29.10.2019

Die Qualitätslüge der Regierung

Leserbrief zur umstrittenen Spitalstrategie der Regierung.

Von Werner Ritter-Sonderegger, Hinterforst
aktualisiert am 03.11.2022
Nie wurde im Kanton St. Gallen mehr gelogen als im Zusammenhang mit der geplanten Aufhebung der Landspitäler, und es ist jetzt eine wesentliche Aufgabe, dass das Licht der Wahrheit den Nebel der Propaganda des Verwaltungsrats der Spitalverbunde und der Regierung durchdringt. Die Stimm- und Wahlberechtigten haben jetzt Anspruch auf die Wahrheit und nicht auf das gebetsmühlenhafte Herunterbeten gesundheitspolitischer Plattitüden, wie es derzeit praktiziert wird.Am vergangenen Freitag wurde im Sinne der Leistungskonzentration und damit die Spitäler Altstätten und Walenstadt garantiert nicht zu stark florieren, dort offenbar nicht operiert und alle Patientinnen und Patienten für Operationen nach Grabs gebracht. Meine Ehefrau sollte sich in Grabs am Freitag, 25. Oktober, um 14 Uhr einer sehr anspruchsvollen Operation unterziehen. Seit gestern Donnerstagabend ist sie nüchtern. Weil in Grabs als einzigem Spital, wo überhaupt operiert wurde, sehr viele Notfälle chirurgisch behandelt werden mussten, konnte ihre Operation bis anhin nicht durchgeführt werden, was im Widerspruch zu elementarsten Grundsätzen der Behandlungs- und Pflegequalität steht.Grund für die Misere ist die verfehlte Spitalpolitik des Verwaltungsrats der Spitalverbunde, der Regierung und ihrer Statthalter in den Spitalregionen, welche beabsichtigte Beschlüsse bereits umsetzen, bevor die Voraussetzungen mit Bezug auf das Personal und die Infrastruktur erfüllt sind, um möglichst vollendete Tatsachen zu schaffen. Dass sie das Personal so in unannehmbarer Weise an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit bringen und ausbeuten, ist offenkundig. Es erstaunt daher wenig, dass die St. Galler Spitalverbunde Mühe bekunden, geeignetes Personal zu rekrutieren. Dies gilt umso mehr, als Personal in den Spitälern auch schikaniert wird, wie ich in arbeitsrechtlichen Verfahren feststellen musste. Die der Regierung angeblich so wichtige Pflegequalität kann so nicht gewahrt werden und auch von Respekt vor den «Heldinnen und Helden» in der Gesundheitspflege ist nichts zu spüren.Dazu kommt, dass beispielsweise Stefan Lichtensteiger bereits von einem Abbau von mehreren Hundert Stellen allein in der Spitalregion 2 gesprochen hat, was die Regierung tunlichst zu verschweigen versucht. Auch hier wäre Ehrlichkeit gefragt.Ich vertraue dennoch auf das tüchtige Personal im Spital Grabs und hoffe, dass meine Ehefrau ihre Operation gut übersteht. Gleichzeitig hoffe ich auf die Stimmberechtigten im Kanton St. Gallen, dass sie für annehmbare Verhältnisse für die Pflegenden und die Patientinnen und Patienten sorgen.Werner Ritter-Sonderegger, Hinterforst

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