Yves Solenthaler
Unihockey Der bald 30-jährige Stürmer Arbnor Papaj trägt schon seit Anfang letzten Jahres Trainerverantwortung bei den Gators – zuerst interimistisch, vor der am letzten Sonntag zu Ende gegangenen Spielzeit wurde Papaj fest installiert. «Als Notlösung», wie er betont. Und mit Unterstützung eines Coaches (Urs Köppel) sowie dem ebenfalls spielenden Martin Ostransky als Co-Trainer. Seine offizielle Bezeichnung war «Teamchef», aber im Grunde genommen war Papaj der Spielertrainer.Er hatte grossen Respekt vor dieser Aufgabe: «Die Bedenken haben sich bestätigt. Es war sogar eher strenger, als ich erwartet hatte», sagt Arbnor Papaj. Obschon die Saison sportlich erfolgreich verlief, wird er sich nun wieder aufs Spielen konzentrieren. «Zu Beginn spürte ich, dass mein Spiel unter der Trainertätigkeit leidet – ich wurde aber wieder besser, als sich die Abläufe im Staff einspielten», sagt Papaj. Aber es gibt Aufgaben, die nur der Cheftrainer erledigen kann, zum Beispiel das Schneiden von Videosequenzen.«Ich kann mir vorstellen, in Zukunft wieder Trainer zu sein – aber erst nach der Spielerkarriere», sagt Papaj. Die Gators sind gefestigt, aber noch entwicklungsfähigDie Lösung mit Teamchef Papaj entstand, weil die Gators keinen Trainer gefunden hatten. «Diesmal hat die Trainersuche aber schon früher begonnen», sagt Sportchef Simon Köppel: «Wir möchten uns mit einem neuen Trainer so schnell wie möglich einigen – im Mai beginnt schliesslich bereits wieder die Saisonvorbereitung.»Der neue Trainer trifft bei den Gators in Widnau eine ebenso gefestigte wie entwicklungsfähige Mannschaft an. Die Gators hatten vor der Saison 2019/20 Aufsehen erregt mit der Verpflichtung zweier Finnen. Auf dem Feld gehören sowohl Miika Nieminen als auch Asser Jääskeläinen zu den Leadern. Der in Luzern wohnende Nieminen ist allerdings im Trainingsbetrieb weniger präsent als Jääskeläinen, der in Widnau wohnt und mit einem 50-Prozent-Pensum an der Gators- Sportschule in Heerbrugg unterrichtet.Verteidiger Asser Jääskeläinen ist der Stratege des Gators- Spiels, er sammelte auch viele Skorerpunkte, besonders wertvoll ist er aber in der Kabine. Einerseits als Ergänzer des Trainerteams. «Er kommt bei den jungen Spielern gut an», sagt Köppel, «weshalb sie viel von ihm lernen. Dass sich unsere Wege kreuzten, war ein Glücksfall, der nur dank der Gators- Sportschule möglich war.» Auch seine spielerische Klasse im Training führe zu einer Leistungssteigerung. «Spieler wie Jens Aerni oder Pascal Frei machten in der letzten Saison auch deshalb ungewöhnlich grosse Fortschritte», sagt Papaj.Mit den routinierten Teamleadern – nebst den Finnen, Papaj und Ostransky zählt auch Pavel Machala dazu – sollen die jungen Gators-Spieler vor dem Abstieg bewahrt werden, bis sie selbst so weit sind, in der 1. Liga Grossfeld als Leistungsträger bestehen zu können. Vor der letzten Saison wurde die Mannschaft in diesem Sinne ergänzt, auf die kommende Spielzeit sind nun kaum Veränderungen geplant.Bisher steht erst der Abgang von Goalie Adrian Scherrer fest, der den Gators als Vorstandsmitglied aber erhalten bleibt. Vermutlich bilden die aktuelle Nummer 1 Andreas Flury, auch ein Gator mit grossem Leistungssprung, und der erst 17-jährige Marco Hutter das Goalie- Duo der nächsten Saison. Hutter spielte mit Doppellizenz bei Chur Unihockey (meist in der U 18) und wurde bei den Gators viermal in der 1. Liga eingesetzt, dabei hat er positiv überrascht. «Ich hatte nicht gedacht, dass er mental schon so stark ist», sagt Papaj.Ziemlich genau wie von Papaj geplant, verlief aber die letzte Saison: «Ich hatte erwartet, dass wir am Anfang Mühe bekunden, ab Dezember, spätestens Januar, konnten wir uns aber wie geplant steigern.»Nach einem guten Auftakt (vier Siege in fünf Spielen) gerieten die Gators im November in ein Tief, als sie die Heimspiele knapp und die Auswärtsspiele hoch verloren. «Wichtig war, dass die Mannschaft immer positiv blieb, was uns viel besser glückte als in der Saison zuvor», sagt Papaj. Die spätere Steigerung verdeutlicht, dass die Stimmung gut geblieben war: Dank starkem Endspurt in der Quali erreichten die Gators anders als vor einem Jahr die Playoffs – und sogar fast ohne Zittern.Das war eine Steigerung gegenüber der Vorsaison und die Übererfüllung des allerdings tiefstmöglich angesetzten Minimalziels («Ligaerhalt»). In den Playoffs, die in der 1. Liga Grossfeld seit 2012 ausgetragen werden, erreichten die Gators zum dritten Mal den Halbfinal – dort gewannen sie erstmals ein Spiel, am Ende die Serie gegen Qualisieger Bülach Floorball aber knapp nicht.Weniger Kaderbreite und Erfahrung als BülachEin bisschen wurmt die knappe Niederlage noch. «Die Serie war so ausgeglichen, dass Details entschieden», sagt Sportchef Köppel. Trainer Papaj benennt diese: «Bülach hat mehr Erfahrung und wohl auch etwas mehr Breite im Kader.»Die Erfahrung wächst mit vielen wichtigen Matches. «Die sechs Playoff-Spiele hatten sicher einen Lerneffekt für die jungen Spieler», sagt Arbnor Papaj. Wenn sie weiterhin Jääskeläinens Unihockey-Wissen anzapfen, sollte der Erfahrungsgewinn noch schneller gehen.