25.08.2018

Die Last der Namen

Von Bert Stankowski
aktualisiert am 03.11.2022
Erdbeeren gehören zu den schmackhaftesten Früchten aus dem Garten. Nur mag ich mich mit dem Namen irgendwie nicht anfreunden. Beeren aus der Erde? Warum nicht Liebesbeeren, oder Gluschtibeeren oder so? Aber Erd-Beeren.Der Geschmack der feinen Früchtchen ist so gar nicht erdig. Die Namensgebung der deutschen Sprache ist oft eben sehr kurios. Und nicht nur im Deutschen: In Französisch heissen die Kartoffeln Pommes de terre, Erdäpfel, gleich wie im Hochdeutschen. Da ist mir Schweizerdeutsch doch etwas lieber: Härd­öpfel, (Äpfel vom Herd) oder so. Manchmal stimmen die Namen aber doch und haben Bezug zur Erde. Das Erdnüsschen zum Beispiel. Erd-Nüsschen? Ja, die Erdnusspflanze schiebt ihre befruchteten Blüten unter die Erde. Dort reifen sie aus. Oder die Erdmandel, ein Gewächs aus der Gattung Stachys. Auch hier stimmt die Namensgebung: Es ist zwar keine Mandel, sondern es sind kurze, madenförmige Wurzelrhizome. Sie schmecken gebraten wunderbar und erinnern an Mandeln oder Marzipan.Aber zurück zu unserer Erd-Beere. Einigen wir uns zumindest darauf, dass sie auf der Erde wächst. Aber damit ist eben nur der eine Teil des Falschnamens erklärt. Denn die Erdbeere ist im engeren Sinn der Botanik gar keine Beere. Es handelt sich um Scheinbeeren, denn die gut sichtbaren Sämlein sitzen auf einem stark erweiterten und aufgewölbten Blütenboden. Genau genommen sind die Sämchen Nüsschen. Somit ist die genaue botanische Bezeichnung für diese Art «Beere» Sammelnussfrucht.Ein verwirrender Exkurs in die Botanik, und geht es doch nur um eine simple Erdbeere. Darum bin ich als Gärtner froh um unsere lateinisch-wissenschaftlichen Bezeichnungen: Fragaria ananassa. So weiss jeder Japaner, Mexikaner und Russe, was ich meine, nämliche unsere Gartenerdbeere. Lateinische Namen vermeiden die Verwirrung durch verschiedene Sprachen und Schriftbilder und schaffen eine gewisses Mass an Klarheit.Noch nicht klar ist, was die Erdbeere und andere Rosengewächse wie Himbeere und Beetrose ihrem Boden entnehmen, oder zufügen, was dann verursacht, dass man gleiche Arten von Pflanzen nicht hintereinander setzen kann. Der Boden wird sogenannt Erdbeer- oder Rosenmüde. Eine Erklärung wäre die Verarmung der Böden, auch Schädlinge und Stoffwechselausscheidungen der Wurzeln könnten eine Erklärung sein.Jetzt ist wieder Hauptpflanzzeit für frische Erdbeersetzlinge. Erdbeeren stehen etwa drei Jahre lang auf dem Beet, dann geht der Ertrag zurück. Der Ort eines frischen Beetes muss gewechselt werden. In der Regel muss man fünf, teilweise bis zu zehn Jahren warten, um auf demselben Platz wieder Erdbeeren anpflanzen zu können. Also etwas Schlagrahm drauf – und geniessen sie Ihre Erdbeeren!Bert StankowskiWeisslingenwww.hostako.npage.eu

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