08.07.2020

Die Pyramidenbauer von Altstätten

Gut zwei Dutzend Kinder aus dem ganzen Rheintal studieren diese Woche im Diogenes-Theater ein Zirkustheaterprogramm ein.

Von Max Tinner
aktualisiert am 03.11.2022
Morgen ist Premiere, aber an der Generalprobe heute will einfach nichts klappen: Die Bühnenarbeiter scheinen sich gerade irgendwohin verdrückt zu haben, wo doch die Manege für die nächste Nummer hergerichtet werden sollte. Die neue Aushilfsputzfrau steht mit ihrem Besen überall im Weg. Die Elektrikerin muss ausgerechnet die Beleuchtung justieren, als gerade die Raubtiernummer geprobt werden sollte. Und die Clowns – von ihnen gibt’s eine ganze Horde – die Clowns haben zwar eine ganze Woche geübt, auf einem Stuhl zu sitzen, wie jeder normale Mensch auf einem Stuhl sitzt, nämlich aufrecht und ruhig. Doch sie haben auf und unter ihren Stühlen nichts als Unfug im Kopf. … Die Zirkusdirektorin ist schier am Verzweifeln.«Ich finde es super hier. Man findet neue Kollegen und kann viele neue Sachen ausprobieren.»Nando Weder, KinderzirkuskünstlerWas die 25 Kinder auf der Bühne des Diogenes-Theaters spielen, ist nichts Anderes, als was sie diese Woche selbst erleben: Heute ist Generalprobe ihres Zirkustheaterstücks, morgen ist Premiere. Und nach nur zwei, drei Tagen Proben klappt halt noch nicht alles perfekt.Und doch haben die Kinder innert der wenigen Tage, die der Zirkus- und Theaterworkshop dauert, unwahrscheinlich viel gelernt: Sie jonglieren, treten als Clown auf, als Akrobat, als Zirkusdirektorin, als Regieassistentin oder sogar als Löwe oder als Dressurpferd. Einzelne haben so viel Text auswendig lernen müssen wie für vergleichbare Auftritte ein Vielfaches der Zeit nötig wäre. Die meisten von ihnen haben sich dabei zuvor nicht einmal gekannt. Und doch vertrauen sie einander nach nicht einmal einer Woche bereits so sehr, dass sie mehrstöckige akrobatische Pyramiden bauen.«In ihren Ideen sind die Kinder sehr authentisch. Ich lerne daraus auch für mich selbst als Clownin.»Ruth Albertin, Clownin und Workshopleiterin«Es ist faszinierend, wie schnell die Kinder einen Zusammenhalt entwickeln und wie sie sich gegenseitig unterstützen», sagt Ruth Albertin. Die Clownin, die in Marbach aufgewachsen ist, leitet den Workshop zusammen mit ihrem Mann und Bühnenpartner Mike Albertin sowie der Marbacher Schauspielerin Claudia Rohrhirs. Ein bewährtes Team, das die jeweils in der ersten Sommerferienwoche stattfindende «Diogenes»-Zirkuswoche schon einige Male durchgeführt hat.Morgen Freitag ist also Premiere, um 18.30 Uhr. Danach gibt’s noch eine zweite Vorstellung am Samstag um 9.30 Uhr. Hinweis: Wegen der Corona-Abstandsvorschriften können maximal 75 Personen aufs Mal eine Vorstellung besuchen. Die meisten Plätze sind für Angehörige reserviert. Restkarten gibt’s auf www.diogenes-theater.ch

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