Gerhard HuberEine Kuh fällt vor der libyschen Küste des Mittelmeers vom Himmel und versenkt ein Fischerboot. Der unglückliche Fischer wird von Grenzbeamten der europäischen Frontex gerettet. Niemand glaubt ihm seine Geschichte, und die Tatsache, dass er nicht nach Europa, sondern zurück zu seiner Familie will.Paul, der mit seiner Helene auf Pauschalurlaub ist, revoltiert gegen die dauernden Beschränkungen seiner Freiheit durch die Vorschriften des täglichen Lebens und provoziert am Flughafen seine Festnahme durch Überschreiten einer auf den Boden gezeichneten gelben Linie im Sicherheitsbereich. Eine Aktionskünstlerin versteigert sich selbst.Eine skurrile und hochaktuelle KomödieIn einer Szenencollage, die sich immer mehr verdichtet, und in der sich die Fäden der Geschichte nach und nach finden und letztlich auch geklärt wird, wer denn jetzt diese Kuh war und warum sie vom Himmel gefallen ist, werden in der skurrilen, hochaktuellen Komödie «Yellow Line» brennende Themen behandelt und das Publikum dennoch bestens unterhalten. Die beiden Regisseurinnen der Aufführung der Theatergruppe der Kantonsschule Heerbrugg Simone Bischof und Milena Todic setzen das anfangs verwirrende Rätsel, das sich nach und nach auflöst, schwungvoll und locker in Szene. Die manchmal etwas überzeichneten Figuren werden aber stets ernst genommen und nie blossgestellt.«Yellow Line» ist ein durchaus komödiantisches und satirisches Stück Theater, bei dem einem das Lachen manchmal im Halse stecken bleibt. Wenn etwa der Fischer Asch-Schamich unbedingt in seine Heimat zurückwill und dies von den Migrationsbeamten nicht geglaubt wird. Oder wenn ein «Kuhherdenmanager» in einem Vortrag die Vorzüge des automatischen Grosskuhstalls erklärt. Oder wenn die eigentlichen Verhaltenszwänge eines All-inclusive-Pauschal-Urlaubs deutlich gemacht werden. Der Text ist widerborstig, wahnsinnig witzig und politisch unkorrekt.Das grossartige Ensemble der Kanti spielte sich bei der Premiere am Samstag in 90 temporeichen Minuten durch einen scharfsichtigen Abend. Elias Schmid als gegen die Regeln aufbegehrender Paul und Laura Plüss als seine sich selbst versteigernde Freundin und Urlaubsbegleiterin Helene wie alle anderen Darsteller zeigten jede Menge Facetten und Spielfreude.Sie haben gekonnt ernste Themen mit Witz versetzt und ihr Publikum bestens unterhalten. Grossartig auch Simon Schmalz, der als libyscher Fischer Asch-Schamich mit seinem pseudo-arabischen Gebrabbel genauso brillieren konnte wie Lisa Militi als frustrierte Dolmetscherin und Vanessa Ferraro als eiskalte Frontex-Beamtin.«Bereits im letzten August hat die Theatergruppe der Kantonsschule begonnen, diese Inszenierung zu erarbeiten», sagten die Regisseurinnen Simone Bischof und Milena Todic nach der samstäglichen Premiere, «und wir sind hochzufrieden mit der heutigen Vorstellung. Unsere Darsteller haben grossartig gespielt. Und morgen Sonntag sind die Zweitbesetzungen an der Reihe.»Für alle, die an der Premiere nicht anwesend sein konnten, gilt der Hinweis, dass es am Samstag, 23. Februar, um 19.30 Uhr und am Sonntag, 24. Februar, um 17 Uhr weitere Aufführungen geben wird.HinweisMehr Bilder auf rheintaler.ch unter Bilderstrecken.