05.03.2021

Die Kröten wandern wieder

Die jährliche Zeit der Amphibienwanderung hat eingesetzt – auch im Oberrieter Naturschutzgebiet Wichenstein.

Von pd
aktualisiert am 03.11.2022
Wenn der Winter sich aus dem Tal zurückzieht, die Tage länger sind und die Temperaturen auch nachts auf sechs Grad steigen, lockt das milde Wetter Erdkröten und Frösche ins Freie. Die jährliche Amphibienwanderung beginnt. Gleichzeitig setzt das grosse Kribbeln bei den Amphibienschützerinnen des Vereins Oberrieter Natur ein.Jährlich machen sich Zvjezdana Scarano und Marie-Luise Wild auf den Weg, die Tiere auf ihrem Weg zum Laichplatz einzusammeln. «Aus dem Gebiet oberhalb der Kellenstrasse wandern die Tiere zum Wichensteiner Seeli, um dort zu laichen. Dann wandern sie zurück in die umliegenden Gärten und Wälder,» sagt Scarano. Wild ergänzt: «Dabei müssen die Tiere teils stark befahrene Strassen überqueren, was ihnen zum Verhängnis werden kann.»Die Erdkröten wandern aus allen Richtungen zum See. Die Tiere sind dabei bereits auf Partnersuche und bevorzugen übersichtliche Strassen. Aus diesem Grund sind sie bei optimalen Bedingungen ab sechs Grad und Regenschauer vor allem auf der Kellen-, Berg-, Brunnackerstrasse und der Kronengasse in grosser Zahl unterwegs. Die Männchen halten nach einer Partnerin Ausschau, weshalb sie auf den Strassen Halte einlegen.«Ohne Schutzmassnahmen haben die Tiere keine Überlebenschance.», sagt Scarano. Je nach Wetter sind die beiden Tierschützerinnen zwischen Mitte Februar und Anfang April jeden Abend unterwegs. «Das kann mit der Zeit ziemlich anstrengend werden. Am Ende der Amphibienwanderung kommen doch einige Kilometer zusammen.»Ein Laichgebiet von nationaler BedeutungDer Wichenstein ist ein weiträumig vernetztes Amphibienlaichgebiet und hat eine der gröss-ten Erdkrötenpopulationen der Schweiz. Der Status «Amphibienlaichgebiet von nationaler Bedeutung» und die Bundesverordnung über den Schutz dieser Amphibienlaichgebiete im Natur- und Heimatschutzgesetz verpflichtet die Gemeinde Oberriet, erforderliche Schutzmassnahmen zu ergreifen, um die Population zu schützen. Die Massnahmen definiert die Naturschutzkommission der Gemeinde, umgesetzt werden sie von der Gemeinde und dem Verein Oberrieter Natur. Die Gemeinde steht in ständigem Kontakt mit den Anwohnenden, dem Gewerbe und den Busbetrieben im Gebiet der Wanderung. Da die Brunnackerstrasse und Kellenstrasse unmittelbar am Seeli vorbeiziehen, sind dort sehr viele Tiere unterwegs. Diese Strassen werden zwischen 18 und 8 Uhr morgens gesperrt.Kronengasse und Bergstrasse bleiben offen. Die Fahrer werden jedoch mit Schildern darauf aufmerksam gemacht, von 18 bis 8 Uhr in Schritttempo zu fahren – aus zwei Gründen. Scarano: «Zum einen ist zu beachten, dass bei einem Tempo von über 20 km/h Fahrzeuge einen solchen Druck erzeugen, dass Tiere im Umkreis von drei Metern innerlich explodieren und so langsam und qualvoll sterben. Zum anderen sind auf der Kronengasse und Bergstrasse freiwillige Helferinnen unterwegs, oft unterstützt von Schulklassen und anderen Kindern.»Marie-Luise Wild: «Wir sind jedes Mal von Neuem erstaunt, wie viel Verständnis und Geduld von den Anwohnenden und dem Gewerbe den Tieren entgegengebracht wird. Auch die Automobilisten sind mittlerweile sehr gut auf die Situation eingestellt und halten sich vorbildlich an die Vorgaben.» Helferinnen und Helfer seien stets erwünscht – zudem, so Wild, eigne sich ein Abend bei den Amphibien auch als anschaulicher Biologieunterricht.

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