31.07.2018

Die Natur geht «klinischer Sauberkeit» vor

Wie der Zapfenbach aussieht, gefällt nicht allen. Denn die Unterhaltsarbeiten werden so ausgeführt, dass sie die Natur möglichst schonen.

Der Zapfenbach ist eigentlich kein Bach, sondern wurde einst als Sickergraben angelegt. Das künstliche Gewässer verdankt sein Wasser zwei Pumpen bei der Badi Oberriet sowie einer Grundwasserfassung von Privat in Montlingen, von wo weiteres Wasser dem Zapfenbach zufliesst. Eine Hochwassergefahr besteht demnach nicht.Mitte der Neunzigerjahre wurde der Zapfenbach in Kriessern renaturiert. Die zur Jahrtausendwende erschienene Schrift zum zehnjährigen Bestehen des Vereins Rheintaler Storchenhof würdigte das Gewässer als verbesserten Lebensraum für Bachlebe­wesen wie Pflanzen, Fische und Insektenlarven sowie als erweiterten Lebensraum für Störche und Zugvögel, aber auch als Nisthilfe für den Eisvogel, der am Zapfenbach vorkommt.Sehr wenig EingriffeWährend das Bundesamt für Umwelt (Buwal) den Zapfenbach unter den «beispielhaften Naturschutzprojekten» führt und das Herz von Naturfreunden beim Anblick des Bachs höher schlägt, äussern andere sich unzufrieden über den ihres Erachtens mangelnden Unterhalt. Wer in den letzten Wochen den Zapfenbach entlangfuhr, konnte tatsächlich eine besonders naturnahe Gestaltung erkennen, die auf den weitgehenden Verzicht menschlicher Eingriffe schliessen lässt.Den Unterhalt besorgt das Rheinunternehmen im Auftrag des Binnenkanalunternehmens. Claudio Senn, stellvertretender Leiter des Rheinunternehmens, sagt, vor Ort liessen sich gegensätzliche Reaktionen zur Kenntnis nehmen. Die Einschätzung, die Pflege sei unzulänglich, sei ebenso zu hören wie sehr positive Stimmen.Urs Müller, Geschäftsführer des Binnenkanalunternehmens, verweist auf die bestehenden und klaren umweltrechtlichen Vorgaben, wie sie das zwölfseitige Merkblatt des Kantons zu Grundsätzen und Verfahrensabläufen beim Gewässerunterhalt beschreibt. Als Ziele werden der (beim Zapfenbach wie gesagt gewährleistete) Hochwasserschutz sowie der Erhalt und die Förderung wertvoller Lebensräume genannt. Somit lasse sich nicht beliebig mähen. Mit Blick auf den Binnenkanal sagt Urs Müller, die Pächter würden aus ökologischen Gründen immer erst im Juli das Bord mähen.Heute wird scherenartig gemähtMulchen war früher. Dass eine drehende Welle mit einem Schlegel dran alles zertrümmert, was wächst, kreucht und fleucht, soll Vergangenheit sein. Heute wird mit einem Mähbalken das Grünzeug vom Zapfenbachbord entfernt.Das Rheinunternehmen verfügt über je einen 2,5 und 4 Meter langen Mähbalken, der am Ausleger eines baggerähnlichen Gefährts angebracht ist. Geschnitten wird das Gras, indem zwei Schienen mit je einem Messer sich gegeneinander bewegen – also scherenartig. Ein Korb bzw. Rechen befördert das geschnit­tene Gras sodann bordaufwärts. Bevor es eingesammelt wird, bleibt es einige Zeit liegen, damit die Kleinlebewesen die Möglichkeit haben, das geschnittene Material zu verlassen.Claudio Senn sagt, das Rheinunternehmen achte darauf, jeweils nicht gleich beidseitig des Bachs zu mähen und auch auf der gemähten Seite ab und zu eine grüne Oase stehen zu lassen. Ausserdem werde nicht bis ganz ins Gewässer hinein gemäht, weil etwa jungen Libellen ein grüner Streifen beim Bach als Aufstiegshilfe diene. Vom früheren Anspruch, «klinisch sauber» zu mähen, sei man der Natur zuliebe weggekommen, erklärt Senn.Der jährliche Unterhalt be­wege sich immer im ungefähr gleichen Rahmen, versichert Urs Müller. Im Übrigen spielten auch Prioritäten eine gewisse Rolle. So stehe der Unterhalt am Zapfenbach auch dann nicht unbedingt an erster Stelle, wenn das Mähen wieder einmal möglich oder – je nach persönlicher Sicht – vielleicht nötig wäre.Gert Bruderer

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