit Besuchern gekommen. Einmal habe ein Mann gefragt, ob es sich tatsächlich um die Vampire mit der Kennung J-1111 handle. Als Bärfuss bejahte, habe sich dieser als ehemaliger Pilot der 1951 gebauten Maschine zu erkennen gegeben. «Es war ein sehr bewegender Moment, als der Mann fragte, ob er die Maschine berühren darf.»

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