28.06.2018

Die Sprache sprechen lernen

Für den Einstieg ins Berufsleben brauchen Flüchtlinge und Migranten etwas Unterstützung. Deshalb wird von der Quartierschule Au neu der Deutschkurs «Starter Plus – die Sprache der Berufe» angeboten.

Von Carmen Kaufmann
aktualisiert am 03.11.2022
Carmen KaufmannEine angenehme Ruhe liegt im Raum, der voller Menschen ist. Migranten und Flüchtlinge sitzen in einem Kreis – alle lernen. Sie haben den Auftrag erhalten, Verben zu konjugieren. Fleissig und konzentriert sprechen sie die konjugierten Verbformen vor sich hin und lassen sich auch kaum stören, als die Tür ins Schloss fällt.Neue Umgangsformen kennenlernen Bereits die zweite Woche ist es, in der der neue Deutschkurs «Starter Plus – die Sprache der Berufe» geführt wird. Er basiert auf dem Konzept der Liechtenstein Languages (LieLa) und wird von den Trainerinnen Andrea Jutz und Manuela Gabathuler geleitet. Insgesamt dauert er sechs Wochen. Während die Kursleiter von der Quartierschule Au den Unterricht führen, bilden die Trainerinnen sie zugleich aus. Die Methode des neuen Lernens beschäftigt sich damit, die Sprache besonders spielerisch zu lehren. Die «Schüler» werden ständig aufgefordert zu sprechen, um den Wortschatz zu festigen.Die Sprache im eigenen Land fliessend sprechen zu können, wird in der Berufswelt mehr oder weniger vorausgesetzt. Migranten, die nur wenig Deutsch sprechen, haben es schwerer, einen Job zu finden, besonders, wenn sie keinen Anschluss an die Sprache und die Kultur haben.Der Kurs bereitet sie auf die Berufswelt mit den hiesigen Umgangsformen vor. Manuela Gabathuler sagt, einander die Hand zur Begrüssung oder zum Abschied zu reichen, hätten sie gelernt, aber sich dabei auch in die Augen zu sehen, daran arbeiteten sie noch.Bedeutung wird durch Wort und Bewegung erschlossen In den ersten Wochen ging es darum, den Wortschatz zu erweitern und festigen. Da einige Kursbesucher eher im handwerklichen Bereich einen Job suchen werden, sind zuerst die Werkzeuge durchgenommen worden. Die Kursleiter demonstrierten ein Wort wie« Hammer» pantomimisch. So verknüpfen die Fremdsprachigen Bewegung und Wort. Beim Verb «brechen» konnten einige Teilnehmer die Geste gleich mitmachen.An jedem Tag werden die neu gelernten Wörter repetiert. Dabei achten die Kursleiter besonders darauf, verschiedene Möglichkeiten des Lernens, gewissermassen verschiedene Spiele, anzubieten – sei es das Leiterlispiel, Montagsmaler oder mit Knete ein Werkzeug zu gestalten. Manuela Gabathuler sagt, jeder lerne auf seine eigene, bevorzugte Weise am besten.Besonders erstaunlich schien, dass weder Antipathie zwischen den unterschiedlichen Nationalitäten herrschte, noch jemand desinteressiert schien.Da stellt sich die Frage, was denn das Erfolgsrezept des Kurses ist? Andrea Jutz und Manuela Gabathuler dachten beide dasselbe. Die Trainerinnen geben allen das Gefühl, einander gleichgestellt zu sein. Dabei darf man auch mal Schwäche zeigen, mal Fehler machen – umso besser. Denn wird diese Offenheit geschenkt, übertreten die Migranten die Hemmschwelle, zu sprechen. Und obwohl alle aus verschiedenen Berufsgruppen und Ethnien kommen, funktioniert die Methode. Andrea Jutz erwähnt auch den Motivationsspruch «Blamier dich täglich». Je übertriebener eine Bewegung demonstriert wird, desto besser wird sie aufgenommen und übernommen.

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