Fussball 04.11.2024

Die Fussballfamilie Szin, eine feste Grösse beim Wintermeister FCD

Der FC Diepoldsau-Schmitter verliert im letzten Spiel der Vorrunde zum ersten Mal. Verfolger Appenzell gewinnt 2:1. Trotzdem ist das Team von der Rheininsel Wintermeister. Und damit auch die Familie Szin.

Von Beni Bruggmann
aktualisiert am 04.11.2024

Erster gegen Zweiter. Der Spielplan bietet einen besonderen Schlusspunkt. Es entwickelt sich ein Spiel auf gutem Niveau. Schon nach zehn Minuten führen die Gäste 1:0, weil sie entschlossener starten. Diepoldsau rennt unermüdlich an, gleicht zehn Minuten vor Schluss durch seinen besten Torschützen Dursun Karatay aus. Damit ist der komfortable Sechs-Punkte-Vorsprung in der Rangliste wieder hergestellt. Aber in der 90. Minute trifft Appenzells Lukas Haas zum zweiten Mal. Es ist der Siegtreffer. Mit hängenden Köpfen verlassen die Wintermeister den Platz. Nur noch drei Punkte Vorsprung.

Die Hinrunde vergessen?

Weil der letzte Eindruck der stärkste ist, vergessen die Diepoldsauer in diesem Moment, dass sie eine ausgezeichnete Hinrunde gespielt haben, mit acht Siegen, zwei Unentschieden und nur einer Niederlage.

Ein Fussballspiel kann man an drei Orten erleben: Auf dem Platz als Spieler oder Schiedsrichter, auf der Bank als Trainer, Helfer oder Auswechselspieler, und natürlich hinter der Abschrankung als Zuschauerin oder Zuschauer. Die vierköpfige Familie Szin aus Lustenau ist bei diesem Match an allen drei Orten vertreten.

Bence dribbelt gern

Beginnen wir auf dem Platz. Bence Szin, 21-jährig, spielt als Aussenverteidiger. «Weil sich der rechte Aussenverteidiger beim Einlaufen verletzt hatte, musste ich nach rechts wechseln. Aber meine liebste Position ist auf der linken Seite. Da kann ich einwärts laufen und mit dem rechten Fuss den Abschluss suchen.» Von der Umstellung merkt man gar nichts. Bence spielt eine gute Partie, ist gern am Ball, dribbelt geschickt und sucht mutig immer wieder die Offensive. In der Defensive glänzt er durch seine Stärke im Zweikampf.

Tamas (Mitte) und Bence Szin (Nr. 25) spielen gemeinsam in Diepoldsau – und wurden gemeinsam Wintermeister.
Tamas (Mitte) und Bence Szin (Nr. 25) spielen gemeinsam in Diepoldsau – und wurden gemeinsam Wintermeister.
Bild: Lukas Pfiffner

Tamas hat Übersicht

Sein jüngerer Bruder Tamas, 18-jährig, spielt im Mittelfeld. Er hat gute Übersicht, geht weite Wege, hilft hinten in der Abwehr und kommt vorne auch zu einem Torschuss. «Er findet immer die gute Lösung», sagt der Bruder.

Die beiden sind bestens ausgebildet. Bei Austria Lustenau haben sie alle Nachwuchsstufen durchlaufen. Ihr Weg könnte sie in höhere Ligen führen, doch das beschäftigt sie im Moment nicht. Was der eine sagt, gilt auch für den anderen.

Ich fühle mich hier in Diepoldsau sehr wohl.» «Ich wechsle den Verein nicht gerne.» «Ich spiele gern locker, ohne Druck.

Und doch gibt es, eher noch versteckt, ein Zukunftsszenario. «Wenn einmal höher spielen, dann bei der Austria», sagt der eine, und der andere, vorsichtig, ergänzt: «Die haben auch eine zweite Mannschaft.» Der Ältere hat in diesem Jahr die Matura gemacht und arbeitet bei einer Steuerberatung in Bregenz, der Jüngere möchte die Matura nächstes Jahr erreichen und dann in kaufmännische oder in soziale Richtung gehen.

Erfahrung im Nachwuchs

Vater Imre Szin kennt man in Diepoldsau unter dem Namen Jimmy. Er sitzt als Trainerassistent neben Patrik Riklin auf der Bank. In seiner Heimat Ungarn und in Österreich hat er auf ­hohem Niveau Fussball gespielt und war lange als Trainer im Nachwuchs bei Austria Lustenau tätig. Er spricht aus Erfahrung:

Das Wichtigste bei der Ausbildung junger Spieler ist die Technik.

Und er formuliert das Ziel schön: «Der Ball ist mein Freund.» Nicht nur die Söhne haben vom begeisterten Trainer profitiert. Seine Spielanalyse ist klar: «Es war ein sehr gutes Spiel von beiden Seiten. Nach dem Ausgleich waren wir näher am Siegtor. Ein Remis wäre okay gewesen. Aber wir müssen das Ergebnis so akzeptieren.»

Die Mutter engagiert sich

Ein paar Minuten vor Spielschluss wird ein Szin-Bub auf dem Platz gepflegt. Nachher wartet er draussen ungeduldig auf das Zeichen des Schiedsrichters, dass er wieder ins Spiel eingreifen kann. Ob der Ref ihn ­vergessen hat? Jedenfalls ruft eine Frau aus dem Publikum:

Schiri, Spieler rein!

Der Ref winkt, der Spieler eilt auf den Platz. Bald wird das Spiel abgepfiffen. Die Frau geht auf das Spielfeld zu Bence und Tamas und spricht kurz mit ihnen. Es ist ihre Mutter Edina.

Beim Gespräch am Schluss klären die Söhne auf. Ihre Eltern sind nicht mehr zusammen. Bence und Tamas leben bei der Mutter. Sie war auch Fussballtrainerin. Drei- oder viermal in der Woche ist Fussball in Diepoldsau. Dann sind sie beim Vater. Die beiden Buben schmunzeln. Sie finden das eine gute Lösung.


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