02.03.2019

«Die Erde haben wir von unseren Enkeln geliehen»

Von Christian Wermbter
aktualisiert am 03.11.2022
Die Schülerproteste und Demos, aufgerüttelt durch den Klimawandel und die Schläfrigkeit der Parteienpolitik in den Parlamenten, fordern nachhaltig denkende Bürgerinnen und Bürger heraus.Gleichzeitig läuft aber auch der Genfer Autosalon – und die neuesten Karossen werden zum Kauf angepriesen. Besonders auffällig ist, dass alle namhaften Autohersteller behaupten, dass sie unbedingt SUVs (Sportiv Utility Vehicles) anbieten müssen, weil der Kunde es so verlangt. Die werden nämlich gefahren und gekauft, wie man auf den Strassen des Kantons St. Gallen in eklatanter Weise sehen kann. Das aber ist der helle Wahnsinn. Dazu folgendes Beispiel: Derzeit werden weltweit 88 Mio. Fass Erdöl pro Tag gefördert, das sind etwa 1,5 Liter pro Tag und Erdenbewohner, zum Verbrauch stehen effektiv etwa 1,2 Liter zur Verfügung. Ein SUV verbrennt auf 100 Kilometer im Durchschnitt 15 Liter. Der Fahrer hat seinen täglichen Anteil bereits nach etwa acht Kilometern verbraucht. Immer unter der Annahme, dass er in einer ungeheizten Wohnung lebt, nur kalt duscht, kein Fleisch isst und nicht fliegt und …! Aufgrund der tiefen Effizienz verwertet der SUV letztlich nur ein Prozent der eingesetzten Primärenergie sinnvoll. 99 % bläst er in die Atmosphäre. Und damit stehlen wir unseren Kindern und Enkeln ihre Zukunft. Die Welt gehört nicht uns, sondern denen, die nach uns kommen! Auf einer endlichen Erde mit endlichen fossilen Ressourcen und stetig deutlicher werdendem Klimawandel braucht es Sorge und Verantwortung für die nächsten Generationen. In der goldenen Regel der Bergpredigt von Jesus (Mt 7, 12) kommt dies Ansinnen gut zum Ausdruck: «Was du willst, dass andere für dich tun, das tue ihnen auch!» Wir geben die Erde als Leihgabe unseren Kindern und Enkeln dereinst zurück, aber wie? Sie werden über unsere Generation nur den Kopf schütteln. Daher müssen wir aufhören mit diesem Irrsinn von SUVs auf bestens asphaltierten Strassen und nicht vorhandenen Parkplätzen in den Städten, denn diese Monster von Autos bringen kein Prestige (man möchte doch so gerne beneidet werden), sondern wer darin sitzt, wird von Jungen und weisen Alten als Wahnsinniger angesehen.Christian WermbterPfarrer in Rheineck

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