22.04.2022

«Die schönen Projekte finden mich»

Die Rebsteiner Grafikdesignerin Sabrina Mulas lebt seit sechs Jahren in Solothurn und hat nun für den Sonderbriefmarkenbogen «Mein Kanton – unsere Schweiz» die Solothurner Marke gestalten dürfen.

Von Interview: Max Tinner
aktualisiert am 02.11.2022
Ende März hat die Post zusammen mit der Konferenz der Kantonsregierungen einen Sonderbriefmarkenbogen «Mein Kanton – unsere Schweiz» herausgegeben. Darauf sind 27 Marken, eine für jeden Kanton und Halbkanton und eine siebenundzwanzigste mit dem Haus der Kantone, dem Sitz der Konferenz der Kantonsregierungen in Bern.Aus Rheintaler Sicht speziell ist: Die Marke für den Kanton Solothurn ist von der Grafikdesignerin Sabrina Mulas gestaltet worden, die in Altstätten und Rebstein aufgewachsen ist und seit sechs Jahren in Solothurn lebt. Wir haben uns mit ihr via Skype unterhalten.Wie kommt’s, dass Sie als Rheintalerin die Kantonsbriefmarke für Solothurn gestalten durften?Sabrina Mulas:Viele, denen ich davon erzähle, denken, ich hätte einen Projektwettbewerb gewonnen. Aber so lief es nicht. Ich nehme an keinen Wettbewerbsausschreibungen teil. Es war ein ganz normaler Auftrag, für den ich direkt angefragt wurde.In dem Fall haben Sie sich wohl trotz der erst wenigen Jahre in Solothurn bereits einen guten Ruf erarbeitet.Mulas: Es macht den Anschein, ja. Ich habe mir sagen lassen, dass meine bisherigen Arbeiten überzeugt haben. Es gibt aber noch so manche andere Agentur hier in Solothurn – umso mehr ehrt mich der Auftrag. Ich habe mich wirklich extrem darüber gefreut.War die alteingesessene Konkurrenz nicht verärgert, dass der Auftrag einer Zugezogenen vergeben wurde?Mulas: Nein, im Gegenteil, das Echo war positiv. Ich muss allerdings dazu sagen: Ich bin glückliche Wahlsolothurnerin und absolut verliebt in diesen Ort. Das spiegelt sich sicherlich auch in der Briefmarke.Wie geht man an eine solche Arbeit heran?Mulas: Der Sondermarkenbogen soll die Einzigartigkeit jedes Kantons spiegeln und in seiner Gesamtheit die Vielfalt der Schweiz zeigen. Mir war es wichtig, die Vielfalt und Schönheit des Kantons Solothurn zu zeigen mit all seinen Regionen und ihren Besonderheiten – was bei dem kleinen Format natürlich eine Herausforderung war. Aber solche Aufgaben liebe ich!Was ist denn nun auf der Marke zu sehen?Mulas: Der blühende Kirschbaum steht fürs Schwarzbubenland, das Rennvelo für das Velodrome in Grenchen, dann sieht man den Turm der St. Ursen-Kathedrale der Stadt Solothurn, das Kurhaus auf dem Weissenstein mit den bekannten drei Lichtern, der Storch steht fürs Storchendorf Altreu, und rechts sieht man die Oltner Holzbrücke über die Aare, die wiederum grosse Teile des Kantons und auch die Marke als verbindendes Element durchfliesst. Wer hier lebt, wird noch ein, zwei weitere Details erkennen.Eine Frage zum Velo ... weil Sie mir sagten, dass Sie Rennrad fahren: Sind Sie das selbst auf der Marke?Mulas: Ja, das bin ich selbst mit meinem Merida (schmunzelt erst, dann bricht das zunächst verkniffene Lachen aus ihr heraus).In Zeiten von E-Mail und Smartphone werden kaum noch Briefe geschrieben. Fürchten Sie nicht, dass es die Marke gar nicht mehr braucht?Mulas: Das viele Feedback, das ich bekommen habe, lässt mich hoffen, dass es anders ist. In meinem Umfeld schreibt man sich jedenfalls doch noch dann und wann eine