1928, drei Jahre vor dem FC Widnau, wurde der FC Rapperswil-Jona gegründet. Mittlerweile ist er mit über 1000 Mitgliedern einer der grössten Clubs der Schweiz. Allein aus dem Nachwuchs sind 34 Teams für den Meisterschaftsbetrieb gemeldet. Das Fanionteam stieg 2017 in die Challenge League auf, wo es zwei Jahre blieb. Aktuell spielt es in der Promotion League.
Mit Rappi-Jona II ist am Sonntag die unberechenbare U20-Equipe, bei der sich die Talente für die erste Mannschaft empfehlen, im Rheintal zu Gast. Auf dem Papier sind die Rollen klar verteilt. Doch es dürfte nicht so einfach werden: In den fünf Rückrundenspielen gelangen dem Tabellenvorletzten bereits zwei Siege.
Zum Saisonstart drei Punkte aus zwölf Spielen
In der Vorrunde hatten die Rapperswiler, die nach dem Aufstieg 2021/22 die zweite Saison in der Interregio bestreiten, hartes Brot zu essen. Man sagt, die zweite Saison sei für einen Aufsteiger die Schwierigste. Die Kicker vom rechten Zürichseeufer können dies bestätigen. Ihr Start in diese Spielzeit war harzig. Aus den ersten zwölf Spielen resultierten nur drei Punkte: 4:4 in Weesen, 2:2 in Adliswil und 0:0 gegen den Tabellenzweiten Frauenfeld.
Zur Negativserie gehört auch das Vorrundenspiel gegen Widnau. Der FCW gewann am 24. September auswärts 2:1. Kevin Egbon und Ceyhun Tüccar kehrten einen Rückstand in einen knappen Sieg. Spielerisch lief es Rappi-Jona II nicht schlecht, aber resultatmässig wollte sich einfach kein Erfolg einstellen. Dies änderte sich am 4. November, als mit dem 3:1 in Thalwil der erste Saisonsieg resultierte. Zwei Wochen später doppelten die Rot-Weissen mit einem erstaunlichen 3:0-Erfolg auf dem St. Galler Gründenmoos bei Dardania nach.
In der Winterpause gab es einen Trainerwechsel: Pascal Studer machte auf dem Trainerstuhl dem Duo Volfkan Gjokaj und Danijel Gvozdenovic Platz, Assistent Hans Glauser blieb beim Team. In der Rückrunde setzte es bei Wil II, Uster und Bazenheid jeweils eine 1:3-Auswärtsniederlage ab. Dafür gewann man gegen Weesen 2:1 – und am letzten Sonntag überraschte der FCRJ mit einem 2:0 gegen Lachen/Altendorf. Der Rückstand zum zwölften Platz beträgt acht Punkte. Bei noch zehn ausstehenden Spielen werden die Rapperswiler alles daran setzen, das Saisonziel Ligaerhalt noch zu schaffen.
Manassé Bambana: Vom Verteidiger zum Torhüter
Rapperswils Toptorschütze (13 Treffer) heisst Ardit Rexhepi. Er liegt in der Tabelle der treffsichersten Spieler der Gruppe auf Rang drei. Mit 22 Jahren und zwei Monaten ist Rexhepi auch der «Teamsenior». Ein weiterer Spieler, den es zu beachten gilt, ist Noé Simon Nguy-Yi Boum Bitjél. Der 19-jährige Mittelfeldspieler, der einen Teil der Juniorenzeit bei GC verbrachte, kam bereits im Fanionteam zu ein paar Einsatzminuten. In den Aufstellungen in der Rückrunde fällt zudem auf: Das Tor wurde stets von Manassé Bambana gehütet. In der Vorrunde stand der 21-jährige Kongolese noch als Innenverteidiger auf dem Platz. Letzte Saison hatte er beim 2:1-Sieg gegen Widnau sogar ein Tor erzielt.
Am letzten Samstag gewann Widnau in Weesen 4:2. Bereits nach fünf Minuten hatten Iljia Ivic und Tobia Walt getroffen. Als Lucas Maciel Barboza nach 64 Minuten das 3:0 erzielte, war es die vermeintliche Entscheidung. Weesen hatte dann aber seine beste Phase und kam innert fünf Minuten auf 3:2 heran. Widnau fing sich und markierte durch Daniel Lässer kurz vor Schluss den vierten Treffer. Die Lüchinger-Elf liegt mit 33 Punkten auf dem fünften Platz. Durch die Punkte in den letzten Spielen hat sie sich von der Gefahrenzone gelöst. Zehn Punkte beträgt der Vorsprung auf den Strich – vor Kurzem waren es nur vier.
«Wir können frei und ohne Druck aufspielen…»
Widnaus Co-Trainer Daniel Lüchinger erwartet einen Gegner, der alles in die Waagschale werfen wird: «Mit dem Sieg gegen Lachen/Altendorf haben die Rapperswiler wieder Hoffnung auf den Klassenerhalt bekommen. Das Spiel gegen uns wird für sie wegweisend sein.» Lüchinger rechnet mit einem interessanten Spiel und einem offenen Schlagabtausch: «Wir sind seit fünf Spielen ohne Niederlage und können frei und ohne Druck spielen.» Wegen der anstehenden englischen Woche – Widnau spielt am nächsten Mittwoch in Bazenheid und am Sonntag gegen Lachen/Altendorf – könnte es die eine oder andere Rotation geben.
Neben der Langzeitverletzten muss der FC Widnau in den nächsten zwei Spielen auf die geschäftlich abwesenden Daniel Lässer und Philipp Herzog verzichten. Auch der junge Stürmer Samuel Stiendl kann nicht dabei sein, er sah im Meisterschaftsspiel des «Zwoa» gegen Rheineck die rote Karte und wurde für zwei Spiele gesperrt. Fraglich sind die angeschlagenen Kevin Egbon und Ilija Ivic.
Eine erfreuliche Nachricht hatte Lüchinger: «Samuel Thönig hat das Training nach seiner langen Verletzung wieder aufgenommen. Ob es diese Saison für ihn noch zu einem Einsatz reichen wird, werden wir sehen.»