12.02.2020

Die entspannte Indie-Pop-Band

Bright aus St. Gallen machen Indie-Pop ohne grosse Gesten. Ihr neues Album entstand in einem Altstätter Bauernhaus.

Von Roger Berhalter
aktualisiert am 03.11.2022
Roger BerhalterAn dieser Band ist nichts Böses, nichts Düsteres, nichts Bedrohliches. Schon der Bandname deutet es an: Bright heisst auf Deutsch hell, heiter und froh. «Wir sind keine laute, sondern eine bewusst ruhige Band», sagt Stefan Eberhard, der Songschreiber und Sänger der St. Galler Indie-Pop-Gruppe. «Wir mögen Harmonien, und unsere Musik hat auch poppig-kitschige Elemente, das gefällt uns.»Der 35-Jährige ist im Interview die Ruhe selbst. Er antwortet mit der Gelassenheit eines Musikers, der nicht von der Musik leben muss, und den kommerzielle Überlegungen nicht zu kümmern brauchen. «Wir sind nicht wirklich gross und nicht wirklich bekannt. Dafür gibt es uns immer noch», bringt Eberhard Bright auf den Punkt.In der Tat zählen Bright zu den langlebigsten Stadtsanktgaller Bands. Seit 15 Jahren spielen sie in fast unveränderter Besetzung und bilden nicht nur eine Band, sondern auch eine verwandtschaftlich verknüpfte Bande. Stefan Eberhards Bruder sitzt am Schlagzeug, dazu kommt mit Reto und Markus Langenegger ein weiteres Bruderpaar. Die Anfänge von Bright gehen noch auf Jungwacht-Zeiten zurück, und bis heute pflegen die fünf Musiker ihr Ritual: einmal pro Woche Probe in einem Keller in St. Georgen.Seit 2007 haben Bright vier Alben aufgenommen. «Expectations» heisst die neuste Veröffentlichung. Die elf Songs überzeugen mit schwelgerischen Gitarren, verträumtem Gesang und souveränen Arrangements. In vier Tagen war das Album im Kasten. Bright haben sich dafür in ein Bauernhaus in Altstätten zurückgezogen, das ihnen die befreundete Band Fraine vermittelt hatte. Ein Privathaus, das der Besitzer den Musikern kostenlos zur Verfügung stellte. Bright räumten die Stube leer, stellten ihre Instrumente auf den Holzboden und spielten mit Aussicht aufs Rheintal vier Tage lang ihre Songs. Diese hatten sie zuvor so lange geprobt, «bis wir sie im Schlaf konnten» (Eberhard). Sie spielten, nahmen auf, spielten erneut, nahmen erneut auf – bis alle zufrieden waren. Dann machten sie sich an den nächsten Song. So ist «Expectations» ein fast durchgängig live eingespieltes Album geworden mit kaum nachträglicher Bearbeitung. Das hört man. Die Produktion klingt längst nicht so geschliffen, wie es heute üblich ist. Doch hat die Musik ihren eigenen Charme. Sie ist harmonisch, aber nie zu gefällig. Sie fliesst dahin, wird aber nie langweilig. Und sie tönt so kompakt, wie es eben tönt, wenn Musiker seit 15 Jahren zusammenspielen. Stefan Eberhard zeigt sich denn auch zufrieden mit dem Album: «Es ist authentisch und das Ehrlichste, was wir machen konnten.»Die wahre Liebe gefundenZum ersten Mal singt Eberhard von der Liebe, gleich in mehreren Songs. Am offensichtlichsten in «I Found Love», einer Zusammenarbeit mit dem St. Galler Rapper CRF von den Bungle Brothers. «Bisher habe ich mich das nicht getraut. Aber jetzt weiss ich, was Liebe ist, jetzt kann ich darüber singen», sagt Eberhard. Er hat keine gescheiterte Beziehung hinter sich, auch keine frisch verliebten Höhenflüge. Vielmehr meint er die Liebe zu seiner Frau und den Kindern. Das ist entwaffnend offen, eben so wie Bright: nicht böse, nicht düster, nicht bedrohlich, sondern einfach schön.Hinweis13.3., Treppenhaus Rorschach; die CD ist erhältlich unter www.bright-music.ch

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