27.04.2022

Die Ritterin von Berlichingen

Die Kanti-Theatergruppe interpretiert Goethes «Götz von Berlichingen» neu und besetzt die Hauptrolle weiblich.

Von Monika von der Linden
aktualisiert am 02.11.2022
«Sag’s ihm, er kann mich im Arsche lecken!», ist der bekannteste Satz, den Johann Wolfgang von Goethe seinen «Götz von Berlichingen» hat sprechen lassen. Viel mehr dürften die meisten Menschen von der Handlung des 1773 uraufgeführten Werkes nicht kennen. Es wird eher selten gespielt.Die Theatergruppe der Kantonsschule Heerbrugg hat sich des Klassikers um Liebe, Freiheitskampf, Intrigen und Ver-rat angenommen. Um es für die Schülerinnen und Schüler spielbar zu machen, kürzten die Co-Regisseurinnen Simone Bischof und Milena Todic das umfangreiche Werk auf eine zwei Stunden lange Fassung. Morgen Freitag, 29. April, ist Premiere, gestern Mittwoch spielte das Ensemble (siehe Kasten) vor 200 Schülerinnen und Schülern.«G. von Berlichingen» ist keine ParodieDas Publikum dürfte verblüfft sein, dass Amira Schmid die Hauptrolle spielt und sich nicht in den Mann Götz verwandelt. Vielmehr haben sich die Rollen gewandelt. Die Hauptfigur ist eine Frau – die Ritterin «G. von Berlichingen».Ihre Inszenierung des Stücks hatte die Theatergruppe im vergangenen Jahr aufführen und einen Beitrag zum 50-Jahr-Jubiläum des Frauenstimmrechts leisten wollen. Hinzu kommt, dass dem Ensemble mehr Frauen als Männer angehören. «Es ist besser, die Rollen neu zu interpretieren, als Frauen in Männerkleider zu stecken», sagte Milena Todic. Sie hatte mit darauf geachtet, dass «G. von Berlichingen» nicht zu einer Parodie geraten würde.Dies hinzubekommen, gelang der Truppe ausgezeichnet. Sie spielte die Rollen des in Franken und Schwaben handelnden Klassikers ernsthaft und überzeugend. Die Schauspielerinnen und Schauspieler gaben jeder Figur einen stimmigen Charakter. Obwohl alle eine ausgezeichnete Leistung zeigten, ist es angebracht, die Hauptdarstellerin, Amira Schmid, herauszuheben. Mal agierte sie als eine intelligente Strategin. Dann bot sie in ihrer Rolle dem Kaiser und dem Gericht die Stirn, ohne ihre Treue zu seiner Majestät in Frage zu stellen. Ebenso erschien G. als besorgte Mutter, verratene Anführerin, trauernde Freundin, freiheitsbewusste Kämpferin und benutzte Gefangene.Mit «G. von Berlichingen» hat die Theatergruppe das Goethe-Schauspiel sehr gut inszeniert. Dem Publikum macht sie deutlich, wie manche Akteurinnen und Akteure des Bauernkrieges zwischen den Lagern zerrissen waren und ausgenutzt wurden.Die Theatergruppe feiert die Premiere zu «G. von Berlichingen» von Johann Wolfgang von Goethe morgen Freitag, 29. April, in der Aula der Kantonsschule. Weitere Aufführungen: Samstag, 30. April, Mittwoch, 4., und Samstag, 7. Mai, jeweils um 19.30 Uhr. Zweittext: Das Ensemble von «G. von Berlichingen»An der Produktion des Theaterstücks beteiligt sind: von Berlichingen: Amira Schmid; Friedrich (ihr Ehemann): Tiziano Grimm; Philipp (ihr Bruder): Sandro Sieber; Karla (ihre Tochter): Luana Angelina Bertényi; Sara (ihre treue Kämpferin): Michelle Luong; Lerse (ihre zweite treue Kämpferin): Andrina Bleisch; Weislingen (einst Freundin, nun Feindin): Matilda Frank; Adelbert (Verführer der Weislingen): Elias Mitter; Selbitz (Unterstützerin): Elea Koster; Sickingen (Schwägerin und Unterstützerin): Marina Suengas; Martina (Bewundererin): Luisa Högger; Barfrau: Nina Haggmann; Bamberger (Anfang): Lorenz Naeff, Dominik Kipfer; Kämpferinnen von G. (Anfang): Melanie Wick, Kim Heeb; aufständische Bauern: Lorenz Naeff, Yannik Röthlisberger, Dominik Kipfer, Melanie Wick, Kim Heeb; Bischof: Nando Büchel / Simone Bischof; Olearius: Luisa Högger; Liebetraut: Kim Willi; Franziska: Lisa Militi; Kammerdiener / Bote: Hendrik Marchlewitz; Kämpfer: Mateo Schmid; Kämpferinnen von G.: Eva Maria Kuratli, Leonie Halter; zwei Kaufleute: Luana Angelina Bertenyi, Kim Willi; Kampfszene Botenbericht: Nina Hagmann; Kaiser: René Hugelshofer; Kaiserlicher Rat, Hauptmann: Stefan Rohner; Ratsherr, Offizier: Stefan Lang. Video: Michelle Loung, Elias Schmid, Elea Koster, Ramon Frei, Andrina Bleisch, Aron Rohloff, Amira Schmid, Matteo Schmid; Film: Kurt Schwendener, Ruedi Lindegger; Licht: Lorenz Naeff, Mika Steiger, Dominik Kipfer; Regieassistenz: Lola Canavate, Elin Wiget; Regie: Simone Bischof, Milena Todic. (vdl)

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