30.09.2019

Die Borkenkäfer wüten wie noch nie

Der Holzmarkt leidet ohnehin schon – und dieses Jahr schafft der Krummzähnige Weisstannen-Borkenkäfer noch zusätzliche Probleme.

Von Kurt Latzer
aktualisiert am 03.11.2022
Kurt LatzerOberhalb der Hinterhard-Hütte der Ortsgemeinde hallen Motorsägen aus dem Wald, unterbrochen von Rufen der Forstarbeiter. Der typische, harzgetränkte Duft nach frisch bearbeitetem Rundholz liegt in der Luft. Von der Werkstrasse aus bergwärts erstreckt sich eine breite Schneise, auf der nur noch Wurzelstöcke an den einstigen Baumbestand erinnern.Weiter oben, der Hügelspitze zu, liegen gefällte Baumstämme, die in nächster Zeit mit der Drahtseilbahn zum Sammelplatz transportiert werden. Am Fusse des Kahlschlags steht Josef Benz, Förster und Geschäftsführer der Rheintal Forst AG. Ihm macht die Situation zu schaffen. «So etwas wie in den letzten zwei Jahren habe ich in den 21 Jahren, in denen ich in der Region bin, noch nicht erlebt», sagt er.In anderen Gebieten wütet der BuchdruckerDas Waldstück der Ortsgemeinde Rebstein ist stark vom Krummzähnigen Weisstannen-Borkenkäfer befallen. Zudem: «Bei den Rottannen, die auch befallen sind, wenn auch hier zahlenmässig nicht so sehr, macht uns ein anderer Borkenkäfer, der Buchdrucker, zu schaffen», sagt Benz.Andere Forstgruppen seien etwa in St. Margrethen und Balgach mit dem Fällen von Rottannen beschäftigt. «Dort gibt es ganze Nester von Buchdruckern mit 60 bis 70 Kubikmetern befallenem Holz», sagt der Förster. Durch das Holzen entstehen in den Wäldern riesige Löcher, was zu Problemen beim verbleibenden Bestand führen kann. Die Standorte werden wegen der Löcher sehr warm, das Klima im Wald ändert sich und führt zu Problemen bei der Wahl der Baumarten. «Bei der Wiederaufforstung arbeiten wir in erster Linie mit Naturverjüngung. Im «Hinterhard» werden wir zusätzlich Lärchen, Douglasien und einzelne Eichen setzen», sagt Benz. Damit verhindere man, dass später wieder fast nur Weiss- und Rottannen im Wald stehen.Millionen Kubikmeter Käferholz auf dem Markt«Schöne Weisstannen sind gesucht. Wegen der Qualität schauen wir das Holz mit möglichen Käufern an. Einen Teil kann man allenfalls als Rammholz verwenden, den Rest verarbeiten wir zu Energieholz», sagt der Rheintal-Forst-Geschäftsführer. Beim Rammholz sei man auf Kunden angewiesen, die explizit Schweizer Holz möchten. «Wegen des ausländischen Holzes ist das noch mehr unter Druck geraten. Bei jedem Arbeitsgang sind wir im Vergleich zu Österreich und Deutschland fünf Franken teurer», sagt Benz. Weil man den Borkenkäfern in ganz Europa zu Leibe rückt, überschwemmen Millionen Kubikmeter Holz den Markt. Wie ist die Situation im Einzugsgebiet der Rheintal Forst AG? «Wir haben in Lüchingen bereits 150 Kubikmeter Borkenkäferholz gefällt, hier in Rebstein sind es 200, in Balgach 100 und im August haben wir in St. Margrethen 150 Kubikmeter Holz geschlagen», sagt Benz. Auch Zürich und Schaffhausen hätten Zehntausende Kubikmeter Holz, das auf den Markt kommt. Diese Dimensionen habe er in seinen Jahren als Förster noch nicht erlebt; die Situation sei deprimierend.Gerade in solchen Zeiten sei die Weitsicht der Waldbesitzer gefordert. Diesbezüglich windet der Geschäftsführer der Rheintal Forst AG der Ortsgemeinde Rebstein ein Kränzchen. «Obwohl es zurzeit defizitär ist, hat der Ortsverwaltungsrat beschlossen, die vom Borkenkäfer befallenen Weisstannen zu fällen und so dem Wald Sorge zu tragen, ihn den nächsten Generationen zu erhalten», sagt Benz.

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