03.10.2018

Die Frage ist, was jemand will

Kommentar zum Beitrag "Coiffeur-Besuch für 20 Franken"

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Haarschnitt ist nicht gleich Haarschnitt. Nicht jede Frisur stellt an den Coiffeur dieselbe Anforderung. Je nachdem, wie jemand seine Haare trägt und wie sie beschaffen sind, ist der Friseur mehr oder weniger gefordert.Wer zum Beispiel mir die Haare schneiden soll, sieht sich wahrscheinlich vor eine durchschnittliche Aufgabe gestellt. In ungefähr einer Viertelstunde ist der Job erledigt. Der kürzlich durchgeführte Test, das heisst die Inanspruchnahme eines Billigangebots – Haarschnitt für 20 Franken – hat zu einem Ergebnis geführt, das sich als tipptopp beschreiben lässt. Auch die Gattin ist zufrieden.Die Eröffnung von Salons mit Tiefpreisen kommt wohl vor allem Männern entgegen, die regelmässiges Haareschneiden für eine lästige Notwendigkeit halten und auf eine angeregte Unterhaltung während des Haareschneidens keinen besonderen Wert legen. Sie dürften in den meisten Fällen fachgerecht bedient werden und das Preis-Leistungs-Verhältnis als gut bis sehr gut beurteilen.Ich selbst habe mir schon bei verschiedenen Fachleuten die Haare schneiden lassen, zu unterschiedlichen Preisen. Den modern und stilvoll eingerichteten Salon mit Billigpreisen verliess ich am Ende mit einem Haarschnitt, der sonst 10 bis 15 Franken mehr kostet. Für den Aufpreis bekomme ich am anderen Ort allerdings eine Zusatzleistung: Vertrautheit und tendenziell auch ein bisschen mehr Zeit.Vergleiche ich den Haarschnitt für 20 Franken mit einer dreimal so teuren Leistung bei einem renommierten Herrencoiffeur – also dem auch schon genossenen 60-Franken-Haarschnitt – ist ein Unterschied klar erkennbar. Jene Leistung hebt sich (was ja auch erwartet werden darf), vom 20-Franken-Haarschnitt denn doch deutlich positiv ab. Wann immer ich selbst mir einen 60-Franken-Haarschnitt gönnte, war er nicht nur tipptopp, sondern top, was sich auch insofern äusserte, als der nächste Besuch beim Coiffeur weniger schnell nötig war. Auch dies relativierte ein wenig den deutlich höheren Preis. Der Besuch im Salon dauerte übrigens nicht die sonst üblichen 15 bis 20 Minuten, sondern eine halbe Stunde oder sogar etwas länger.Gert Bruderer

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