14.11.2018

Die Schweiz verliert viele IT-Start-up-Firmen

Das einst von Dominik Tarolli mitbegründete Start-up-Unternehmen Procedural hatte nach sehr vielversprechendem Beginn ein in der Schweiz verbreitetes Problem. Auch andere Technologiefirmen mit einer innovativen Geschäftsidee und hohem Wachstumspotenzial kennen es.

Gerade in der Wachstumsphase hapert es oft mit der Finanzierung. Ein kritischer Moment ist jeweils dann zu überstehen, wenn die Idee zwar funktioniert, das Unternehmen aber noch nicht etabliert ist und es den Schritt in einen internationalen Markt machen muss. Dann ist schnell viel Geld erforderlich.Zu diesem Thema äusserte sich unlängst eine Verwaltungsrätin der Rheintal Medien AG im Schweiz-Teil der renommierten deutschen Wochenzeitung «Die Zeit». Sunnie J. Groeneveld, die mit ihrer eigenen Firma «Inspire 925» Unternehmen im digitalen Wandel berät, sagt im Interview: Dass wir Schweizer «gut darin sind, Risiken zu minimieren, mag dazu beigetragen haben, dass unsere Versicherungsbranche weltweit führend ist. Die Kehrseite davon ist, dass wir keine grossen unternehmerischen Wetten eingehen und risikobehaftete Ideen im Keim ersticken.» So liessen wir uns viele Chancen in der digitalen Welt entgehen, was sehr schade sei.Heute gebe es keine einzige digitale Schweizer Firma, die – wie Google – vor zwanzig Jahren gegründet worden sei und heute zu den ganz Grossen zähle. «Da hat man offensichtlich etwas verschlafen», sagt Groeneveld.Aus einem Bericht des Bundesrates sei letztes Jahr hervorgegangen, dass der Anteil der sogenannten Wagniskapitalinvestitionen in der Schweiz gerade mal 0,044 Prozent des Bruttoinlandprodukts betragen habe. In den USA seien es siebenmal mehr gewesen, in Israel sogar neunmal mehr. Im IT-Bereich kämen die Hauptinvestoren bei grösseren Finanzierungsrunden fast ausschliesslich aus dem Ausland, weil in der Schweiz institutionelle Investoren kaum Geld in diesen Bereich steckten.Tarollis Firma Procedural ist daher vom US-amerikanischen Konzern Esri gekauft worden. Tarolli selbst wurde gleich auch «übernommen» – als Direktor eines Geschäftsbereichs. Der Verlust aus Schweizer Sicht ist somit doppelt ärgerlich.Gert Bruderer

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