17.06.2022

Die Unterführung ist machbar

Bei einer ersten von zwei Informationsveranstaltungen zur Ostumfahrung und den beiden aus der Bürgerschaft ins Spiel gebrachten Unterführungsvarianten meldeten sich in Lüchingen hauptsächlich Befürworter der teureren Lösung zu Wort.

Von Max Tinner
aktualisiert am 02.11.2022
Vorneweg: Die aus der Bürgerschaft als Gegenvorschlag zur Ostumfahrung vorgeschlagene Unterführung der Kriessernstrasse unter dem heutigen Bahnübergang Grüntal hindurch ist machbar. Dies gilt sowohl für eine Variante mit oberirdischem als auch für eine mit unterirdischem Kreisel. Dies hat die von der Stadt in Auftrag gegebene Grobprüfung ergeben – mit der Einschränkung, dass diverse zusätzliche Abklärungen nötig sind. Mit diesen Alternativen sei der Stadt «en Bölle zuegschpilt» worden, meinte Tobias Etter am Donnerstag in Lüchingen am  ersten von zwei Informationsabenden zur nun für die ganze Bevölkerung offenen Mitwirkung. Der Verkehrsingenieur ist einer der Verfasser der Studie. Er stellte aber auch klar, dass die Unterführung «kein einfaches Bauwerk» wäre. Was sich auch in den Kosten von 44 Mio. Franken spiegelt (für die Variante mit unterirdischem Kreisel). Diese Schätzung ist noch sehr vage, und wird mit einer Ungenauigkeit von plus/minus 30 % angegeben.Allein kann die Stadt das nicht bezahlenAber auch die Kosten der Ostumfahrung lassen sich nach wie vor nur vage beziffern. Hier ist die Rede von 34 Mio. Franken plus/minus 15 %. Das Projekt ist Teil des Agglomerationsprogramms, das der Bundesrat erst gerade dieser Tage in die Vernehmlassung geschickt hat (womit bereits eine erste Hürde genommen ist). Der Stadtrat hofft, dass sich der Bund zu 30 % an der Umfahrung beteiligen würde. Sollten sich Stadtrat und Stimmberechtigte nun für eine der Unterführungs­varianten entscheiden, so werde man ebenfalls versuchen, diese ins (nächste) Aggloprogramm zu bekommen. «Allein stemmt Altstätten den Bau nicht», stellte Stadtpräsident Ruedi Mattle klar.SVP-Kantonsrat Christian Willi hofft nach wie vor auf eine Beteiligung des Kantons. Weil dieser die Ostumfahrung mittlerweile als kommunales Projekt erachtet – weder Marbach noch Oberriet profitieren von ihr –, wird die Regierung die Strasse (abgesehen vom Radweg und den Anschlusskreiseln an den Kantonsstrassen an beiden Enden der Umfahrung) aber nicht von sich aus ins Strassenbau­programm nehmen. Und daher wohl auch die Unterführung nicht. Ein Antrag aus dem Kantonsrat könnte dies ändern – vorausgesetzt, eine Mehrheit stimmt diesem zu. Christian Willi ist zuversichtlich: «Altstätten verdient eine angemessene Erschliessung», meint er.Für die Befürworter einer Unterführung – am Infoabend meldeten sich praktisch nur solche zu Wort – stehen allerdings weniger deren Kosten im Vordergrund, sondern dass sie kein Kulturland beanspruchen würde. Benno Hasler, Landwirt im Riet, sprach Bezug nehmend zur Umfahrungsvariante von einem «enormen Landverschleiss». Gleich argumentierte Christoph Schmid, der ebenfalls einen Hof im Riet bewirtschaftet. Er war es auch, der an der Budget-Bürgerversammlung vor einem halben Jahr jenen Antrag gestellt hatte, der dann die weitere Projektierung der Umfahrung stoppte.Zu klären: Wird das Chaos nur verlagert?Nik Eschenmoser ist der Ansicht, dass die Ostumfahrung lediglich die Industrie besser erschliesst, aber das Verkehrsproblem am Bahnübergang nicht lösen würde. Und dieses werde sich mit der Einführung des Schnellzug-Halbstundentakts noch verschärfen, fügte Gilbert Hutter an. «Für die Anwohner ist die Situation aber bereits heute kaum auszuhalten», meinte er.Stadtpräsident Mattle relativierte, dass eine Unterführung den Verkehr nicht reduziert. «Er steht nur nicht mehr.» Und er verlagere sich schneller in Richtung Innenstadt. «Es wäre falsch, die Unterführung zu bauen, ohne auch zu prüfen, welche Folgen dies andernorts in der Stadt hat», gab er zu bedenken.Peter Amsler denkt gleichwohl, dass eine Unterführung «einen Haufen Probleme auf einmal löst». Er weist auch auf die vielen Wohnungen hin, die in Bahnhofsnähe gebaut werden: «Die Leute, die dort einziehen, werden kaum alle im Städtli arbeiten» (… und also zu einem ansehnlichen Teil in Richtung Autobahn zur Arbeit fahren). «Würde man die Zeit der Leute, die heute vor dem Bahnübergang warten, in Franken umrechnen, ergäben sich Unsummen», sprach sich auch Trudi Stieger für den Bau einer Unterführung aus.Weniger diskutiert wurde, welche der beiden Unterführungsvarianten die bessere wäre. Gilbert Hutter, von dem offenbar jene mit oberirdischem Kreisel stammt, protestierte aber gegen die gezeigten Pläne von jener. Die Linienführung entspreche nicht dem, was er vorgeschlagen habe. Die Stadt will sich mit ihm zusammensetzen und die Sachlage klären. Hinweis: Kommenden Mittwoch findet im «Sonnen»-Saal in Altstätten derselbe Informationsanlass nochmals statt. Beginn ist um 19 Uhr. Auf https://mitwirken-altstaetten.ch/ostumfahrung hat die Stadt Pläne und Berichte zum He­runterladen bereitgestellt. Auf derselben Plattform kann man auch seine Meinung zu den Varianten einreichen.

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