17.06.2022

«Die SBB machen gerade einen ganzen Kanton recht wütend»

Die Sprecherinnen und Sprecher der Fraktionen sparten gestern nicht mit Kritik am Entscheid des Bahnunternehmens, den Halbstundentakt durchs Rheintal nur zu den Stosszeiten anzubieten.

Von Max Tinner
aktualisiert am 02.11.2022
Max TinnerAm Mittwoch kam der dringliche Vorstoss zum Halbstundentakt für die Interregiozüge durchs Rheintal vor den Rat. Die SBB wollen ihn – anders als mit dem Kanton und den Regionen Rheintal und Werdenberg vereinbart – nur reduziert auf die Stosszeiten einführen (Ausgabe vom 27. Mai). Die Sprecherinnen und Sprecher der Fraktionen sparten nicht mit Kritik und lobten die Regierung für ihre deutliche Ansage, dies nicht zu akzeptieren.Christoph Gull (SVP, Flums) ist als Präsident der Region Sarganserland-Werdenberg Vertreter eines betroffenen Wahlkreises. Dass die SBB zwar 250 Mio. Franken in den Ausbau der Bahninfrastruktur investierten, dann aber mit dem gebrochenen Halbstundentakt das Angebot ab-, statt ausbauten, könne nicht geduldet werden, sagte er.«Eine klassische Mogelpackung»Michael Schöbi (Mitte, Altstätten) bezeichnete den angekündigten Ausbau der Leistungen der Bahn im Rheintal, der sich nun als gar kein solcher erweise, «eine klassische Mogelpackung». Eine bessere Erreichbarkeit des Rheintals auch mit dem öffentlichen Verkehr sei für die Entwicklung der Region ein entscheidender Faktor, betonte er. Er begrüsst, dass die Regierung in Bern Druck machen will und empfiehlt, notfalls Rechtsmittel zu ergreifen.Dass sämtliche Fraktionen gemeinsam eine dringliche Interpellation überweisen, gebe es nicht alle Tage, hielt Bettina Surber (SP, St. Gallen) fest. «Das ist ein deutliches Signal», meinte sie und dankte der Regierung, «dass sie sich auf die Hinterbeine stellt». Den SBB sollte klar werden, «dass sie gerade einen ganzen Kanton recht wütend machen». Das obere Rheintal verzichte in Erwartung der Einführung des Halbstundentakts über Monate auf jeglichen Bahnverkehr und begnüge sich mit Bahnersatzbussen. Da sei der Entscheid der SBB, den Halbstundentakt nur zu den Stosszeiten anzubieten, geradezu «ein Affront». Surber hofft auf einen Sinneswandel bei den Verantwortlichen in Bern und auf die Einsicht, dass die (von den SBB offenbar in Frage gestellte) Nachfrage auch durch das Angebot gesteigert werden könne.«So holt man die Leute, die dem öffentlichen Verkehr während des Doppelspurausbaus verloren gehen, nicht zurück», meinte Ruedi Mattle (parteilos, Altstätten) im Namen der GLP und als Vorsitzender der Fachgruppe Verkehr im Verein St. Galler Rheintal. Eine gehörige «Arroganz» legten die SBB zudem an den Tag mit der Art und Weise, wie sie die Abkehr vom ursprünglich Vereinbarten kommunizierten.«Nicht nur sonderbar, sondern saudumm»«Das Rheintal wird von den SBB übergangen», meinte Meinrad Gschwend (Grüne, Altstätten). «Einmal mehr, muss man sagen – das ist nicht nur sonderbar, sondern saudumm.»Seitens der Regierung versicherte Volkswirtschaftsdirektor Beat Tinner, dass die Regierung alles unternehmen werde, damit der Halbstundentakt durchgehend gefahren werde. «Ghaue oder gschtoche», meinte er. Es könne nicht sein, dass es keinen durchgehenden Halbstundentakt gebe, wenn die Möglichkeit dazu nach dem Doppelspurausbau dann bestehe. Nächstens sei eine Aussprache mit den SBB anberaumt, an welcher nebst ihm auch die St. Galler Ständeräte Benedikt Würth und Paul Rechsteiner dabei seien. «Wir werden uns Gehör verschaffen», versicherte Tinner.HinweisMehr zur schriftlichen Antwort der Regierung auf die dringliche Interpellation auf Seite 19 oder in vollem Umfang auf www.ratsinfo. sg.ch unter der Geschäftsnummer 51.22.53

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