Im Juni musste die 21-jährige Mountainbikerin Ronja Blöchlinger leiden, wenn es ins Gebirge ging. «Die Teilnahme an der Tour de Suisse war aber ein Riesenerlebnis und ein sehr guter Trainingsblock», sagt Blöchlinger. Eine Woche danach wurde sie U23-Europameisterin im Short Track, und im Weltcup knüpft die in Biel lebende Vorderländerin daran an: Vor zehn Tagen in Lenzerheide fuhr Blöchlinger auf den fünften, am letzten Sonntag in Andorra gar auf den zweiten Platz im Cross-Country-Weltcup. Es waren für sie der fünfte und sechste Top-10-Platz auf höchster Stufe. Blöchlingers bisheriges Bestresultat war ein sechster Platz vor zwei Jahren in Nove Mesto.[caption_left: Ronja Blöchlinger fuhr lange mit Puck Pieterse, in der letzten Runde hängte sie die starke Niederländerin ab. Bild: Maxime Schmid]Weltcupsiegerin distanziertValnord liegt in den Pyrenäen, auf über 2000 m ü. M. «In dieser Höhenlage war ich noch nie ein Rennen gefahren», sagt Ronja Blöchlinger, aber offenbar kam sie mit der dünnen Luft gut zurecht – und auch mit der grossen Hitze und dem vielen Staub auf der Strecke. Nur die französische Juniorinnen-Weltmeisterin Line Burquier musste sie in der zweiten von vier Runden ziehen lassen. Danach fuhr Blöchlinger bis zur Schlussrunde mit Puck Pieterse. Die Niederländerin hat das Rennen in Leogang gewonnen und stand in allen bisherigen europäischen U23-Weltcups der Saison auf dem Podest. Aber in Andorra war Blöchlinger stärker, sie attackierte Pieterse und kam 36 Sekunden nach Siegerin Burquier als Zweite ins Ziel. Im letzten Umgang stellte Blöchlinger die schnellste Rundenzeit der gesamten Konkurrenz auf.Im Weltcup folgt für Ronja Blöchlinger nun eine Pause, die Rennen in Nordamerika lässt sie aus. Auf dem alten Kontinent kann sie die Weltcuprennen mit dem Nationalteam bestreiten, diese Möglichkeit hat sie in Übersee nicht. Denn Ronja Blöchlinger fährt in dieser Saison ohne Vertrag, sie hat kein Team gefunden und fährt deshalb auf eigene Faust für ihren Verein, den RV Altenrhein. Dennoch ist sie so stark wie noch nie. «Ich habe die Freiheit, mir meine Rennen auszusuchen, und ich habe mich mit Mechaniker sowie Betreuerinnen und Betreuern sehr gut organisiert», sagt Blöchlinger. Ihr Umfeld ist daher sehr familiär: So falle es ihr leichter, locker zu bleiben. «Und wenn ich im Nationalteam fahren darf, fehlt es sowieso an nichts», sagt Blöchlinger.[caption_left: Nationaltrainerin Kathrin Stirnemann freut sich über Ronja Blöchlingers Podestfahrt. Bild: Maxime Schmid]Mit dem Nationalteam tritt Ronja Blöchlinger auch an den Weltmeisterschaften in Les Gets (Frankreich) an, das nur etwa eine Autostunde von Genf entfernt ist. Mit ihren Ergebnissen im Weltcup gehört sie zu den Medaillenanwärterinnen. Allerdings dauert es noch mehr als einen Monat bis zur WM. Ronja Blöchlinger muss in der rennfreien Zeit – vermutlich bestreitet sie vorher noch ein, zwei kleinere Wettkämpfe – ihre Topform so gut wie möglich konservieren.Mit dem Schweizer Meistertitel, dem Weltcup-Podestplatz und EM-Gold im Short Race kann Ronja Blöchlinger schon jetzt einen Haken hinter ihre Saison 2022 machen. Es dürfte für sie vor der nächsten Saison kein Problem sein, ein neues Team zu finden. Zwar gefällt es ihr als Privatfahrerin, aber nur schon aus finanzieller Sicht kann dieser Status kein Dauerzustand sein. Mit einem weiteren Erfolg an der WM könnte Ronja Blöchlinger also auch ihren nächsten Vertrag vergolden.