12.09.2019

Die Rebschter Orgel schimmelt

Immer mehr Orgeln sind von Schimmel befallen, so auch die in der evangelischen Kirche in Rebstein.

Von Kurt Latzer
aktualisiert am 03.11.2022
Kurt LatzerIn den letzten beiden Oktoberwochen befreit der Rebsteiner Orgelbauer Walter Mutzner die prächtige Orgel in der evangelischen Kirche vom Schimmel. «Eigentlich sollte ich nur eine Notenbeleuchtung anbringen. Als ich mich auf der Suche nach einem geeigneten Platz mit der Taschenlampe in der Orgel umsah, habe ich den Schimmel gesehen», sagt der Orgelbauer. Er sei rasch mit der Entfernung des weisslichen Belags beauftragt worden.In ganz Mitteleuropaschimmeln OrgelnWalter Mutzner ist Mitglied der internationalen Vereinigung der Orgelbauer. «Bei einem Treffen hat ein Mitglied aus Kiel gesagt, das Problem kenne man im norddeutschen Raum schon seit 15 Jahren», sagt der Rebsteiner. Seither haben sich die Pilze stark ausgebreitet. In deutschen Zeitungen war 2017 zu lesen, jede dritte Orgel sei von Schimmel befallen. «Jede Orgel, die ich in jüngster Zeit revidiert habe – auch im Rheintal – hat Schimmel», sagt Mutzner, «nicht überall sehr viel, aber er ist nachweisbar.» Obwohl das Rheintal eine trockenere Region ist, allein wegen des Föhns, breitet sich der Pilz aus.Auch der Klimawandel leistet einen BeitragGanz schlimm befallen sei ein Kircheninstrument im Thurgau gewesen, von dem er sogar geträumt habe. «Und dem Zuständigen der Kirchenkommission ist nach eigener Aussage beim Anblick der Fotos fast der Zmorge im Hals stecken geblieben», sagt der Rheintaler Orgelbauer. Die Ausbreitung des Schimmels verläuft nach den Erfahrungen Mutzners unterschiedlich. Während sich die Pilze über Jahre nicht zeigen, können sie sich in kurzer Zeit schlagartig ausbreiten, vor allem im Frühling und Sommer. Orgelbaumeister betonten bereits bei einem Erfahrungsaustausch vor zwei Jahren in Regensburg, dass der Klimawandel Auswirkungen auch auf die Kirchenorgeln hat. Einen weiteren Beitrag zur Verbreitung der Schimmelpilze leistet das veränderte Heizen in den Kirchen. «Heute wird nicht mehr gleichmässig durchgeheizt, sondern nur schnell am Wochenende», war in einem Beitrag des bayrischen Rundfunks zu hören. «Die Schimmelbildung hängt auch mit der Belüftung zusammen», sagt Walter Mutzner. Früher habe man darauf geachtet, die Orgeln so dicht wie möglich zu halten, mittlerweile habe bei Orgelbauern ein Umdenken stattgefunden. «Wenn man den Schimmel entfernt hat, muss man auch etwas tun, um neuen Befall zu verhindern», sagt Walter Mutzner. Bei jeder Orgel, die der Rebsteiner revidiert oder von Schimmel befreit, baut er Lüftungsschlitze ein. Das ist auch bei den Arbeiten an der Rebsteiner Orgel vorgesehen.Zusammenarbeit mitMikrobiologenIn den nächsten Tagen beginnt Walter Mutzner mit der Arbeit an einer befallenen Orgel am Walensee. Vom 21. Oktober bis 22. November bleibt das Instrument in der Rebsteiner Kirche stumm. In der Zeit geht es dort dem Schimmel an den Kragen. Zur Bekämpfung des Schimmels arbeitet der Orgelbauer seit ein paar Jahren mit einer Spezialfirma und Mikrobiologen zusammen.«Wir haben nun eine gute Lösung ohne giftige Substanzen», sagt Walter Mutzner. Bei allem Ärger steht laut Experten fest: Der Schimmel ist nicht gesundheitsschädlich.

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