07.08.2018

Die Südhänge sind knochentrocken

Die momentane Trockenheit bringt die Landwirte in eine prekäre Lage. Die Weideflächen an den Rheintaler Hanglagen sind braun statt grün. Viele Bauern müssen ihre Tiere früher schlachten oder Futter kaufen.

Von Hildegard Bickel
aktualisiert am 03.11.2022
Hildegard BickelDen Humor hat Werner Zuberbühler noch nicht verloren. Passend zum Wetter macht der Marbacher Landwirt trockene Sprüche: «Mir wird ja langweilig, wenn ich nicht mähen kann.» Zweimal hat er seit dem Frühjahr darauf verzichtet, das Gras zu schneiden. Lieber lässt er seine rund 65 Kälber und Rinder für die Bio-Weidebeef-Produktion auf der Wiese.Was sie derzeit zum Grasen finden, sieht jedoch nach magerer Kost aus. Dürre Gräser schauen aus der bröseligen Erde. Sobald das Vieh einige Sprünge macht, wirbelt Staub auf. Werner Zuberbühler muss die Tiere zusätzlich mit eigenen Vorräten füttern und profitiert davon, dass er sie im Riet weiden lassen kann. Dort ist die Situation noch erträglich.Rinder früher zum Metzger bringenDoch ohne Konsequenzen geht es nicht. Bereits im Frühling hat Werner Zuberbühler fünf Tiere früher verkauft als üblich. Sobald die Mindestanforderungen in der Rindermast erfüllt sind, wägt er ab, ob sich der Gang zum Metzger lohnt. So kann er Futter sparen.Aus diesem Grund geht der St. Galler Bauernverband davon aus, dass in den nächsten Wochen die Schlachtungen beim Rindvieh massiv ansteigen. Fällt weiterhin kein Regen, müssen Zehntausende von Tieren zusätzlich auf die Schlachtbank.Auch bei den Milchproduzenten sind Massnahmen gefordert. Mario Fritsche vom Hof am Ehrenberg in Marbach hat rund 60 Milchkühe zu versorgen und stösst an seine Grenzen. Da es auf der Weide wenig zu fressen gibt, bleiben die Kühe öfter im Stall. Der Heustock leert sich und der junge Landwirt ist auf gekauftes Futter angewiesen. Statt zu jammern reagiert er: «Bereits Anfang Juni habe ich die Bestellungen aufgegeben.»Der Futterpreis schiesst in die HöheHeu zu kaufen ist derzeit ein teures Geschäft. «Der Heupreis ist um 40 Prozent höher als vor drei Wochen», sagt Peter Nüesch, Präsident vom St. Galler Bauernverband. Um die Situation zu entschärfen, dürfen seit Montag wenig intensiv genutzte Wiesen beweidet werden. Besonders ergiebig sei der Ertrag von solchen Ökoflächen nicht, sind sich die Bauern einig. Immerhin werde etwas gegen die Futterknappheit unternommen.Die Bauern rechnen mit SpätfolgenDie Trockenheit wird an den Rheintaler Hanglagen längerfristige Folgen haben. «Wir werden es wohl auch nächstes Jahr noch merken», sagt Werner Zuberbühler. Die Wurzeln seien durch die langanhaltende Hitze beschädigt und das Gras werde nicht so dicht nachwachsen können.Im Riet hingegen hoffen die Bauern darauf, dass sich die Grünflächen erholen, sobald der Regen kommt. Im Herbst noch einmal zu mähen sei realistisch, sagt Werner Zuberbühler. «Bis dahin müssen wir aufpassen, dass die Tiere mit den Hufen nicht die mühsam nachwachsenden Gräser vertrampeln.»

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