13.12.2021

Die Krux mit der Theatergeometrie

Manche Zuschauerinnen und Zuschauer sind unzufrieden mit der Sicht auf die neue Diogenes-Bühne. Der Vorstand des Theatervereins räumt eine Schwachstelle ein. Das Theater sei neu, heisst es, man optimiere noch. Man habe aber auch bereits Lösungsansätze parat.

Von Max Tinner
aktualisiert am 02.11.2022
Vor Kurzem wurde das neue Diogenes-Theater im Nordflügel der Museumsliegenschaft Prestegg eröffnet. Mit vielversprechendem Shownachwuchs von hier und mit einer ganzen Reihe an Künstlerinnen und Künstlern von Rang und Namen von auswärts. Das Programm wurde der oft bemühten Analogie zum Feuerwerk durchaus gerecht. Für den Diogenes- Theaterverein waren es lang erwartete Tage überschwänglicher Freude. Für einzelne Besucherinnen und Besucher des Kleintheaters wurden die Aufführungen aber zum Frust: Sie bemängeln, dass man von den hinte­ren Sitzreihen aus zumindest einen Teil des Geschehens auf der Bühne nicht sehen kann.Unseren Berichterstattern ge­genüber stellte ein Theaterbe­sucher von durchschnittlicher Grösse, der während der Premiere der Musical-Eigenproduktion «Showstar» in den hinteren Reihen gesessen hatte, fest, dass er eine in einem Liegestuhl auf der Bühne liegende Schauspielerin nicht habe sehen können. Tags darauf, am Galaabend, konnte jemand, ebenfalls durchschnittlich gross und ebenfalls von weiter hinten, die auf der Bühne sitzende Lara Stoll nicht sehen. Ebenso wenig das Klavier, das während einer Darbietung eine zentrale Rolle spielte. Und schon gar nicht die bei einem auftretenden Duo nicht unwesentliche Beinarbeit.Haben sich die Planer verplant? Ist die Sitzreihen-Terrassierung zu wenig steil? Oder die Bühne zu nah am Publikum?An der Terrassierung des Publikumsbereich liegt es nicht. Tatsächlich ist sie laut Diogenes-Präsident Michel Bawidamann auf den Zentimeter genau gleich abgestuft wie im alten Theater. Der Abstand der Bühne zum Publikum ist auch in etwa derselbe. Hingegen war die Bühne des alten Theaters an der Kugelgasse zur ersten Sitzreihe um 40 Zentimeter erhöht. Die Bühne im neuen Theater befindet sich ebenerdig auf Höhe erste Sitzreihe.Stufenlos auf die Bühne funktioniert nur soEntscheidend für das Niveau war der schwellenfreie Bühnenzugang von aussen, der es erlaubt, selbst schwerste Infrastruktur der auftretenden Künstlerinnen und Künstler ohne Murksen und Würgen von draussen auf die Bühne zu bringen.Die Sicht aus den oberen Sitzreihen sei «verbesserbar», stellt Michel Bawidamann fest. Er meint dies in zweierlei Hinsicht: Zum einen pflichtet er den kritischen Stimmen zu einem gewissen Grad bei. Zum anderen sieht er Möglichkeiten, die Situation zu korrigieren. So wolle man bei künftigen Inszenierungen mit Podesten arbeiten. Der eingangs erwähnte Liegestuhl aus dem Musical «Show Star» beispielsweise würde auf ein solches gestellt.Die Bühne mit Elementen zu erhöhen, wäre zwar denkbar. Der Kauf von solchen sei sogar budgetiert gewesen. Man habe aber erst Erfahrungen sammeln und schauen wollen, ob es diese Elemente tatsächlich brauche. Immerhin kosteten sie um die 20'000 Franken, so Bawidamann. Ausserdem stelle sich die Frage, wo man sie zwischenlagere während Vorstellungen, in denen man sie nicht benötige oder sie gar im Weg wären.Von einem Planungsfehler mag er nicht sprechen. Man ha­be mit einer erfahrenen Bühnenbaufirma zusammengear­beitet und habe auch Berechnungen zu den Sichtwinkeln machen lassen. Die habe man – mit anderen Bühnen vergleichend – für gut erachtet.Jede zweite Sitzreihe seitlich versetztAuf Rückmeldungen über die Onlinebuchungsplattform reagierte man dennoch rasch: Inzwischen ist jede zweite Sitzreihe seitlich ein wenig versetzt. Dies verbessert die Sicht nach vorne bereits wesentlich.Co-Programmchef René Wuffli relativiert auch das Ausmass der Kritik. In 120 seit Eröffnung über die Buchungsplattform eingegangenen Bewertungen (bei insgesamt 667 Besucherinnen und Besuchern)  sei die Sicht auf die Bühne lediglich viermal bemängelt worden. 110 zeichneten das Theatererlebnis zudem mit fünf von fünf Sternen aus, zehn gaben vier Sterne. Das Feedback sei erfreulich, bilanziert Wuffli. Aber selbst wenn die Sicht auf die Bühne nur von wenigen kritisiert worden sei, so nehme man diese Stimmen ernst. Michel Bawidamann und René Wuffli bitten um ein wenig Geduld. Das Theater sei noch neu. Anlaufschwierigkeiten ge­be es in einer neuen Umgebung immer; manches müsse sich noch einspielen.

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