04.02.2019

Die grüne Heuchelei

Als Teenager muss man sich heutzutage so einige Vorurteile anhören. Wir sind politisch uninteressiert, haben abgehobene Vorstellungen der Zukunft und verbringen unsere gesamte Freizeit in einer Welt aus Pixeln und Touchscreens. Als sich Schüler im Januar während des Unterrichts zu Klimastreiks trafen, wurden deren Motive sofort infrage gestellt; als Schuleschwänzen für idealistische Wünsche bezeichnete der Oberrieter SVP-Nationalrat Roland Rino Büchel die Aktionen.Diesen Samstag riefen Schweizer Mittelschüler dazu auf, erstmals auch ausserhalb der Unterrichtszeiten für den Klimaschutz zu protestieren. Tausende strömten unter anderem in St. Gallen auf die Strassen. Die jungen Aktivistinnen und Aktivisten bewiesen damit, dass mehr dahinter steckt, als nur die Schule zu schwänzen. Als ehemaliger Kantischüler in Heerbrugg stimmt mich vor allem skeptisch, dass den KSH-Schülern die Teilnahme an den Demos während er Schulzeit explizit von Schulrat und Bildungsdepartement untersagt wurde.«Wir ermutigen [unsere Schüler] zu selbstständigem Denken» und «Wir fördern empathisches Handeln», lobt sich die KSH selbst. Mit dem Flugzeug auf Maturareise zu gehen, ist, wenn man nicht gerade bei einem Prorektor zur Schule geht, nicht erlaubt. Auch sonst gibt sich die Schule umweltfreundlich und fortschrittlich. «Die Mittelschulen engagieren sich bereits im Klimaschutz» heisst es jedoch im Mail, dass jeder Kantischüler vor Kurzem in seinem Postfach fand. Die Teilnahme an Klimastreiks werde nicht toleriert; die Ausbildung habe Priorität. Dabei sind es doch genau solche Aktionen, die bei Schülerinnen und Schülern das Interesse wecken, zu lernen und zu verstehen, was unsere Welt bewegt.

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