22.09.2021

«Die Freude der Besucher und Kritiker war spürbar»

Die aus Berneck stammende Architektin Elisabeth Boesch gehört dem Kernteam des Projekts Kongresshaus und Tonhalle Zürich an.

Von Monika von der Linden
aktualisiert am 03.11.2022
Am Mittwoch vergangener Woche erlebte Elisabeth Boesch eine besondere Freude. Sie wohnte dem ersten Konzert bei, das nach vier Jahren Pause in der Tonhalle in Zürich gespielt wurde. «Es war fantastisch», sagt sie über die Leistung des Orchesters. Noch mehr dürfte sie sich an diesem Abend an der Umgebung erfreut haben.Die in Berneck als Elisabeth Hutter geborene und aufgewachsene Architektin hat nämlich hautnah erlebt, wie das Ensemble von Kongresshalle und Tonhalle instandgesetzt, restauriert und ergänzt wurde. Sie war eines der vier Mitglieder des Kernteams, das für den Entwurf und die Ausführung verantwortlich zeichnete.Elisabeth Boesch ist Architektin (ETH BSA) und führt mit ihrem Mann Martin Boesch das Büro E. & M. Boesch Architekten Zürich seit dem Jahr 1982. Schwerpunktmässig beschäftigen sie sich in ihrer Arbeit mit bestehender Bausubstanz und haben gerade bei denkmalgeschützten Bauten einen reichen Erfahrungsschatz. Als vor zehn Jahren die Planerwahl zu dem 170 Mio. Franken umfassenden Projekt erfolgte, nahm die Architektengemeinschaft Boesch Diener, bestehend aus den Büros E. & M. Boesch Architekten Zürich und den befreundeten Diener & Diener Architekten Basel, teil. Jedes dieser Büros entsandte zwei sachkundige Spezialisten in das Kernteam. «Es braucht eine grosse Kreativität und Neugier, um so ein komplexes Projekt bis zum Schluss auf hoher Qualität zu halten», sagt Elisabeth Boesch. Die Herausforderung bestand darin, der langen Geschichte und der bedeutenden Architektur des Gebäudes gerecht zu werden.Damit dies gelingen konnte, arbeitete die Architektengemeinschaft gleichzeitig an mehreren Schauplätzen. Ein erster – der grösste – befasste sich mit der Ertüchtigung des denkmalgeschützten Baus gemäss dem Auftrag; und damit, alle technischen und funktionalen Anforderungen eines modernen Veranstaltungsbaus zu erfüllen.Der erste Gebäudeteil war im Jahr 1895 als Tonhalle entstanden, ergänzt um einen Pavillon mit Terrasse für gesellschaftliche Anlässe. Den Pavillon riss man ab, um das Kongresshaus zur Landesausstellung «Landi» im Jahr 1939 zu bauen. Diesen Teil verwirklichte die Bürogemeinschaft Haefeli Moser Steiger zur «Landi» im Jahr 1939.In den 1980er-Jahren wurde das Haus stark umgebaut und ein Saal aufgestockt. Der nahm den Gästen im Foyer die Aussicht auf den See. Den zweiten Schauplatz bildeten deshalb der Rückbau der Eingriffe der 1980er-Jahre sowie die Neuorganisation und Erweiterung des dem See zugewandten Trakts.Der dritte Schauplatz des vier Jahre dauernden Baus betraf den grossen Tonhallesaal. Es galt, ihn so zu restaurieren, dass unter anderem die gute Akustik bewahrt werden konnte.Anfang September erhielt die Öffentlichkeit das Kongresshaus und die Tonhalle zurück. Die Bevölkerung durfte sich an einem Tag der offenen Tür einen eigenen Eindruck machen. Vergangene Woche kehrte schliesslich das Tonhalleorchester an seinen angestammten Platz zurück. «Die Akustik war sehr gut», sagt Elisabeth Boesch.«Wir waren so glücklich zu hören und zu sehen, dass der Saal alle Erwartungen erfüllt und in der Akustik sogar übertrifft.» Es sei sowohl bei Besuchern als auch bei Kritikern eine Begeisterung und Freude darüber spürbar gewesen, dass man das Haus wieder habe. Die Besucherinnen und Besucher goutierten auch die Ergänzungen.«Wir haben dem Publikum ein Restaurant und eine grosse, zum See ausgerichtete Terrasse geschenkt.» Das Haus habe sich zur Stadt geöffnet.

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