Reto WälterZurzeit werden fleissig Lehrverträge unterschrieben. Die bevorzugten Berufe sind schweizweit dieselben. Ausser, dass sich die wirtschaftliche Stärke der Region mit vielen Industriebetrieben auch im Lehrstellenangebot und damit in der Berufswahl zeigt. Die nationale und regionale Hitliste bei den Buben wird aber angeführt vom kaufmännischen Angestellten, gefolgt vom Polymechaniker, Elektroinstallateur, Informatiker und als Nummer fünf vom Logistiker. Bei den Mädchen steht ebenfalls die Kauffrau zuoberst, an zweiter Stelle folgt die Fachfrau Gesundheit, weiter die Detailhandelsfachfrau, Fachfrau Betreuung und die medizinische Praxisassistentin.Mädchen bevorzugen soziale BerufeInteressant ist, dass diese kontaktorientierten Berufe bei den Mädchen eher traditionellen Wertvorstellungen entsprechen. «Das ist nicht so urban wie man heutzutage vermuten würde. Möglicherweise hängt es in diesem Alter mit dem Aufbau der Geschlechtsidentität zusammen», sagt Martin Hofer, der stellvertretende Leiter der Berufs- und Laufbahnberatung Rheintal, der sich auf eine kantonale Studie aus dem Jahr 2016 bezieht. (Die Hitliste der Lehrberufe hat sich seither nicht gross verändert.) Möglich wäre auch, dass junge Frauen vor allem soziale Berufe wählen, weil sie einfacher mit Familienpflichten zu vereinbaren sind und auch gute Wiedereinstiegsmöglichkeiten bieten.Vielfalt der Lehrberufe wird nicht genutztWohl den gesellschaftlichen Veränderungen gerecht werdend ist, dass immer mehr Mädchen einen schulischen Weg über Fachmittelschule oder Gymnasium wählen. Von insgesamt über 200 unterschiedlichen Lehren, die angeboten werden, entscheiden sich 75 Prozent der weiblichen Teenager für dieselben zwölf Berufe. Bei den Buben machen 31 Berufe den Grundstock aus. Rund 75 Prozent der Jugendlichen bevorzugen dieselben 40, 50 Berufe, an über 150 Angeboten sind sie weniger interessiert.Was durchaus auch mit der Entwicklung der Teenager zu tun haben kann: Das Gemeinschaftsgefühl, das Gleiche unter Gleichaltrigen, ist in dieser Zeit besonders wichtig. «Früher waren die sogenannt sicheren Berufe beliebt», sagt Martin Hofer, der seit 18 Jahren in der Berufs- und Laufbahnberatung arbeitet. Da es solche nicht mehr wirklich gebe, könne man keine Trends ausmachen. Für die Zukunft könnte er sich aber vorstellen, dass handwerkliche Berufe an Beliebtheit zunehmen. Weil sie für Beständigkeit stehen und es sie wohl auch in einer immer schneller werdenden und digitalisierten Welt brauchen wird.