Nach drei Auswärtsspielen in Folge spielt der FC Widnau am Sonntag, 14 Uhr, wieder auf der Aegeten. Zu Gast ist Red Star Zürich. Von den Spielen in Schaffhausen, Chur und bei Gossau dürfte sich das Team mehr erhofft haben. Mit drei Punkten blieb die Ausbeute bescheiden.
Die Auswärts-Serie begann bei den Reserven des Challenge-League-Clubs Schaffhausen. In der FC-Schaffhausen-Arena glichen die Rheintaler durch Daniel Lässer und Lucas Barboza Maciel einen 0:2-Rückstand aus. Doch die vorher so sattelfeste Widnauer Abwehr kassierte in den letzten 20 Minuten drei Tore – gleich viele wie bis zu jenem Zeitpunkt in der ganzen Saison.
In Schaffhausen haben wir versagt,
fasst Co-Trainer Daniel Lüchinger die 2:5-Niederlage zusammen. Besser lief es im Bündnerland. «Finn Metzler, Alessio Di Simeis und Ivan Ivic haben in Chur ihr Startelf-Debüt gegeben und alle drei haben überzeugt», sagt Lüchinger. Letzterer brachte Widnau in der elften Minute in Führung, Ceyhun Tüccar erhöhte nach 55 Minuten auf 2:0. Den Ehrentreffer erzielten die Churer erst in der 93. Minute.
Im Match gegen Gossau wollten die Rheintaler an diese Leistung anknüpfen, zumal der Absteiger eine kleine Formbaisse nach dem Saisonstart nicht verbergen konnte. Die Fürstenländer gewannen die ersten drei Spiele, aus den weiteren fünf resultierten nur noch zwei Punkte. Just gegen Widnau gelang ihnen der Befreiungsschlag. Beim 0:4 schmerzte vor allem die Höhe der Niederlage, denn Widnau war dem Gegner auf der Flawiler Schützenwiese, wo Gossau zurzeit spielt, lange ebenbürtig. «Das 0:2, das durch einen Schiedsrichterfehler zustande kam, war der Genickbruch», so Lüchinger. Danach setzte das Trainerduo alles auf eine Karte, verstärkte die Offensive und musste zwei Kontertore hinnehmen. «Die Mannschaft hat nicht mehr daran geglaubt. Es war ein schwieriges Spiel auf einem Kunstrasen, mit dem der Gastgeber besser zurechtgekommen ist», sagt Lüchinger. Das Resultat sei aber zu hoch ausgefallen.
Mit Red Star ist noch eine Rechnung offen
Gegen Red Star sollen die Fans wieder ein anderes Widnau sehen, zumal nur Timo Faleschini, Mario Jelusic und Luca Giorlando fehlen. «Wir müssen künftig ganz klar besseren Fussball zeigen», sagt Lüchinger. «Doch positiv ist, dass wir doch bereits 16 Punkte haben.» Durch die beiden Nuller in der englischen Woche ist Widnau zwar auf den sechsten Platz zurückgefallen, allerdings ist vorne alles sehr eng beisammen. Leader Wil II liegt nur vier Punkte voraus, auf den Plätzen zwei bis vier folgen Seefeld, Balzers und Altstätten, alle mit 18 Zählern. Dardania als Fünfter liegt mit einem Punkt mehr ebenfalls in Reichweite.
Lüchinger sagt auch: «Mit Red Star haben wir noch eine Rechnung offen.» Vor knapp zwei Monaten standen sich die beiden Teams in Zürich im Rahmen der Cup-Qualifikation gegenüber. Für Widnau war jener 10. August, ein herrlicher Sommersamstag mit Temperaturen von über 30 Grad, ein Tag zum Vergessen. Durch einen Red-Star-Doppelschlag in der 19. und 21. Minute verloren die Rheintaler 0:2.
Für Red Star begann die Saison mit 0:1-Niederlagen gegen Frauenfeld und Balzers, ehe gegen Dübendorf (1:0) der erste Sieg folgte. Knapp ging es weiter: Gegen Uster verloren die roten Sterne 0:1, gegen Wil II 1:2. Klarer war das Skore beim Spiel auf dem St. Galler Gründenmoos: Dardania gewann 5:1 und bescherte den Zürchern die erste saftigere Niederlage. Aus dieser scheinen die Trainer Jérôme Oswald und Juri Scandella ihre Schlüsse gezogen zu haben. Gegen Seefeld führte Red Star bis in die 85. Minute 3:1, musste dem Tabellenzweiten aber noch zwei Gegentore und die Punkteteilung zugestehen. Auf der Gesa forderten die Zürcher auch Altstätten. Beim 2:3 glich Red Star zweimal aus, ehe Altstätten in der 80. Minute der Siegestreffer gelang. Dario Dreier, Gérard Sigg und Giuliano Scarpa trafen am letzten Samstag auf der Allmend Brunau zum ungefährdeten 3:0-Sieg gegen Schlusslicht Bazenheid und bestätigten damit den Aufwärtstrend.
Red Star war 64 Saisons Erstligist
Den FC Red Star Zürich gibt es schon sehr lange: Gegründet wurde er am 1. Mai 1905. Am Anfang spielte der Verein auf der Rotwandwiese, als Torpfosten dienten zwei Birnbäume. Auf der Website des Clubs steht, sein Name stamme aus einem Zeitungsartikel über die Dampfschifffahrtlinie «Red Star Line», den die Gründer Charles Seiler und Albert Merk passend fanden. Als Clubfarben wurden Grün und Weiss bestimmt – und natürlich durfte der rote Stern nicht fehlen. Dem Namen und den Farben ist der Verein treu geblieben. Nicht so der Liga, denn Red Star ist eigentlich ein Urgestein der 1. Liga. 64 Saisons oder 1542 Spiele waren die Zürcher fester Bestandteil dieser, sie liegen hinter dem FC Solothurn (71 Saisons) in der ewigen Liga-Rangliste auf Platz zwei. Red Star klopfte auch einige Male an die Nationalliga B an, kurz waren die Zürcher sogar ein Teil davon, etablieren konnten sie sich in der Schweizer Zweitklassigkeit aber nicht.
Nach dem Abstieg aus der 1. Liga 2009 und sieben Jahren Interregio-Zugehörigkeit gelang den Grün-Weiss-Roten im Sommer 2017 erneut der Aufstieg. Doch nach der «Corona-Halbsaison» 2020/21 mussten sie erneut in die Interregio absteigen, wo sie sich mit den Plätzen vier (21/22 und 22/23) und sechs in der letzten Saison ansehnlich schlugen.
Stolz ist man auf die starke Juniorenabteilung. Die U19, U18 und U15 spielt mit dem Team Zürich/Red Star im Spitzenfussball. Daneben ist der Club bei den A- und B-Junioren in der Youth League vertreten, eine weitere B-Mannschaft spielt in der Promotion. Letztmals machte Red Star 1998/99 nationale Schlagzeilen. Im Schweizer Cup stiess das Team nach Siegen gegen Baden (4:3 nach Verlängerung), Chiasso (3:0), Yverdon (2:1) und Lugano (2:1) sensationell in den Halbfinal vor, der zu einem Zürcher Derby wurde. Red Star verlor ihn gegen die von Roger Hegi trainierten Grasshoppers vor 3000 Fans im Letzigrund mit 0:7.