25.07.2022

Die Bronzezeit in die Gegenwart geholt

Schon vor 3000 Jahren wurde auf dem Montlinger Bergli Handel getrieben. Die damalige Landschaft spiegelt heute ein Diorama.

Von Monika von der Linden
aktualisiert am 02.11.2022
Es lohnt sich gewiss, einen Ausflug auf das Montlinger Bergli zu unternehmen. Seit es vor etwa drei Jahren aufgewertet wurde, übt es eine noch grössere Anziehung auf die Menschen aus. Wer den Türli-und-Flidari-Weg abschreitet und es hoch bis zur neu errichteten Plattform schafft, geniesst einen einmaligen Blick über das Rheintal.Dass viele Spaziergängerinnen und Spaziergänger auf dem Bergli Erholung suchen und die Tiere im renaturierten Gebiet beobachten, ist Daniel Kühnis dieser Tage noch mehr als sonst aufgefallen. Zu Ferienbeginn hat der Präsident des Krippenbauvereins Montlingen-Eichenwies mit Bernadette und Otmar Keel sowie seiner Tochter Lea Kühnis viele Stunden im neu errichten Stall auf dem Bergli verbracht. Als dieser vor drei Jah­-ren einen ausgedienten ersetzte, baute die im Krippenhandwerk versierte Gruppe dort ein Diorama auf. Sie agierte im Auftrag des Museumsvereins Montlingen; er finanzierte das Material und Figuren. Das Modell stellt das Leben auf dem Bergli in der Bronzezeit dar. Nun haben die Freiwilligen um Daniel Kühnis die Modelllandschaft um zwei Gebäude ergänzt und einige Schäden behoben.Das ganz Bergli wurde gescanntWie das Fleckchen Erde vor 3000 Jahren aussah und genutzt wurde, ist wissenschaftlich erforscht. Im letzten Jahrhundert wurden Ausgrabungen getätigt. Unter anderem förderte man dabei einen Krug zutage. Auch er taucht als Nachbau im Diorama auf. Weiter veranlasste das Amt für Archäologie des Kantons St. Gallen, dass der gesamte Berg professionell gescannt wurde. Die daraus gewonnen, präzisen archäologischen Daten sind Grundlage des originalgetreuen Modells.[caption_left: Wachtablösung: Ein Krieger in eiserner Rüstung (oben) passt nicht in die Bronzezeit. Die Figur wurde ersetzt.]Erst im letzten Jahr hatte der Verein eine Krippe für die Kapelle der Schweizergarde in Rom gebaut. Die Technik, mit der sie die zwei Gebäude aus der Bronzezeit so stilecht wie massstabsgetreu nachgebaut und in die Landschaft eingepasst haben, ist die gleiche.Eine kleine Änderung haben sie allerdings vorgenommen. Im Original war ein Gebäude in Wohnung und Stall unterteilt. «Wir zeigen im ganzen Langhaus, wie die Menschen in der Bronzezeit lebten, um einen möglichst guten Eindruck zu vermitteln», sagt Daniel Kühnis. In den Räumen steht ein Bett und es brennt ein Feuer. Weiter ist zu sehen, wie jemand webt, holzt oder nach getaner Arbeit etwas trinkt. Im Freien stehen Steinböcke, Schafe und Geissen. «Auf  Hühner haben wir verzichtet.» Sie kamen erst im achten oder neunten Jahrhundert vor Christus aus Asien nach Europa. Originalstandort wird im Gelände markiertDamit die Besucherinnen und Besucher sich vorstellen können, wie gross das originale Langhaus war, markieren die Modellbauenden den Standort im Gelände auf dem Bergli. «Anhand von GPS-Daten errichten wir es genau dort, wo das Haus vor 3000 Jahren stand», sagt Daniel Kühnis. «Man fand auch heraus, dass hier oben Handel getrieben wurde.»Als die Krippenbauenden einmal am Werk waren, behoben sie gleich auch einige Schäden. Zum Beispiel funktionier­-te die Elektronik nicht mehr. «Mäuse hatten die Kabel durchgefressen», sagt Daniel Kühnis. Die neu verlegten Kabel sind jetzt in einer Sockelleiste vor Nagern geschützt. Weiter hat man die ausgebleichten Bäume und Sträucher aus Hirschheidestauden mittels Airbrush aufgefrischt und mit Mattlack versiegelt. «Sie sollten nun länger schön bleiben.»Und zu guter Letzt stehen nun auch die richtigen Krieger im Gelände. Zunächst waren drei Figuren geliefert worden, die eine Eisenrüstung trugen. «Die passen nun wirklich nicht in die Bronzezeit», sagt Daniel Kühnis. Sie sind ersetzt. «Jetzt stehen endlich die richtigen Bronzekrieger auf dem Wall des Modells.»Der Stall ist bei schönem Wetter tagsüber von Ostern bis November öffentlich zugänglich. www.museum-montlingen.ch

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