10.03.2022

Die Natur im Städtebau nachbilden

An einem Anlass des Vereins Agglo Rheintal wurden neue Konzepte für mehr Hochwassersicherheit vorgeschlagen.

Von Max Tinner
aktualisiert am 02.11.2022
Es gilt als sicher: Künftig ist vermehrt mit Hitzewellen zu rechnen. Aber auch mit verregneten Sommern. Und mit heftigen Unwettern, die extrem viel Regen in kurzer Zeit bringen. Dem müssen die Städte und Dörfer bei ihrer Siedlungsentwicklung gerecht werden. Am besten, indem sie die Planung anders angehen als bisher und sie mehr aufs Wasser ausrichten, meinte der Überlinger Landschaftsarchitekt Gerhard Hauber am Mittwoch während einer öffentlichen Onlineveranstaltung des Österreichischen Ökologie-Instituts und der Agglo Rheintal.In diesem Verein haben sich 22 Gemeinden des St. Galler und des Vorarlberger Rheintals zusammengeschlossen, um gemeinsame Probleme gemeinsam anzugehen. Über ihn laufen auch die Eingaben für die Agglomerationsprogramme des Bundes.Statt ableiten: Versickern lassen und zurückhaltenBislang zielte der Siedlungsbau darauf ab, das Wasser möglichst schnell abzuleiten. Gerhard Hauber plädiert, stattdessen den Wasserhaushalt der Natur nachzubilden. Etwa, indem Flächen geschaffen werden, in die Wasser versickern kann. «Dachbegrünungen reduzieren den Abfluss bereits deutlich», betonte er. Hauber zeigte weiter Beispiele von grünen Wasserrückhaltebecken, die im Normalfall als Spielwiese dienen, bei einem Unwetter aber die Bäche wesentlich entlasten. Selbstverständlich seien auch hier Risikoüberlegungen anzustellen und Notflutwege oder andere Arten von Überläufen zu bauen.Hauber schlägt weiter vor, die Strassen anders zu bauen als heute. Üblicherweise wird das Wasser seitlich über die Strassenschultern in die Kanalisation abgeleitet. Ist diese überlastet, läuft das Wasser über und droht in die Keller der Häuser zu laufen.In Kopenhagen entlastet die Strasse die KanalisationHauber zeigte Bilder aus Kopenhagen, wo mehrere Strassenzüge als «Wolkenbruchkorridore» dienen und bei Starkniederschlagsereignissen das Regenwasser über die Strasse abgeleitet wird. Ähnliches ist in kleinerer Dimension auch auf Quartierstrassen möglich, wie nebenstehendes Bild veranschaulicht. Bäume und Rabatten halten hier ebenfalls Wasser zurück – und mildern ausserdem an heissen Tagen die Hitze zwischen den Häusern.Solche neuen Konzepte erfordern eine neue Herangehensweise an die Planung, machte Gerhard Hauber klar. Die Wasserbewirtschaftung müsse von Beginn an in sie integriert sein. Letztlich gehe es dabei darum, «natürliche Prozesse zurück in die Stadt zu bringen».

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