28.07.2022

Die lange Hunter-Ära ist zu Ende

Am Donnerstag verliess der einzige noch flugtüchtige Hunter-Militärjet des Fliegermuseums Altenrhein die Schweiz für immer. Er wurde nach Holland verkauft.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 02.11.2022
Vor eineinhalb Jahren wurde der Verkauf des doppelsitzigen Schweizer Luftwaffenjets durchs Fliegermuseum an die Holländische Hawker Hunter Stiftung bekannt. Es handelt sich um die 54-jährige Hunter MK.68 mit der Immatrikulation HB-RVP. Die beiden Sitze sind nicht hinter-, sondern nebeneinander angeordnet, was für einen Militärjet aussergewöhnlich ist.Das Flugzeug wurde neu in Silber lackiert und mit orangen Farbbändern versehen. Es trägt nun das niederländische Hoheitszeichen samt der Kennung N-322.Letzte flugtaugliche Hunter ist wegMit dem Verkauf des Hunter-Jets trennt sich das Fliegermuseum von einer Maschine, die in der Liste «Militärische Kennungen der Luftfahrzeuge» der Schweizer Luftwaffe als eine der besten Schweizer Hawker Hunter ihres Typs bezeichnet wird. Im Juni 2000 nahm die HB-RVP am namhaften Flug­festival Dübendorf teil. Bereits im letzten Jahr hätte der Jet dem neuen Eigentümer übergeben werden sollen, doch wegen der Pandemie stand die Hunter deutlich länger als geplant in Altenrhein.Nach einem grossen Service fand am Mittwoch der so genannte Werksflug statt. Der historische Jet beendete ihn am Mittwoch kurz nach 15 Uhr mit der Landung in Altenrhein. Weil die Piste für ein Kampfflugzeug recht kurz ist, kam der Bremsschirm zum Einsatz.Schweizer dürfen Hunter nicht mehr steuernPaul Ruppeiner als «Chefpilot» des Flieger- und Fahrzeugmuseums (und dessen Gründungsmitglied) flog zwar mit, aber nicht als Pilot, sondern «nur» als Observer (auf Deutsch: Beobachter).Mit dem Verkauf an die Holländische Hawker Hun­ter Stiftung und der Löschung der Immatrikulation HB-RVP im Schweizer Luftfahrzeugregister letzten November wurde die Maschine ins britische Luftfahrzeugregister übernommen, so dass sie nicht mehr von einem Schweizer geflogen werden darf. Bei der Überführung des Militärjets am Donnerstag an die neue Eigentümerin flog mit Koni Bolleter ebenfalls ein Observer mit.Der letzte Hunter hebt nicht mehr abIn einem Newsletter vom Januar 2021 schrieb der Vorstand des Fliegermuseums: «Mit den gewonnenen Mitteln sichern wir die Zukunft, erhalten die Möglichkeit, Ausfälle zu kompensieren und dringende Hangar-Reparaturen anzugehen.»Das Fliegermuseum Altenrhein hat für seine Flugzeuge mit der HFM (Historic Flight Maintenance GmbH) zwar einen zertifizierten Wartungsbetrieb mit viel Know-how aufgebaut, doch neue gesetzliche Bestimmungen und ein Mangel an Mechaniker-Nachwuchs für die Wartung von historischen Militärjets begünstigten den Verkaufsentscheid.Das Fliegermuseum besitzt jetzt nur noch eine Hunter. Dieser Zweisitzer mit Tiger-Bemalung kann im Fliegermuseum Altenrhein FMA weiterhin besichtigt werden. Er hebt aber nicht mehr ab. Am 23. Oktober war das Flugzeug letztmals in der Luft – mit Paul Ruppeiner am Steuerknüppel und Ernesto Maurer, dem Präsidenten der Genossenschaft Fliegermuseum Altenrhein, als Co-Pilot. Am 25. Januar dieses Jahres wurde der HB-RVV im Luftfahrzeugregister gelöscht.Fans bedauern den Verkauf ins AuslandAls 1994 der Verein Fliegermuseum Altenrhein gegründet wurde, rettete er mehrere ehemalige (geschenkte) Schweizer Kampfjets des Typs Hawker Hunter. Dank einsatzfreudiger Piloten und anderer Flugzeugfreunde wahrten die Jets einen bemerkenswerten Zustand. Umso mehr bedauern Liebhaber von Oldtimer-Flugzeugen, speziell Hunter-Fans, den Verlust einer weiteren ins Ausland verkauften Hunter-Maschine.So schrieb etwa der Hunterverein Obersimmental auf seiner Webseite schon beim letzten Abgang eines Hunter-Jets: «Leider wurde in Altenrhein durch den Verein Fliegermuseum kürzlich J-4064 HB-RVQ – ein äusserst geschichtsträchtiger Einsitzer-Hunter – verkauft.» Das Flugzeug sei die letzte Hunter gewesen, die «aus der FFA-Wartung kam und die berühmte ‹ Patrouille Suisse›-Bemalung trug».

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