04.09.2022

Die Gemeinsamkeit zweier Regionen geniessen

«Ribel trifft Polenta» war der Grund zur Zusammenkunft von Menschen aus dem Rheintal und dem Friaul.

Von Adi Lippuner
aktualisiert am 02.11.2022
Auf Einladung der Vereine Pro Friuli St. Gallen und Rheintaler Ribelmais trafen sich am Samstag Menschen aus dem Rheintal und dem norditalienischen Friaul. Beiden Regionen ist gemeinsam, dass die Bevölkerung früher in Italien dank Polenta satt wurde, im Rheintal stand zum Zmorge, Zmittag und Znacht «Türgge»-Ribel auf dem Tisch.Heute hat sich, wie von den Referenten zu hören war, sowohl Polenta als auch Ribel vom Hauptgericht zur Beilage verändert. «Doch Produkte aus der Region haben bei einem Grossteil der Bevölkerung einen hohen Stellenwert,» so die einhellige Meinung von Hans Oppliger, einem der Rheintaler Ribelmais-Pioniere, Benedikt Würth, ehemaliger St. Galler Regierungsrat, heute Ständerat und Präsident der Vereinigung AOP IGP, Beat Tinner, Regierungsrat und Vorsteher des Volkswirtschaftsdepartements, sowie Andreas Hund, Privatdozent am Departement Umweltsystemwissenschaften der ETH Zürich.Davide Scriuzzi, Präsident von Pro Friuli, gab in seinem Referat Einblick in die Geschichte rund um den Maisanbau in Europa. Er liess die Anwesenden auch wissen, dass die Bewohnenden Norditaliens von den Süditalienern scherzhaft als «il Polentone» bezeichnet werden. Geht es um den Begriff «Türgge», interpretiert Davide Scriuzzi das so, dass früher alles, das von weit her kam, für die Einheimischen eben von den Türken kam.Andreas Hund vermittelte Wissen der genetischen und landwirtschaftlichen Ursprünge. «Mais ersetzte ab Mitte des 16. Jahrhunderts andere Getreidearten, unter anderem die Hirse, wobei die Landbevölkerung gegenüber dem Mais oft skeptisch bis ablehnend war.»Zu erfahren war, dass es beim Mais sechs Korntypen gibt und der weisse Mais vor allem in Afrika ein Grundnahrungsmittel ist. Ein Blick auf die Ackerfläche in der Schweiz zeigt, dass Körnermais auf 20000 Hektaren, das entspricht sieben Prozent, Silomais auf 47000 Hektaren (17 Prozent) und Brotweizen auf 77000 Hektaren (28 Prozent) angebaut wird. Erläuterungen zum Wachstum der Maispflanze, aber auch die genetischen Besonderheiten rundeten den Fachvortrag ab.Auferstehung des RibelmaisesHans Oppliger, er gilt – zusammen mit Rolf Künzler – als einer der beiden Ribelmais-Pioniere im Rheintal, gab Einblick in die Renaissance des wertvollen Grundnahrungsmittels. «Eine erstmalige Erwähnung ist im Jahr 1571 in Altstätten nachgewiesen, dann war es das Grundnahrungsmittel des Tales im 18. und 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts. Nach dem Zweiten Weltkrieg veränderten sich die Ernährungsgewohnheiten», so Hans Oppliger. Als Gründe nannte er die Modernisierung der Ernährung, die Ansprüche an die Nahrungsvielfalt, aber auch den Anbau von Hybridmais als Futtermais.«Durch die Auferstehung des Rheintaler Ribelmaises, dieser ist seit dem Jahr 2000 AOP-geschützt, arbeiten wir auch mit zwei verschiedenen Methoden an der Verbesserungszucht und können hochwertiges Saatgut sicherstellen.» Nicht zuletzt sei der Rheintaler Ribelmais oder wie er von den Einheimischen auch heute noch genannt wird, der «Türgge» ein wichtiger Werbeträger für das ganze Tal.Beim Podiumsgespräch erläuterten die Teilnehmer, welchen Bezug sie persönlich zum Ribelmais haben. Dabei erinnerte sich Beat Tinner, dass er Ribel gerne mochte, aber das dazu gereichte Holundermus nicht besonders liebte. Benedikt Würth meinte zur Frage, «Ribel oder Polenta»? «Ich mag beides gerne, Polenta, wenn sie von Kaninchen oder Kalbshaxe begleitet wird, Ribel nach traditioneller Art.»

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.