15.04.2021

«Die Öffnung kommt unerwartet»

Freude, Zuversicht und Tatendrang: Am Montag sind Fitnessunternehmer zurück in ihrem Business.

Von Interview: Seraina Hess
aktualisiert am 03.11.2022
Ein verwaister Parkplatz, leere Garderoben und Laufbänder auf Stand-by – das dürfte ab Montag Geschichte sein. Auf dann lockert der Bundesrat die aktuellen Corona-Schutzmassnahmen und lässt die Fitnesscenter des Landes ihren Betrieb wieder aufnehmen. Auch bei Vitalis Sports in Altstätten atmen Co-Geschäftsführerin Daniela Casanova und Centerleiter Dominic Schüler nach der fast viermonatigen Durststrecke auf.Daniela Casanova und Dominic Schüler, haben Sie am Mittwochnachmittag während der Medienkonferenz des Bundesrates vor dem Bildschirm gezittert und gehofft?Daniela Casanova: Bisher sass ich tatsächlich immer daheim vor dem Fernseher, wenn der Bundesrat Massnahmen oder Lockerungsschritte verkündet hatte. Diesmal war ich mir aber so sicher, dass wir mit der Öffnung erneut zuwarten müssen, dass ich den Nachmittag mit meiner Schwester und unseren Kindern auf dem Spielplatz verbrachte. Aber natürlich konnten wir es nicht lassen und haben doch aufs Smartphone geschielt – und wurden völlig überrascht.Dominic Schüler: Ich war auf dem Tennisplatz und habe Jugendliche unterrichtet. Nach dem Training sind bereits vier, fünf euphorische Whatsapp-Nachrichten eingegangen, darunter auch von einem Kunden, der sich mit uns freute.Seit dem 1. März dürfen Fitnesscenter für Kunden unter 20 Jahren wieder öffnen. Hat Vitalis Sports den Betrieb für die jungen Sportler wieder hochgefahren?Daniela Casanova: Ja. Wir fanden das wichtig, weil Jugendliche und junge Erwachsene im Moment schon genug gestraft sind, da sie auf alles, was die Jugend ausmacht, verzichten müssen – zum Beispiel auf den Ausgang. Wenigstens der Sport sollte erlaubt sein.Hat sich das für den Betrieb gelohnt, zumal die Teenager wohl eine Minderheit der Kundschaft ausmachen?Daniela Casanova: Wenn wir den ganzen Tag eine Betreuung hätten gewährleisten müssen, hätte es sich nicht gelohnt, obwohl wir einige Jugendliche zu unseren Kunden zählen dürfen. Da die Jungen aber vor allem nach der Arbeit oder der Schule trainieren, führten wir drei betreute Abende ein – in der verbleibenden Zeit war das Training unbetreut jederzeit möglich, zumal im familiengeführten Betrieb ohnehin immer jemand vor Ort ist. Das hat sehr gut geklappt.Wie steht es um die Vorbereitungen für Montag? Wird ein neues Schutzkonzept nötig, um das Center und die Tennisplätze zu öffnen?Dominic Schüler: Voraussichtlich bleiben alle Massnahmen gleich wie im November letzten Jahres: Im Wesentlichen sind das Hygieneregeln, genügend Abstand zwischen den Geräten, eine Personenbeschränkung und die Maskenpflicht. Es wird sicher Anpassungen geben, wobei wir die genauen Vorgaben des Bundesamts für Sport und die Empfehlungen der Verbände abwarten müssen, um diese in unser Schutzkonzept zu über-nehmen.Erwarten Sie, am Montag von trainingshungrigen Kundinnen und Kunden überrannt zu werden?Dominic Schüler: Überrannt wäre vielleicht zu hoch gegriffen. Wenn wir zurückblicken auf den 11. Mai 2020, als wir nach dem Lockdown wieder öffnen durften, war allerdings wirklich erstaunlich viel los. Deshalb vermute ich, dass es am Montag ähnlich zugeht. Zu Engpässen dürfte es aber nicht kommen, da sich die Kunden gut über den Tag verteilen: Manche stehen schon morgens um 6 auf dem Stepper, andere nutzen die Mittagspause oder den Feierabend.Wie steht es um die Abonnements? Die Lockdown-Ausfälle wurden den Kunden gutgeschrieben – nun sind es aber fast vier Monate, die hinzukämen. Ist das für den Betrieb tragbar ?Daniela Casanova: Es ist schon happig. Bei uns betrifft es nicht nur das Fitnessabo, sondern auch alle fix vermieteten Tennisplätze. Wir haben uns aber doch dazu entschieden, die verlorene Trainingszeit gutzuschreiben, weil wir weiterhin zufriedene Kunden wollen. Immerhin ist es uns jetzt noch möglich, kulant zu sein – hätte die Schliessung weitere zwei, drei Monate gedauert, sähe es vielleicht anders aus. Uns hat es aber sehr gefreut, dass wir viele solidarische Reaktionen von unseren Mitgliedern bekommen haben, die teils sogar auf ihre Gutschrift verzichten.Die Branche ist zuversichtlich, die Betriebe öffnen wieder. Wie steht es um die Angst, dass durch die Lockerungen die Fallzahlen wieder steigen und eine erneute Schliessung von Sportbetrieben nötig wird?Daniela Casanova: Dieses Risiko hat man stets im Hinterkopf. Trotzdem rechne ich nicht mit einer dritten Schliessung, vor allem, weil der Sommer vor der Tür steht. Und natürlich lässt mich die Impfung hoffen, dass die Branche auch im nächsten Winter wieder durchstarten kann, ohne die ständige Angst im Nacken, den Betrieb vielleicht wieder einstellen zu müssen. Wir bleiben also auf jeden Fall optimistisch und setzen alles daran, das Training mit unseren Massnahmen sicher zu gestalten.

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