30.07.2018

Die Bundesfeier anno 1968

Seit 1891 wird in der Schweiz der 1. August als Nationalfeiertag begangen. Vor 50 Jahren standen traditionelle Elemente wie Festrede, Liedvorträge und das gemeinsame Singen der Nationalhymne im Mittelpunkt.

Von Benjamin Schmid
aktualisiert am 03.11.2022
Benjamin SchmidBesinnliche Worte eines prominenten Redners oder einer Rednerin aus dem politischen oder kulturellen Leben waren damals schon wichtig. Musik und Liedervorträge umrahmten die Reden, das gemeinsame Singen der Nationalhymne bildete den Abschluss der Feier.Unterhaltsames Volksfest in AltstättenZum ersten Mal veranstaltete der Verkehrsverein Altstätten ein un­terhaltsames Volksfest mit Musik und Tanz. Dies schien vor allem bei den Jungen sehr gut anzukommen, denn es war die Rede von fünfmal mehr Gästen als bei früheren Bundesfeiern. Der Reinerlös des Abends sollte der geplanten Erholungs- und Sportanlage zugutekommen. Dieses Vorhaben machte Andreas Schlegel, Präsident des Verkehrsvereins, zum Thema seiner Festansprache. Durch ein gemeinsa­-mes Vorhaben erhalte die Feier Sinn.Höhepunkt war die Verlesung des Bundesbriefes von 1291. Die Stadtmusik umrahmte musikalisch. Vom Suruggen herunter grüsste ein Höhenfeuer. Nicht fehlen durfte die Landeshymne – und für die Jugend ein Feuerwerk. Dank der Tanzkapelle Forstbuebe kamen die Tanzlus­tigen voll auf die Rechnung, während die älteren Jahrgänge an den Tischen in angeregtem Gespräch die Geselligkeit pflegten.Die Bundesfeier in Widnau litt in den 60er-Jahren an Schwindsucht. Dies änderte sich 1968, als der Verkehrsverein der Feier eine neue Attraktivität zu verleihen vermochte. Während die älteren Kinder mit Fackeln ausgerüstet dem Gemeindeplatz zustrebten, hat­ten die jüngeren Lampions da­bei. Aus allen Himmelsrichtungen strömten die Lichterketten gleichzeitig auf dem Platz ein. Nach Einbruch der Dunkelheit wurde ein Funken entfacht. Kaplan Kretz wandte sich in einer kurzen und markanten Rede an die Jugend. Er weigere sich, sagte der Redner, zu glauben, dass die heranwachsende Generation schlechter sei als frühere. Aber vielleicht kritischer. Nur wenn der Jugend Vertrauen entgegengebracht, mit ihr zusammengearbeitet und sie akzeptiert werde, könne man die Zukunft meistern. Gegen 1000 Besucher fanden sich zum Schweizerpsalm ein und genossen als Schlussakkord ein kleines Feuerwerk.Ökumenischer Gottesdienst in BalgachDer Bundesfeiertag begann zunächst in der katholischen Pfarrkirche, wo ein recht gut besuchter ökumenischer Gottesdienst stattfand. In prägnant kurzer Form wies Pfarrer Bischof auf die Einmaligkeit der Eidgenossenschaft hin. Pfarrer Frei aus Rebstein zeigte an Beispielen, wie auch hierzulande noch immer Gewalt und Macht regierten.Dann hatte die Jugend das Wort. In der «Traube» spielte die Kapelle Calaveras und dazu wurde getanzt. Es ent­wickelte sich eine frohe Stimmung, und die Mannen des Kochklubs führten in der Festwirtschaft Regie.Traditionelle Feier in DiepoldsauErfreulich viel Volk kam auf den Dorfplatz, begleitet von feierlichem Geläute der Kirchenglocken. Der Musikverein eröffnete die Feier mit einem Marsch. Im Mittelpunkt der Feier stand die Ansprache von Gemeindeammann Spirig. Von der Armut der Urschweizer ausgehend, bezeichnete der Redner die Gegenwart als glücklich, verglichen mit dem Leid, Hunger und Krieg bei anderen Völkern. In Zukunft brauche es neue Kräfte, neue Ideen und Strukturen sowie die Assimilierung der Gastarbeiter. Nach der Rede bewegte sich ein Fackelzug auf den Platz. Mit dem Gesang des Schweizerpsalms endete die Feier.Keine eigene Feier mehr in Heerbrugg?Sind Bundesfeiern überholt?, fragte sich der Berichterstatter 1968. Die Mitgliederzahl der mitwirkenden Vereine hielt derjenigen der Zuhörer ungefähr die Waage. Pfarrer Michael Schwarz sagte dem in 1.-August-Reden oft gepflegten Heldenmythos den Kampf an. Scharf geisselte er die Diskriminierung der Menschenwürde durch Rassenhass und religiöse Intoleranz, ebenso wie das bis dato noch fehlende Wahl- und Stimmrecht der Frau in eidgenössischen Angelegenheiten. Er forderte einen vermehrten Schutz der Minderheiten. Während der Feier zogen jugendliche Fackel- und Lampionträger den Brändliweg zum Känzeli hinauf, wo sie den Funken entzündeten. Der Leuchtzug bewegte sich dann wieder talwärts, wo zum Abschluss der Schweizerpsalm gesungen wurde.

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