Eichenwies ist nicht Oberriet. Eichenwies ist Eichenwies. Die Gemeinde Oberriet bekennt sich zwar als Fünf-Dörfer-Gemeinde, in welcher Eichenwies eines der fünf Dörfer ist. Eichenwies und Oberriet sind aber dermassen zusammengewachsen, dass der Ortsunkundige sich nicht bewusst ist, dass er vom einen Dorf ins andere kommt – zumal Ortstafeln zwischen Oberriet und Eichenwies fehlen. Kommt hinzu, dass an der Hauptstrasse von Altstätten her eingangs Eichenwies «Oberriet» steht und nicht «Eichenwies». Den Eichenwieser Hanspeter Gschwend stört das. An der Bürgerversammlung der Ortsgemeinde Eichenwies und an der Vorversammlung in Montlingen regte er an, das Schild auszuwechseln.Selbst Zuzüger denken, sie wohnen hier in OberrietEichenwies drohe die Identität verloren zu gehen, meint Gschwend. Dies belegt er mit dem Werbeortsplan, der alle paar Jahre in alle Haushalte geht. Darauf sind zwar Weiler wie Kobelwies und Freienbach verzeichnet. Eichenwies, immerhin ein Dorf mit über 1500 Einwohnern, hingegen nicht. Und im Strassenverzeichnis des Plans sind die Eichenwieser Strassen unter Oberriet aufgeführt. «Es gibt Zuzüger, die sich nicht bewusst sind, dass sie nicht in Oberriet, sondern in Eichenwies wohnen», sagt Gschwend.Eichenwies ist nicht der einzige Ort, der um seine Identität kämpft. Lüchingen focht lange dieselben Sträusse aus. Dort wehrte man sich erfolgreich für die Eigenständigkeit der Primarschule. Metzgerei, Bank und Post hingegen verlor man. Immerhin ist Lüchingen nach wie vor noch – im Gegensatz zu Eichenwies – im Postleitzahlenverzeichnis aufgeführt, mit der Postleitzahl von Altstätten zwar, aber mit eigener Ortsbezeichnung. Und an der Hauptstrasse existiert Lüchingen als eigenständiges Dorf. Ungenau wird’s am Berg: An der Heidenerstrasse steht am Ortseingang unter der Burg nicht etwa «Lüchingen», sondern «Altstätten».Es sei durchaus möglich, dass die Ortssignalisation nicht überall tadellos sei, hält Andreas Rutz von der Abteilung Verkehrstechnik der Kantonspolizei auf Anfrage fest. Bekomme man Ungereimtheiten gemeldet, gehe man der Sache aber nach. Die Ortstafel an der Staatsstrasse eingangs Eichenwies auszuwechseln, schliesst er nicht aus. Es sei aber an der Gemeinde, dies zu beantragen, wobei jene das Gebiet des Dorfes eindeutig zu bezeichnen habe.Allerdings könnte zur Knacknuss werden, wo danach die Ortstafel für Oberriet platziert werden soll. Die Dörfer trennt nämlich keine gerade Linie: westlich der Staatsstrasse gilt die Eichbergstrasse als Grenze zwischen den beiden Dörfern und östlich der Staatsstrasse die Bahnhofstrasse. Auf einer Länge von rund 130 Metern entlang der Staatsstrasse ist auf der einen Strassenseite Oberriet und auf der andern Eichenwies – wo also stellt man die Ortstafel hin?Für solche Fälle gebe es die Möglichkeit, beide Orte auf der Ortseingangstafel zu nennen, also «Eichenwies – Oberriet», schlägt Andreas Rutz vor.Das Ego am Strassenrand kostet nicht die WeltJedenfalls hätte die Gemeinde die Kosten für die Neubeschilderung zu tragen. Ein Ortseingangsschild kostet, je nach Grösse und Ausführung, zwischen 180 und 270 Franken. Hinzu kommen allfällige Kosten für Rahmen, Ständer und Fundament. Eichenwies wieder zu seiner früheren Bedeutung zu verhelfen, wenigstens am Ortseingang, kostet also nicht die Welt. Hanspeter Gschwend ist sich durchaus bewusst, dass dies nicht die vordringlichste Aufgabe des Gemeinderates ist. Eichenwies’ Ortsbürgerpräsident Philipp Kluser hat sich an der Bürgerversammlung Anfang März dennoch bereiterklärt, das Anliegen dem Gemeinderat zu unterbreiten.