13.08.2021

Die Dienstbahn fuhr einst bis Haag

1978 wurden die Gleisanlagen des Rhybähnli zwischen Haag und Rüthi abgebrochen. Einige Überbleibsel sind dennoch zu finden.

Von Corinne Hanselmann
aktualisiert am 03.11.2022
Corinne Hanselmann Die Strecke der Dienstbahn der Internationalen Rheinregulierung (IRR), teilweise unter Federführung der St. Gallischen Rheinkorrektion (SGRK), führte einst von Haag bis an den Bodensee. In Haag stand das südlichste mit dem Streckennetz verbundene Kieswerk, nördlich des heutigen Einkaufszentrums, zwischen Autobahn und Rheindamm. In Salez betrieb die Kies AG ein Kieswerk mit Normalspuranschluss an das Netz der Schweizerischen Bundesbahnen, aber auch an das schmalere Schienennetz der Dienstbahn war es angeschlossen. Entstanden waren die Anschlüsse in den 1950er-Jahren im Rahmen der Bewirtschaftung des Geschiebes aus dem Rhein. Die grösste Ausdehnung des Netzes geht auf die Nutzung zurück: Einerseits wurden Steine für den Eigenbedarf der IRR transportiert, andererseits Kies für die Bauwirtschaft durch den Kanton St. Gallen. «Spuren dieser Bahnstrecke sind heute noch zu finden», weiss Pascal Hardegger. Der Salezer ist Aktuar des Vereins Rhein-Schauen und selber Lokführer des Rhybähnli. Zusammen mit der Schreibenden begibt er sich im Gebiet Salez, Sennwald und Lienz auf Spurensuche. Beim Steinbruch Lienz stehen alte Wagen«Durch den Tunnel bei der Rheinbrücke Salez–Ruggell, durch den heute der Veloweg führt, ist früher die Dienstbahn gefahren», weiss Pascal Hardegger. Etwas weiter rheinabwärts, direkt neben dem Damm, war einst der Standort des Kieswerks. Hardegger geht der Linienführung entlang und findet zwischen Acker und Waldrand prompt ein Metallstück mit Schraube, das aus der Zeit des Gleisanschlusses stammt: «Das ist eine Schienenschraube zur Befestigung der Schiene auf der Schwelle», weiss der Fachmann. Stellenweise ist hier auch noch der Schotterdes Gleisbetts zu sehen.Die Dienstbahn war auch an den Steinbruch Lienz angeschlossen. Hier sind unter anderem die ehemaligen Dienstgebäude noch vorhanden. Auch stehen hier noch ein Stapel alter Schienen und unter der Autobahnbrücke einige alte Bahnwagen mit Kippmulde, wie ein Augenschein zeigt. Etwas unterhalb des Zolls Lienz fliesst unter einer Brücke hindurch der Werdenberger Binnenkanal in den Rhein. «Diese Brücke ist massiv gebaut. Rüber fuhren früher die Züge der Dienstbahn. Bis vor einigen Jahren waren auf der Brücke sogar noch Schienen zu sehen», so Pascal Hardegger.Werkbahnen für das WasserbauwesenFrühe Hinweise auf Werkbahnen im Werdenberg und der weiteren Region, also im St. Galler Rheintal, finden sich im Zusammenhang mit der Rheinkorrektion und dem Bau des Werdenberger Binnenkanals etwa um 1880. Die Dienstbahn der IRR gilt unter den Werkbahnen als Unikum, schrieb Anton Heer im Werdenberger Jahrbuch 2001. Vom Einsatz her gesehen müsste die unter dem volkstümlichen Namen «Rhybähnli» bekannte Dienstbahn den Baubahnen zugeordnet werden. Baubahnen zeichnen sich aber typischerweise durch sehr begrenzte Netzlängen ebenso aus wie durch ihre kurzen, über einige Monate oder vielleicht wenige Jahre dauernden Einsätze. Das Rhybähnli besteht aber seit über 120 Jahren und hat zurzeit eine Netzlänge von rund 35 Kilometern, so Heer weiter. Es passe in kein Schema, das Rhybähnli sei einmalig. Die Gleisanlagen der Dienstbahn zwischen Haag und Rüthi wurden im Jahr 1978 abgebaut, heisst es im Werdenberger Jahrbuch.

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