Karte oder einen Brief. Gelegenheiten gibt es ja genügend: zu Geburtstagen, zu Jubiläen, zu Weihnachten oder einfach um seinen Liebsten eine Freude zu bereiten.Haben Sie sich gleich mit Marken eingedeckt? Wo Sie selbst drauf zu sehen sind und unten an der Marke auch noch Ihr Name drauf steht?!Mulas: Ja natürlich (lacht). Die nächsten Weihnachtskarten an meine Kunden und Familie werden mit meiner Marke frankiert!Nicht doch vielleicht mit der St. Galler Marke?Mulas: Nein, exgüsi – schon mit meiner eigenen (lacht).Sie haben immerhin das Glück, dass die Post die Porti erst gerade erhöht hat. Sie können also davon ausgehen, dass diese Marken eine ganze Weile ohne Zusatzfrankatur benutzt werden können.Mulas: Der Aufschlag von einem Franken auf einen Franken zehn ist zwar zeitlich ein Zufall, aber ich habe ihn noch so gerne genutzt: In Solothurn hat die 11 eine besondere Bedeutung. Es gibt 11 Kirchen, 11 Brunnen, 11 Türme … die 11 ist Solothurns magische Zahl. Indem ich die 0 in der Frankatur etwas von der Aare habe überfliessen lassen, wird die 11 hervorgehoben. Das haben die Solothurner natürlich realisiert. Ich denke, auch deswegen kommt meine Marke hier sehr gut an. Ich hätte nicht gedacht, dass ich damit durchkomme – aber wohl weil man den Wert immer noch gut lesen kann, hat die Post es glücklicherweise akzeptiert.Ihre Eltern führen in Rebstein die «Traube». Trifft man Sie hier noch gelegentlich an?Mulas: Ja, ich bin regelmässig im Rheintal. Alle vier, fünf Wochen besuche ich meine Eltern und treffe mich mit meiner besten Freundin, die nicht weit weg wohnt. Die Fahrt ins Rheintal verbinde ich immer mit Kundenbesuchen entlang der Route.Schade gibt es kein Radrennen hier – damit hätte sich ein weiterer Grund für einen Besuch daheim ergeben.Mulas: Doch, gibt es: Die Tour d’Alba – ein Vintage-Rennradrennen in Vorarlberg. Das wollte ich schon lange einmal fahren. Und dieses Jahr findet die 10. Ausgabe statt. Ich hoffe, dieses Jahr klappt es!Und jetzt, nach der Marke: Haben Sie grosse Pläne?Mulas: Nichts Spezifisches, ausser fleissig weiterarbeiten natürlich. Ich bin seit zehn Jahren selbstständig und habe das Glück, nicht auf Kaltakquise gehen zu müssen – die spannenden Kundenprojekte finden mich scheinbar wie von allein. Ich habe den tollsten Job der Welt. Das habe ich mir gerade wieder bei der Präsentation dieses Sondermarkenbogens in Bern gedacht. Die Markensujets wurden animiert ans Bundeshaus projiziert – das war der Wahnsinn! Die Animation war wunderschön, mit aufgehenden Blüten, ins Bild fahrendem Velo – und das am Bundeshaus, ein absoluter Gänsehautmoment! Bevor wir aber fertig sind: Etwas würde ich gerne noch loswerden ...Bitte ...Mulas: Ich habe nun viel von Solothurn geschwärmt. Bei all meiner Liebe zu dieser Stadt und diesem Kanton: Ich liebe das Rheintal natürlich genauso sehr! Es ist meine Heimat. Und daheim ist immer noch daheim. In der Schweiz ist es überall schön – das Rheintal ist aber einer der schönsten Flecken im Land. Das wollte ich doch noch gesagt haben.Hinweis: Die Marken auf dem Sondermarkenbogen «Mein Kanton – unsere Schweiz» haben alle die Frankatur 1.10 Franken, also jene, die es seit Anfang Jahr für einen A-Post-Brief braucht. Zu kaufen gibt es sie bei der Post und nur als gesamten Bogen mit allen 27 Marken.

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